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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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unser Gespräch? – Nein. Sie können also alles leugnen, wenn ich mein Wort brechen sollte. Außerdem kenne ich viele der absurden Gerüchte, die in der Stadt die Runde machen, bereits. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch hier in Schönbrunn viel Gerede gibt.“
    „Dummes Gerede, mein Herr“, stieß Josef schwer atmend hervor. „Bitte lassen Sie uns jetzt gehen, bevor uns jemand hier erwischt.“
    „Ich bewege mich nicht von der Stelle, wenn Sie mir nicht versprechen, mir alles zu erzählen, was Sie gehört haben.“
    „Ich werde Ihnen alles sagen, aber nicht hier, wo die Wände Ohren haben“, sagte der Diener leise. „Ich begleite Sie hinaus in den Park, Euer Hochwohlgeboren, wenn ich darf.“
    Gustav folgte ihm beinahe beschwingt die prunkvolle Hauptstiege hinunter und schlenderte dann Seite an Seite mit dem alten Domestiken durch den Schloss­park, der auch jetzt im Spätherbst und trotz des grauen Himmels sehr einladend wirkte. Barock und Klassizismus in trauter Zweisamkeit, dachte Gustav. Die barocke Idee, die Natur beherrschen zu können, dominierte allerdings. Er hatte sich schon öfters über die akkurat gestutzten Bäume und die abgegrenzten Blumenrabatte lustig gemacht, heute empfand er die strenge Ordnung fast tröstlich, denn in seinem Kopf herrschte ein absolutes Durcheinander.
    Sie schlugen den Weg zum Obelisken ein. Der alte Diener blieb ein paar Schritte hinter Gustav zurück.
    „Bin ich zu schnell?“, fragte er ihn freundlich. Gustav war daran gewöhnt, sowohl von Vera als auch von Dorothea wegen seines schnellen Schrittes kritisiert zu werden.
    Unlängst hatte Dorothea ihm erklärt, sie komme sich vor wie eine japanische Geisha, die ihrem Herrn hinterhertrippelt. Nur weil er die längeren Beine habe, müsse er ihr nicht dauernd davonlaufen. Seither bemühte er sich, langsamer zu gehen, vor allem in Gesellschaft von Damen.
    Josef blieb kurz stehen, um Luft zu holen.
    „Verzeihen Sie bitte, Euer Hochwohlgeboren, mein Herz …“
    „Setzen wir uns auf die nächste Bank. Und dann erzählst du mir alle Gerüchte über den Frauenmörder. – Bäume haben keine Ohren“, fügte er grinsend hinzu. Er war zum leutseligen Du übergegangen, in der Hoffnung, den Alten dann eher zum Reden zu bringen. Er bot ihm sogar eines von seinen Zigarillos an.
    Der Diener lehnte dankend ab und deutete erneut auf sein Herz.
    „Man munkelt, dass der Mörder ein Mann von Adel sein muss“, begann er leise. „Ein Normalsterblicher hätte es durch die Kontrollen am Schlosstor nicht geschafft.“
    Genau dasselbe hatten sich Gustav und sein Freund Rudi auch gedacht.
    „Es könnte auch einer aus der Dienerschaft sein. Ihr bewegt euch ja alle recht frei hier.“
    „Diesen Verdacht habe ich schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Die Geheimen haben jede männ­liche Person im Schloss unter die Lupe genommen. Alle Dienstboten wurden gründlich verhört. Anscheinend ist nichts dabei herausgekommen.“
    „Weil alle Angst haben, nehme ich an. Irgendwer muss etwas mitgekriegt haben. Das gibt’s doch nicht.“
    Zögernd vertraute Josef ihm an, dass die neue Zofe etwas von einem ebenfalls neuen Kammerdiener Seiner Majestät geschwafelt habe.
    „Keiner aus der Dienerschaft hat je von ihm gehört, geschweige denn, ihn zu Gesicht bekommen. Vielleicht hat sie ihn erfunden, um von sich abzulenken.“
    „Du meinst also, es kann nur einer gewesen sein, der offiziell bei Hofe verkehrt.“
    „Meine Meinung zählt nicht. Euer Hochwohlgeboren wollten wissen, was man in der Küche und in den Aufenthaltsräumen der Bediensteten so tratscht.“
    „Sei nicht so störrisch, Josef. Mich interessiert deine Meinung sehr wohl. Erzähl mir beides, das Geklatsche der Weiber und deine eigene Theorie.“
    „Die Frauen glauben, dass irgendein alter Graf die Morde begangen hat. Verzeihen Sie bitte, die sind alle ein bisserl verrückt, diese Weiber.“
    „Wer weiß, vielleicht haben sie Recht.“
    „Darf ich offen reden?“
    „Das solltest du unbedingt.“
    „Er hat die Opfer nicht ver… ich meine, nicht miss…, Euer Hochwohlgeboren versteh’n schon, was ich sagen will.“
    „Du meinst, er hat seine Opfer nicht vergewaltigt.“
    „Genau. Deshalb glauben die Weiber, dass der Mörder ein alter Mann ist, der nicht mehr kann …“
    „Sehr interessant“, bemerkte Gustav. „Und was glaubst du?“
    „Zuerst hab ich gedacht, es war vielleicht der eifersüchtige Mann von der Gräfin. Aber das hat keinen Sinn mehr ergeben, als die

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