Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
ihre Aufregung kaum im Zaum halten. Auf keinen Fall wollte sie dem Anwalt von der Toten erzählen, darum sagte sie: „Ich möchte gerne wissen, in welcher Angelegenheit Sie Sarah Miller aufgesucht haben.“
Die Augenbrauen des Anwaltes schossen nach oben, seine Stimme klang kühl, als er sagte: „Darüber müssen Sie mit Miss Miller selbst sprechen, denn das unterliegt selbstverständlich meiner Schweigepflicht.“
„Das ist nicht mehr möglich“, sagte Mabel leise. „Sarah Miller kam nach Lower Barton, seit ein paar Wochen ist sie jedoch spurlos verschwunden. Ich … wir sind in großer Sorge um das Mädchen.“
Mr Trengove zuckte die Schultern und erhob sich, ein deutliches Zeichen, dass er das Gespräch für beendet erachtete.
„Es tut mir leid, Ihnen nicht helfen zu können, Mrs …?“
„Clarence, Mabel Clarence“, ergänzte Mabel, der erst jetzt auffiel, dass sie sich bisher nicht vorgestellt hatte. „Bitte, Mr Trengove, ich weiß, dass sich Sarah aufgrund Ihres Besuches entschloss, nach Cornwall zu reisen. Es ist wichtig zu wissen, was ein Anwalt Ihres Formats mit einem Mädchen wie Sarah zu tun hat.“
Mr Trengove ging zur Tür und öffnete sie, und Mabel blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
„Fragen Sie Ihre Cousine, Lady Tremaine. Ich denke, Miss Miller wird mit ihr gesprochen haben. Ich habe es ihr überlassen, Lady Tremaine zu informieren. Es wundert mich allerdings, nichts mehr von Miss Miller gehört zu haben. Offenbar fand zwischen den beiden Damen eine Einigung statt, die meiner Hilfe und meiner Unterstützung nicht bedurfte, oder sie hat einen meiner Kollegen zu Rate gezogen.“
„Von welcher Einigung sprechen Sie?“ Ihre Stimme war atemlos. „Was haben meine Cousine und Sarah Miller miteinander zu tun?“
Alan Trengove sagte kühl: „Ich muss Sie jetzt wirklich bitten zu gehen.“
Eine Sekunde später stand Mabel im Empfangsraum, und der Anwalt hatte die Bürotür hinter sich geschlossen. Die Sekretärin warf ihr einen flüchtigen Blick zu, in dem Mabel so viel las wie „Ich habe es Ihnen doch gesagt“, und Mabel verließ aufgewühlt die Kanzlei. Dass Mr Trengove Abigail vertrat, überraschte Mabel nicht, denn ihre Cousine war ein passendes Klientel für Trengove, wo war die Verbindung jedoch zu Sarah Miller? Was hatte Sarah von dem Anwalt erfahren, woraufhin sie nach Higher Barton kam, um mit Abigail zu sprechen? Und, vor allen Dingen, warum behauptete Abigail, das Mädchen nicht zu kennen?
Mabel betrat einen Coffeeshop und kaufte sich einen Milchkaffee zum Mitnehmen. Sie hatte jetzt keine Ruhe, um sich an einen der Tische zu setzen. In Gedanken versunken ging sie die Fußgängerzone zum Parkhaus entlang, dabei nippte sie immer wieder an dem brühend heißen Kaffee.
„Fragen Sie Ihre Cousine …“ Die Worte hallten in Mabels Kopf nach. Der Verdacht, Sarah könne jemanden erpresst haben, nahm immer größere Gestalt an. Und dieser Jemand schien Abigail Tremaine zu sein. Was konnte das Mädchen gewusst haben, das Abigail schaden konnte? Deren Verhältnis zu Justin Parker konnte es nicht sein. In einer solch privaten Angelegenheit war sicher keiner der renommiertesten Anwälte Cornwalls involviert. Nein, es musste etwas Größeres sein, etwas, von dem ihre Cousine nicht wollte, dass es ans Tageslicht kam. Obwohl alles gegen Abigail sprach, wehrte Mabel sich vehement dagegen, ihre Cousine als Mörderin in Betracht zu ziehen.
Zurück im Hotel erwartete Mabel eine Nachricht, die ihr John Shaw überreichte.
„Es wurde für Sie angerufen, Miss“, sagte er. „Ich habe es notiert.“
Komm zurück nach Higher Barton. Es ist ein Skandal, wenn meine einzige noch lebende Verwandte im Hotel wohnt. Abigail
. Mabel seufzte. Für Abigail war es bezeichnend, dass sie auf ihren Ruf bedacht war. Sie wollte Mabels Rückkehr nicht, weil sie mit ihr zusammen sein wollte, sondern weil die Leute reden könnten. Trotzdem würde Mabel der Aufforderung folgen. Ihre neusten Erkenntnisse machten es erforderlich, auf Higher Barton zu sein, denn nur dort konnte sie herauszufinden, was Sarah Miller und Abigail verband. John Shaw war zwar etwas pikiert, als Mabel die Rechnung verlangte und so rasch wieder auszog, half ihr aber, das Gepäck zum Wagen zu tragen. Mabel wollte gerade einsteigen, als Victor Daniels die High Street entlangkam. Mabel konnte ihm nicht ausweichen, denn der Tierarzt hatte sie bereits entdeckt.
„Die kleine Lucky können Sie jetzt holen, wenn Sie sie noch
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