Die Tote von San Miguel
sich quietschend.»Das ist eine Kollegin, die mich begleitet«, erklärte Diaz eilig, um zu verhindern, dass der Amerikaner die Lage falsch einschätzte und Felicia anschoss.
»Geben Sie keinen Laut von sich!«, zischte Bruccoli.
Er drückte sich mit dem Rücken neben der Tür zum Flur an die Wand. Felicia betrat die Galerie und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Diaz auf dem Boden knien sah. Eine plötzliche religiöse Erleuchtung? Er blinzelte heftig. Die Warnung, sofern es überhaupt eine hatte sein sollen, kam zu spät.
Bruccolis freie Hand schoss vor und krallte sich in Felicias Schulter. Er wirbelte sie herum und stieß sie rückwärts gegen die Wand. Den Lauf seines Revolvers gegen ihre Stirn gedrückt, tastete er sie mit der anderen Hand ab, ließ sie unter ihre Anzugjacke, über ihre Brüste, unter ihre Achselhöhlen und auf beiden Seiten ihres Körpers bis zu ihren Hüften abwärts wandern. Dann glitten seine Finger kurz durch ihren Schritt und tasteten beide Pobacken ab, bevor sie über die Innenseiten ihrer Beine bis zu den Fußknöcheln strichen. Zwischendurch warf er immer wieder einen kurzen Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass Diaz auch weiterhin in der Haltung eines Verdächtigen auf dem Boden knien blieb.
Nachdem er zu seiner Zufriedenheit festgestellt hatte, dass Felicia unbewaffnet war, trat Bruccoli einen Schritt zurück, ein kleines Ledermäppchen und den Pass aus Felicias Jackeninnentasche in der Hand. Die Mündung seines Revolvers hatte einen tiefroten Kreis auf ihrer Stirn hinterlassen. Felicia gab keinen Laut von sich, doch das wütende Lodern in ihren Augen sprach für sich: Brenn in der Hölle!
»Lassen Sie mich raten: Sie sind ebenfalls eine Polizistin aus Mexiko?«
Felicia beobachtete ihn stumm.
Bruccoli warf einen kurzen Blick auf ihren Pass und klappte das Ledermäppchen auf. Im ersten Fach steckte Felicias Dienstausweis der Policía Judicial mit ihrem Foto. Die Lippen des Detectivs zuckten unschlüssig. Dann zog er Diaz auf die Füße und überprüfte auch dessen Polizeiausweis.
Allmählich ließ die Spannung nach. Bruccoli schob seine Waffe ins Holster zurück, drehte Diaz herum und schloss die Handschellen auf. Felicia sah immer noch so aus, als hätte sie vor, ihm das Knie in die Kronjuwelen zu rammen. Oder jeden einzelnen Finger der Hand zu brechen, die sie abgetastet hatte.
»Okay, ich will mal davon ausgehen, dass ihr wirklich zwei mexikanische Bullen seid«, sagte Bruccoli, ohne seinen Sicherheitsabstand aufzugeben, die Schusshand wachsam in Nähe seiner Waffe. »Aber ihr solltet lieber eine verdammt gute Erklärung dafür parat haben, was ihr hier zu suchen habt.«
Diaz berichtete in tadellosem Englisch von Amandas Ermordung, Bass Smallwoods Eintreffen in San Miguel und seinem anschließenden Verschwinden.
»Irgendetwas hat mich geradezu gezwungen, nach Dallas zu fliegen«, schloss er. »Wir sind gleich am Morgen von unserem Hotel am Flughafen zu Smallwoods Galerie gefahren. Die Hintertür stand offen. Also sind wir reingegangen und haben das hier vorgefunden.«
»Offenbar ist irgendwer richtig scharf auf moderne Kunst«, kommentierte Bruccoli.
Diaz hob den Rahmen von Gregorowitschs zerstörtem Bild auf und zeigte Bruccoli, wo die Holzleisten ausgehöhlt worden waren. »Ich schätze, es dürfte Ihre Leute von derSpurensicherung interessieren, was darin versteckt war. Ich tippe auf Heroin.«
»Das ist also der Grund für das ganze Chaos. Sie glauben, hier ist irgendwer eingebrochen, der nach einer Lieferung Mexican brown gesucht hat?«
Diaz nickte.
»Gottverdammt! Ich habe gerade beim Frühstück gesessen, als mich die stellvertretende Galeriemanagerin auf meinem Mobiltelefon angerufen hat. Sie kennt mich persönlich, weil ich manchmal auf einen Drink zu den Eröffnungen vorbeikomme. Sie war völlig aufgeregt, hat immer wieder gesagt, hier sei eingebrochen worden. Und jetzt erzählen Sie mir, die Galerie ist ein Teil eines international agierenden Drogenrings?«
»So ungefähr«, bestätigte Diaz. »Ich weiß noch nichts mit Sicherheit. Es war nur so eine Idee von mir. Das mit dem Heroin, meine ich.«
»Was ist mit Bass Smallwood?«
»Ich hatte gehofft, ihn hier zu finden. Aber eigentlich habe ich nicht wirklich damit gerechnet. Mittlerweile mache ich mir große Sorgen um señor Smallwoods Seele.«
Kapitel 27
Jane Ryder, nackt wie Gott sie geschaffen hatte, spürte, wie ihr die harten Konturen des Korbsessels, dessen Sitzkissen
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