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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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war auf einmal ein Lastwagen auf der Straße!«, stieß sie hervor. »Er ist direkt vor mir ausgeschert. Er hat mir keinen Platz gelassen, um auszuweichen.«
    »Trotzdem leben wir noch, richtig? Du hast großartig reagiert. Aber jetzt müssen wir verschwinden, bevor die Typen hier aufkreuzen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das ist ein Hinterhalt.«
    Angst loderte in Felicias Augen auf.
    »Mach den Kofferraum auf!«, befahl Diaz. »Und schalt das Licht aus!«
    Ohne Vorwarnung peitschte von irgendwoher ein Feuerstoß aus einer Maschinenpistole auf und ließ die Scheinwerfer zersplittern. Diaz und Felicia hechteten rechts und links aus dem Auto in die Dunkelheit. Über ihnen stieg die Kofferraumhaube wie der Deckel von Draculas Sarg in die Höhe.
    Als Diaz einen Arm in den Kofferraum schob, um seine und Felicias Pistolen daraus hervorzuziehen, klangen erneutSchüsse in der Nacht auf. Er warf sich mit den beiden Glocks in der Hand hinter dem Heck der Limousine auf den Boden und schirmte seine Augen mit der anderen Hand ab, als hoch am Himmel das blendend helle phosphorisierende Licht einer Leuchtgranate aufflammte. Sofort begann die automatische Waffe wieder zu feuern, zerfetzte den Kühlergrill und die Motorhaube des Wagens. Die Windschutzscheibe explodierte zu Myriaden winzigen Glassplittern.
    Der Kugelhagel kam nicht von der Straße her, sondern von der zerfallenen Ruine einer hacienda auf einem Hang ganz in der Nähe. Die Feuerstöße erfolgten in planlosen Salven. Nicht auf die ruhige und kontrollierte Art eines Attentäters mit militärischer Ausbildung. Diaz vermutete, dass es sich bei dem Schützen um den durchgeknallten Indianer handelte, den er vor zwei Tagen flüchtig hinter dem Steuer des Dodge Ram gesehen hatte, der wie ein kastrierter Bulle die Calle Terrapien entlanggerast war.
    Er feuerte wütend ein paar Schüsse in Richtung der zerfallenden hacienda ab.
    »Ich nehme mir den Schützen vor«, zischte er Felicia zu. »Du gibst mir Feuerschutz. Und hältst mir den Rücken frei. Es könnten noch mehr Angreifer von der Straße her kommen.«
    Felicia ergriff ihre Waffe und tauchte im Schatten eines Mesquitegebüschs neben dem Wagen unter. Diaz huschte auf der anderen Seite in das dornige Dickicht. Der steinharte Lehmboden schlitzte ihm die Hosenbeine über den Knien auf.
    Einige Sekunden später blitzte das Mündungsfeuer von Felicias Glock aus der Deckung einer Ansammlung riesiger Kakteen auf. Die Kalaschnikow erwiderte das Feuer mitzehnfacher Intensität. Diaz schlängelte sich inmitten des Lärms dicht über den Boden durch die Dunkelheit voran.
    Das Feuer der Maschinenpistole kam aus einer in der Vorderseite der Ruine gähnenden rechteckigen Fensteröffnung. Hoch oben am Nachthimmel flammte eine weitere Leuchtgranate auf, doch der Raum hinter der Fensteröffnung blieb weiterhin in pechschwarze Finsternis getaucht.
    Diaz jagte aus fünf Metern Entfernung eine Salve in das schwarze Loch. Es war, als würde er ins Nichts schießen, in ein Tor, das sich im Weltall aufgetan hatte. Damit gelang es ihm nur, den unsichtbaren Schützen auf sich aufmerksam zu machen. Ein Kugelhagel zerfetzte das Dickicht aus cholla -Kakteen und Mesquitebüschen, das Diaz als Deckung diente. Er presste sich flach auf die Erde wie auf eine willige Nutte, schob mit zitternden Fingern eine Hand unter sein Hemd und berührte das goldene Amulett des Windgottes Ehécatl , das vor seiner Brust hing.
    Die zweite Leuchtgranate sank zu Boden und erlosch, aber noch immer wurde die Szenerie in kaltes Licht getaucht. Mittlerweile war der Halbmond in majestätischer Stille über den Horizont geklettert.
    Unvermittelt klangen irgendwo rechts hinter Diaz Schüsse aus Handfeuerwaffen auf. Von der Stelle auf dem Boden aus, wo er lag, konnte er nichts sehen, nur den Schusswechsel zwischen Felicia und den Gangstern hören, die sich offensichtlich von der Straße her näherten. Ein plötzlicher schriller Aufschrei ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Felicia war getroffen worden!
    Fast wäre er aufgesprungen, aber im letzten Moment siegte sein gesunder Menschenverstand. Der Schütze, der in den Ruinen der hacienda hockte, würde ihn erwischen, bevor erauch nur die Hälfte der Strecke bis zu Felicia zurückgelegt hatte.
    Als er sich erneut dem unsichtbaren Attentäter zuwandte, erschien plötzlich ein monströser Schemen über der zerbröckelnden Ruine und verwandelte sich in eine riesige glühende Erscheinung, die so hoch wie die Stahlmasten einer

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