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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Bürgermeisterratte. Ihr klebriger, irgendwie sirupartiger Klang hatte die gleiche Wirkung auf Diaz wie Blut im Meerwasser auf einen vorbeischwimmenden Hai. Er durchquerte den Raum mit schnellenSchritten und betrat sein Büro, aufgeladen mit Adrenalin, bereit zum Angriff. Cedillo hatte seine bevorzugte Machtposition eingenommen: im Bürosessel hinter dem Schreibtisch zurückgelehnt, die Füße in den Schuhen aus Alligatorleder auf der Schreibtischkante. Ihre Augen begegneten einander mit eingespielter Feindseligkeit.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du meinen Tisch räumen würdest«, sagte Diaz.
    Don Cedillo ließ den Sessel zurück in die Waagerechte kippen und umrundete mit gelassenen Schritten den Schreibtisch. »Es war der bequemste Platz im Revier. Und da du ihn nicht gebraucht hast …«
    Diaz umrundete den Tisch in der entgegengesetzten Richtung und setzte sich. Der Bürgermeister ignorierte die drei unbequem aussehenden Stühle auf der Besucherseite des Büros und blieb vor dem Schreibtisch stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    »Welchem Umstand verdanke ich den erhabenen Besuch?«, fragte Diaz.
    »Ich bin nicht vorbeigekommen, weil mir der Sinn nach belangloser Plauderei steht, Hector. Ich muss noch zu einem wichtigen Mittagessen der Rotarier nach Guanajuato fahren. Um zwei spiele ich mit dem Gouverneur Golf. Es dürfte ihn sehr interessieren zu erfahren, ob der Mörder der Amerikanerin schon hinter Gittern sitzt.«
    »Ein wichtiges Mittagessen? Ich war schon immer der Meinung, dass das Mittagessen eine wichtige Mahlzeit ist. Der Höhepunkt eines jeden Arbeitstages.«
    »Das Mittagessen ist hier nicht das Thema«, fauchte Cedillo. »Den Killer der norteamericana zu fassen ist dagegen muy importante . Ich muss alles wissen, was du unternimmst, um diesen tollwütigen Hund aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Bisher habe ich noch keinen Verdächtigen, wenn es das ist, was du wissen willst. Und wozu überhaupt diese Eile? Señorita Smallwood wird nirgendwo hingehen. Wir sollten von den Toten ein wenig Geduld lernen.« Diaz zündete sich eine Zigarette an und blies Rauchringe in Richtung des geöffneten Oberlichts.
    Der Bürgermeister verzog angewidert das Gesicht. »Wie ich erfahren habe, hast du dich gestern Abend in der Stadt rumgetrieben.«
    »In der Stadt gearbeitet, wolltest du wohl sagen. Ich habe mir dabei einen tadellosen Anzug gründlich versaut. Wir tun alles, was möglich ist, um diesen …« Diaz musterte den Bürgermeister, als benötigte er Hilfe. »Wie hast dich noch mal so treffend ausgedrückt? Um diesen tollwütigen Hund zu fassen.«
    »Ich brauche ein paar Einzelheiten.«
    »Ich bin mir sicher, dass du dir mit deiner blühenden Phantasie schon irgendeinen unterhaltsamen Unfug für den Gouverneur zusammenspinnen wirst. Meine Dienststelle führt polizeiliche Ermittlungen durch und keine politische Imagekampagne.«
    »Dieser Mordfall hat politische Auswirkungen.«
    »Ist das nicht der Grund, warum du säckeweise pesos verdienst? Weil es deine Aufgabe ist, dich um die politischen Auswirkungen zu kümmern?«
    »Du stellst mich nicht zufrieden, Hector.«
    »Wann habe ich dich denn jemals zufriedengestellt? Vielleicht sollte ich unsere neue Kollegin Felicia bitten, dir gratis einen zu blasen. Auch wenn das nicht unbedingt in ihrer Stellenbeschreibung steht. Würde dich das vielleicht befriedigen?«
    Don Cedillos Wangen wurden so rot wie die Nase einesClowns. In seinem Mundwinkel zuckte ein Muskel. Stand er vielleicht kurz davor, von einem tödlichen Aneurysma dahingerafft zu werden? War das möglicherweise das Ende einer lebenslangen Fehde? In Diaz’ Kopf rangen Hoffnung und Bedauern um die Vorherrschaft.
    Allmählich nahm Cedillos Gesicht wieder den üblichen erdbraunen Farbton an. Der Muskel in seinem Mundwinkel hörte auf zu zucken. Doch der Hass in seinen Augen loderte weiter wie ein Steppenbrand. »Du gehst wie immer einen Schritt zu weit, Diaz«, sagte er leise. »Eines Tages wirst du das noch bereuen.«
    Er wirbelte herum und stürmte wie ein gereizter Stier aus dem Büro.
    »Ich habe doch nur Spaß gemacht!«, rief ihm Diaz hinterher und setzte damit ein letztes öffentliches Ausrufezeichen hinter seinen Sieg.

Kapitel 15
    Nachdem er Armando und Felicia zum Flughafen von Guanajuato geschickt hatte, um Bass Smallwood abzufangen – er fand, dass sich etwas weibliches Einfühlungsvermögen unter Umständen als hilfreich erweisen mochte –, rief Diaz Dr. Moza in dessen Klinik

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