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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Tarantel unter einer ihrer Achselhöhlenhervorlugte. Was hat es nur mit den gringas und ihrer Körperbehaarung auf sich? , überlegte er und richtete den Blick hastig zu Boden, wo er zehn lila bemalte Zehennägel an zwei langen Füßen zählte. Er musste daran denken, dass er nackte Frauenfüße schon immer äußerst aufreizend gefunden hatte. Und zum zweiten Mal an diesem Morgen wurde ihm überdeutlich bewusst, dass Fran Kovacs offensichtlich völlig nackt unter ihrem geblümten Kleid war.
    »Kommen Sie mit«, sagte sie.
    Diaz schob alle in ihm aufsteigenden Gedanken beiseite und folgte ihr auf den Hof hinaus. Über einer Topfgeranie flatterte ein Schmetterlingspaar wie zwei falsch gesetzte Anführungszeichen.
    Fran ging einen schmalen Weg entlang, der überraschend in einen weiteren sonnendurchfluteten Hof mündete, der fast völlig von einem azurblauen Swimmingpool ausgefüllt wurde. In einer Ecke wucherte eine üppige Bananenstaude. Ein Säulengang mit bequemen Liegestühlen verlief auf einer Seite des Schwimmbeckens. Die Szenerie kam Diaz vage vertraut vor. Er ignorierte das Gefühl der Verunsicherung, den der Anblick in ihm hervorrief. Sein linkes Nasenloch begann zu jucken. Auch das ignorierte er.
    Am anderen Ende des Swimmingpools drückte Fran ein hohes Metalltor auf. Dahinter stand ein schwarzer Land Rover auf einem Schotterparkplatz. Auf einer Seite wurde der Parkplatz von einem niedrigen Gebäude aus Adobeziegeln mit verfallenden Fensterhöhlen und einem Wellblechdach begrenzt. Die anderen Seiten des Platzes bildeten Stuckmauern mit scharfen Glassplittern auf den Kronen und ein weiteres mit Stacheldrahtrollen gesichertes Metalltor, wie es für Grundstücke in Mexiko absolut typisch war. Sollten die so bewehrten Mauern und Tore verhindern, dass die Verzweifeltenvon außen eindrangen oder dass die Ängstlichen leichtsinnig ins Freie gelangten?
    Fran zog einen Schlüsselbund aus einer Tasche ihres Kleides und öffnete ein Bügelschloss, das die Tür des Schuppens verriegelte. Dann schob sie einen Arm durch die dunkle Türöffnung, legte einen Lichtschalter um und winkte Diaz zu einzutreten.
    Nackte Glühbirnen, die an uralten Kabeln von der Decke herabbaumelten, erhellten das Innere des flachen Gebäudes. Ein langer Tisch, übersät mit dicken Farbklecksen und Farbtropfen. Tuben, Dosen und Gläser standen in wildem Durcheinander auf dem Tisch und dem Boden. Pinsel, die wie wucherndes Unkraut aus Glaskrügen verschiedener Größen und Formen herausragten. Überall lagen leere Schnapsflaschen wie ohnmächtige Säufer herum. Eine einsame verstaubte Schreibmaschine stand auf einem Tisch. An eine Wand war ein weißes Laken geheftet worden, davor aufgebaut ein einzelner Holzstuhl wie als Vorbereitung auf ein existentielles Spiel. Hinter dem Tisch lehnte ein Stapel Leinwände mit der bemalten Seite an der Wand.
    In der Mitte des Raumes stand ein großes, erst teilweise fertiggestelltes Gemälde auf einer Staffelei. Darauf Amanda in einem Negligé im realistischen Stil eines anrüchigen Penthouse-Fotos gemalt, bedroht von einem gigantischen, von dunkelroten Adern durchzogenem Schwanz im Vordergrund.
    Fran Kovacs starrte eine kleine Ewigkeit lang auf Amanda Smallwood. Dann verzerrte sich ihr Gesicht von einem Moment zum anderen zu einer hasserfüllten Fratze. Sie sprang vor, ergriff einen Farbenspachtel, der auf dem Tisch lag, und hieb damit wie wild auf das Gemälde ein. Hässliche dunkle Schnitte ließen die Leinwand aufplatzen.
    Ihre Kurzschlussreaktion hatte Diaz vollkommen überrascht. Zu spät erwischte er ihr Handgelenk, als sie mit dem Spachtel zu einem weiteren Schlag ausholte. Mit dem anderen Arm umfasste er ihren Oberkörper und zog sie an sich. Sie wehrte sich, bäumte sich in seiner Umarmung auf, testete seine Kraft. Mehrere Sekunden lang schwankten sie hin und her, zwei Tänzer, die sich im Takt eines neurotischen Tangos wiegten.
    »Ruhig«, sagte er besänftigend. »Ganz ruhig!« Die Kraft, mit der er ihr Handgelenk umklammerte, war unbarmherzig. Der Farbenspachtel entglitt ihren Fingern und fiel klappernd zu Boden. Er ließ ihre Hand los.
    Sie drehte sich in seinem Arm um und starrte ihm ins Gesicht. »Lecken Sie mich!«, fauchte sie.
    »Ich hatte Angst, Sie würden sich selbst verletzen.«
    Mit einmal Mal erlosch ihre Wildheit. Sie brachte ein halbes Lächeln zustande. »Ja, sicher«, murmelte sie und ging zur Tür. »Sehen Sie sich nach Herzenslust um. Sie finden mich am Pool.«
    Obwohl Diaz

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