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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Körper.«
    »Die meisten Frauen haben eine Abneigung gegen Nadeln. Zumindest so lange, bis ihnen schließlich alles egal ist. Aber wenn man den Stoff raucht oder schnupft, kommt man ebenso zum Ziel.«
    »Was hatte Gupta sonst noch zu berichten?«
    » Nada .«
    »Schön.«
    »Schön. Die Tatsache, dass Ihr kleiner feuchter Traum auf Heroin stand, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das Mädchen brutal ermordet und verunstaltet worden ist.«
    Nein, das tut es wirklich nicht , dachte Diaz.
    »Wenn das alles war – ich habe hier noch alle Hände voll zu tun.« Moza beendete kurzerhand das Gespräch.
    Diaz bestellte einen dritten Kaffee und ging mit der Tasse nach draußen. Ein Junge in sackartigen hellorangefarbenen Hip-Hop-Shorts bequatschte ihn, sich die Schuhe putzen zu lassen. Sie feilschten eine angemessene Zeitspanne lang um den Preis.
    Während der Junge sich an die Arbeit machte, Diaz’ Hosenbeine hochkrempelte und die Schuhcreme mit den bloßen Fingern auftrug, lösten sich die Wolken auf. Die Sonnenstrahlen fühlten sich warm auf Diaz’ Wangen an. Er wandte das Gesicht der Sonne zu, neigte den Kopf in einem bequemen Winkel und schloss die Augen.
    Die Informationen, die Nicholas ihm gegeben hatte, schienen ihm keine große Hilfe zu sein. Amandas Zimmergenossin und Liebhaberin hatte kein Wort von Drogen erwähnt. Andererseits, warum hätte sie das auch gegenüber einem Bullen tun sollen? Und Drogen, einschließlich Heroin, gehörten ganz einfach zum Leben von San Miguels Halbwelt.
    Der Schuhputzer begann, beide Schuhe eifrig mit der Bürste zu bearbeiten, und riss Diaz damit aus seiner Versunkenheit. Als er die Augen wieder öffnete, wurde er von dem strahlenden Glanz seiner schwarzen Halbschuhe geradezu geblendet.
    Irgendjemand kam die schmale Einbahnstraße hinauf, inder die Wonder Bar lag, und hielt genau auf ihn zu. Doch es war nicht Ortiz’ kräftige Gestalt, wie Diaz zuerst vermutet hatte, sondern Fran Kovacs, die eine enge schwarze Jeans und ein besticktes Seidenhemd trug. Die dunklen Höfe ihrer Brustwarzen zeichneten sich durch den dünnen Stoff wie Piratenmünzen auf einem weißen karibischen Sandstrand ab. Diaz fragte sich spontan, ob ein Gericht in diesem Fall eine Anzeige wegen unzüchtiger Zurschaustellung in der Öffentlichkeit zulassen würde.
    »Inspector Diaz.« Sie lächelte unschuldig. »Da sind Sie ja, genau wie es mir die junge Frau auf dem Revier gesagt hat. Sie sehen wie ein zufriedener Kater aus, der sich die Sonne auf den Pelz brennen lässt.«
    »Eigentlich haben die meisten meiner Vorfahren die Kröte als ihren Schutzgeist und spirituellen Führer verehrt. Ein paar andere den Kojoten. Beides Geschöpfe der Nacht.«
    Sie bedachte ihn mit einem leicht irritierten Blick.
    »Vergessen Sie, was ich gerade gesagt habe. Es freut mich, dass Sie mich gefunden haben. Sind Sie hier, um mir zu erzählen, dass señor Gregorowitsch zu Ihnen zurückgekehrt ist und Sie angebettelt hat, ihm zu vergeben? In diesem Fall hätten Sie mich viel bequemer auf meinem Mobiltelefon anrufen können, anstatt sich die Mühe zu machen, mich persönlich aufzusuchen.«
    »Wäre Gregori wieder aufgetaucht, hätte ich keinen Grund gehabt, die Polizei zu informieren. Dann würde er sich jetzt vor Schmerzen winden, weil ich ihm dann sein escroto mit einem Schälmesser an die Wand genagelt hätte.«
    Die Vorstellung erfüllte Diaz augenblicklich mit Unbehagen. »Es wäre ratsam, wenn Sie Ihre Rachephantasien nicht mit der Polizei teilen würden. Man könnte Sie ernst nehmen.«
    »Aber ich möchte, dass Sie mich ernst nehmen, Inspector.«
    »Ja, natürlich. In diesem Fall, darf ich Sie auf einen Kaffee oder einen Drink einladen?«
    »Wenn Sie mir den Arm auf den Rücken drehen.«
    Diaz fragte sich, ob sie wirklich so etwas von ihm erwartete. Er steckte dem Schuhputzer ein paar Münzen zu. Es war mehr als die vereinbarte Summe. Diaz hielt Fran die Tür der Bar auf und geleitete sie hinein, seine langfingrige Hand unbeholfen auf ihre schmale Taille gelegt. Er fühlte sich durch ihre Nähe ein wenig erregt. Sie nahmen einander gegenüber in einer Sitznische Platz. Gegen besseres Wissen bestellte er sich einen weiteren Kaffee. Fran entschied sich für ein Glas frisch gepressten Orangensaft mit einem Schuss Wodka. Er erwiderte ihren offenen Blick. Außer einem Yin-und-Yang-Anhänger aus Elfenbein und poliertem Obsidian trug sie keinerlei Schmuck.
    »Wenn señor Gregorowitsch nicht zurückgekommen ist, warum sind

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