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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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erschien, um einen sauberen Aschenbecher zu bringen, schickte sie ihn mit einem Winken fort.
    »Also, señor Chief Inspector, was wollen Sie von mir über diese furchtbare Nacht vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden wissen?«
    »Es ist nur Inspector Diaz.« Er lächelte. »Aber bitte sagen Sie Hector zu mir.«
    »Da ich nicht mal meinen Priester, mi abogado oder mi ginecólogo mit ihren Vornamen anrede, bin ich mir nicht sicher, ob ich bei Ihnen damit anfangen sollte.«
    »Wie Sie wollen.« Diaz hob in einer besänftigenden Geste die Hände. »Erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt haben, als Sie um zwei Uhr morgens durch den jardín gelaufen sind.«
    »Leo war ziemlich betrunken, als wir das Restaurant gegen halb zwei verlassen hatten.«
    »Scheint eine Gewohnheit von ihm zu sein.«
    »Seien Sie nicht so gehässig. Einige Leute trinken maßlos, andere vögeln wild herum, wiederum andere spritzen sich Heroin. Wir alle haben unsere dunklen Seiten. Ich hatte ebenfalls getrunken, wenn auch nicht ganz so heftig wie Leo. An diesem Abend hat er mich ständig begrabscht wie der letzte Penner.«
    »Und wer ist jetzt gehässig?«
    Consuela nippte an ihrer Margarita, ließ sich die pikanteMischung langsam über die Zunge rinnen und erforschte die verzwickten Geschmacksnuancen. Limettensaft mit der metallischen Note einer Kupfermünze, Tequila aus blauen Agaven wie ein langer Kuss.
    »Es war furchtbar kalt und feucht letzte Nacht«, berichtete sie. »Ich hatte nur ein kleines trägerloses Ding und einen dünnen Schal am Leib. Ich erinnere mich noch, dass ich halb erfroren und äußerst schlecht gelaunt war. Dass ich mir gewünscht habe, wir hätten ein Taxi genommen. Direkt vor dem jardín sind wir an einem privaten Wachmann vorbeigekommen.«
    »Woher wussten Sie, dass es ein Wachmann und kein Polizist war?«
    »Weil er nicht wie ein Polizist ausgesehen hat.«
    »Wie hat er denn ausgesehen?«
    »Eben wie ein Wachmann.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Nein, wohl nicht. Er hat mir mit seiner Taschenlampe direkt ins Gesicht geleuchtet. Dann hat Leo versucht, mich zu befummeln. Ich war total sauer und bin die Stufen zum jardín hochgelaufen. Ich wollte nur noch zurück in mein Hotelzimmer und mich unter einem dicken Stapel von Decken verkriechen.«
    Diaz gab dem Barkeeper ein Zeichen, ihnen eine weitere Runde Margaritas zu bringen.
    »Oben am Ende der Treppe hatte ich Leo schon wieder am Hals«, fuhr Consuela fort. »Ich habe ihn weggestoßen und bin in den jardín hineingegangen. Dann habe ich ihn etwas schreien gehört. Ich habe mich umgedreht und die Umrisse eines Mannes gesehen, der die Straße unter ihm entlanggegangen ist.«
    »Unten auf der Calle San Francisco ?«
    »Wie auch immer die Straße heißt.«
    »Woher wussten Sie, dass es ein Mann war?«
    »Sein Körperbau. Die Art, wie er sich bewegt hat. Glauben Sie mir, es war ein Mann. Ich kenne den Unterschied zwischen Männern und Frauen.« Sie bedachte Diaz mit einem missbilligenden Blick. »Er hatte ein weißes Hemd oder eine weiße Jacke an. Deshalb konnte ich ihn trotz des Nebels so deutlich sehen.«
    »Konnten Sie sein Gesicht erkennen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein! Er ist nur durch den Lichtkegel einer einzelnen Laterne auf der anderen Straßenseite gegangen. Und es hat genieselt. Glauben Sie, dass er es getan hat?«
    »Wer?«
    »Der Mann, von dem ich Ihnen gerade erzählt habe.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Vielleicht war es dann der Wachposten?«
    Diaz zündete sich eine neue Montana an, ohne auf ihre Frage zu antworten. Der Rauch der Zigarette stieg ihm in die Augen, und er kniff sie zusammen. Ihr Gespräch führte nirgendwo hin. Plötzlich glaubte er, die Nacht wie ein schweres Gewicht auf seinem Gehirn und seinen Hoden lasten zu spüren. Er fand Consuela auf die gleiche Art attraktiv, auf die der Anblick einer überreifen Mango eine unvorstellbare Süße verspricht. Aber er wusste nicht, ob er überhaupt in der Lage war, die körperliche oder mentale Kraft aufzubringen, um herauszufinden, ob das Bild der Realität entsprach.
    »Danach wird alles ein bisschen verschwommen«, erzählte Consuela weiter. »Da war die Leiche dieses Mädchens oder der jungen Frau, die da in der Dunkelheit lag. Dann der schreckliche Anblick ihrer Verstümmlung. Ich habe angefangen zu schreien und konnte einfach nicht mehr aufhören.Da hat Leo mich geschlagen. Der Bastard! Sehen Sie! Ich habe immer noch einen blauen Fleck

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