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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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mexikanischen Kollegen zu einem verspäteten Mittagessen in ein Restaurant einzuladen, das sich hoch über der Stadt in einem Betonturm drehte, der einem Wasserturm ähnelte. Von dort aus waren mindestens zehn echte Wassertürme zu sehen. Nach einigen Drinks auf nüchternen Magen hatte Diaz den Überblick verloren. Der Ausblick war spektakulär. Auch wenn er durch die unablässige Drehbewegung des Restaurants ein leichtes Schwindelgefühl verspürte.
    Nach dem Essen fuhren sie in die Zentrale des Dallas Police Department, wo Diaz und Felicia eidesstattliche Erklärungen mit allen Erläuterungen abgaben, aus denen hervorging, was sie zu ihrer Reise nach Dallas bewogen hatte. Sie schüttelten Bruccolis Boss, einem knochenharten Nachfahren ehemaliger Baumwollpflücker, die Hand und wurden einem Haufen anderer Detectives vorgestellt. Es war nicht alltäglich, dass das Dallas PD hohen Besuch von Kollegen aus Mexiko bekam.
    Gegen vier Uhr nachmittags trafen sich Diaz, Felicia, Bruccoli und einige der anderen Detectives in der Bar der berühmten The Sons of Herman Hall , einem ziemlich rustikalen, aber sympathischen Schuppen.
    So kam es, dass Diaz und Felicia erst knapp eine Stunde vor dem letzten Rückflug nach Guanajuato wieder am D/FW International Airport eintrafen. Bass Smallwood blieb nach wie vor verschwunden. Während sich die Nacht wie der Mantel eines Zauberers über der Prärie ausbreitete, warteten sie in einer Flughafenbar darauf, dass ihr Flug aufgerufen wurde.
    »Amanda hat doch gewusst, dass in den Bilderrahmen Heroin versteckt war, nicht wahr?«, vergewisserte sich Felicia.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Diaz.
    »Und aus diesem Grund ist sie ermordet worden.«
    »Wahrscheinlich. Aber das erklärt immer noch nicht, warum ihr der Mörder die Augen herausgerissen hat.«
    »Vielleicht als Warnung an andere. Zum Beispiel an uns. Als Aufforderung, nicht allzu genau hinzuschauen.«
    Diaz antwortete nicht. Felicia zog sich in sich selbst zurück, starrte in die Ferne und nuckelte an ihrer Coke Light. Ihre Lippen bewegten sich in einem stummen Monolog.
    Diaz stärkte sich für den zweistündigen Flug mit Kentucky Sour Mash Bourbon. Schließlich konnte er die Rechnung auf das Spesenkonto setzen. Neben ihm begann Felicia, leise zu schnarchen. Er bedachte sie mit einem kurzen Blick und fasste den Entschluss, ihr Verhältnis bei einer Vater-Tochter-Ebene zu belassen, auch wenn sie nicht miteinander verwandt waren.
    Der Flughafen von Guanajuato war bei ihrer Ankunft wie ausgestorben. Ihre Schritte hallten hohl vom Terrazzofußboden wider. Der Parkplatz war nur spärlich beleuchtet. Eine böse Vorahnung schien in der Luft zu liegen.
    Nachdem sie das Gewerbegebiet des Flughafens hinter sich gelassen hatten, breitete sich das Land in tiefster Dunkelheit aus. Die einzige Lichtquelle waren die Scheinwerfer des Wagens. Felicia fuhr. Die winzigen Lichtpunkte Tausende von Lichtjahren entfernter Sonnen, die verschwommen am nächtlichen Firmament glitzerten, konnten Diaz keinen Trost spenden. Niemand wird jemals die riesigen Distanzen zwischen den Sternen überwinden und die unglaubliche Kälte des Weltraums überleben , dachte er. Wenn niemand mehr hier war, würde es dann immer noch Licht geben?
    Er nickte ein.
    Das plötzliche wilde Schlingern des Wagens ließ ihn gegen das Armaturenbrett prallen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl zu ertrinken. Ein scharfer Schmerz schoss seinen Arm hinauf durch seine Schulter und weiter bis in sein Gehirn. Wieder hellwach, stemmte er sich mit Händen und Füßen gegen die unberechenbaren Fliehkräfte. Der Wagen verließ hüpfend die Straße und jagte einen Schotterweg mit tief eingeschnittenen Fahrspuren entlang, der wie ein ausgetrockneter Bachlauf bergab führte. Felicia trat mehrmals die Kupplung durch und rammte den Schaltknüppel gewaltsamin den ersten Gang. Das Getriebe protestierte mit einem ohrenbetäubenden metallischen Kreischen.
    Die Limousine schleuderte wie verrückt hin und her, schleuderte Steine und Sandfontänen in alle Himmelsrichtungen. Ein Reifen explodierte.
    Trotz all ihrer Mühe verlor Felicia die Kontrolle über den Wagen, der schließlich in einem dichten Durcheinander aus Gestrüpp und altem Zaundraht zum Stehen kam. Diaz stieß sich die Nase so heftig an der Windschutzscheibe, dass sie einen Moment lang taub wurde. Er schmeckte Blut auf der Zunge.
    Felicia zog den Zündschlüssel aus dem Schloss, lehnte sich zurück und sog in tiefen Zügen die Luft ein. »Da

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