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Die Toten befehlen

Titel: Die Toten befehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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des reichen Chueta, zu verheiraten. Benito Valls hegte eine große Bewunderung für den erlauchten Namen der Febrer. Verschiedene Male hatte er Jaime im Laufe des vergangenen Jahres vor dem drohenden Zusammenbruch gerettet, ohne von ihm um Hilfe gebeten worden zu sein. Don Benito war seit langer Zeit krank. Seine einzige Tochter Catalina würde in absehbarer Zeit das riesige Vermögen erben. Nach ihrer Schulzeit hatte sie die Absicht gehabt, in ein Kloster einzutreten; jetzt aber gefiel ihr das Leben der eleganten Welt.
    Jaime schreckte anfänglich vor diesem Vorschlage zurück, mit demselben Entsetzen, das Madó Antonia gezeigt hatte. Eine Chueta heiraten! Aber in demselben Maße, wie sich seine finanziellen Schwierigkeiten vermehrten, verringerte sich sein Widerwille. Schließlich, warum auch nicht? Catalina Valls war die reichste Erbin von Mallorca, und pecunia non olet.
    Allmählich söhnte er sich mit dem Gedanken aus und folgte heute einer Einladung nach Valldemosa, wo Benito Valls einen großen Teil des Jahres zuzubringen pflegte, da das Klima dieses hochgelegenen Ortes ihm sein schweres asthmatisches Leiden etwas erleichterte.
    Febrer war Catalina häufig in den Straßen von Palma begegnet. Zum mindesten hatte sie eine gute Figur und ein angenehmes Gesicht. Aus ihrem Milieu gelöst und nach seinen Wünschen gekleidet, konnte sieeine durchaus »präsentable« Dame sein. Aber würde er sie jemals lieben können?
    Auf diese Frage hatte er nur ein skeptisches Lächeln. War denn die Liebe eine unumgängliche Bedingung für die Heirat? Die Ehe glich einer Reise zu zweit, die das ganze Leben dauern sollte. Und es genügte, bei einer Frau die Eigenschaften zu finden, die man von einem angenehmen Reisegefährten erwartet: guten Charakter und gleichen Geschmack. Liebe! Jeder glaubte, ein Recht auf sie zu haben. Aber wie das Talent und wie die Schönheit war die Liebe das Privilegium von wenigen Auserwählten.
    Plötzlich tauchte Valldemosa vor seinen Augen auf. Rings von Bergen umgeben, krönte es die Spitze eines Hügels. Hinter ihm ragte der Turm der Karthause empor, dessen grüne Fliesen in der Sonne flimmerten.
    Am Rande des Weges hielt ein Wagen. Ein Herr stieg aus und gab Jaimes Kutscher ein Zeichen, anzuhalten, öffnete dann den Schlag und ließ sich lächelnd auf dem Sitze neben Febrer nieder.
    »Hallo, Kapitän, du hier?« sagte dieser erstaunt.
    »Mich hast du wohl nicht erwartet? Ich fahre auch nach Valldemosa, habe mich aber selbst eingeladen. Eine hübsche Überraschung für meinen Bruder!«
    Jaime schüttelte ihm die Hand. Es war einer seiner zuverlässigsten Freunde, der Kapitän Pablo Valls.

III.
    Pablo Valls war eine bekannte Persönlichkeit in ganz Palma. Wenn er auf der Terrasse eines der eleganten Cafés an der Avenida Borne Platz nahm, drängte sich bald ein dichter Kreis von Zuhörern umihn, angezogen durch seine lebhaften Gesten und die laute Stimme.
    »Gewiß, ich bin Chueta, und ...? Ein ganz reinrassiger Jude! Meine ganze Familie stammt aus dem Ghetto. Als ich noch den »Roger de Lauria« führte und eines Tages in Algier ankerte, blieb ich bei einem Gang durch die Stadt einen Augenblick vor der Synagoge stehen. Ein weißbärtiger Türhüter schaute mich prüfend an und sagte: »Du darfst herein, du bist einer von den Unsrigen.« Ich gab ihm die Hand und antwortete: »Ich danke dir, Glaubensgenosse.«
    Die Umstehenden lachten, und der Kapitän Valls schaute nach allen Seiten, als ob er Häuser, Menschen und die Seele dieser Insel, die seine Rasse seit Jahrhunderten mit Haß verfolgte, herausfordern wollte.
    Der Schnitt seines Gesichtes verriet deutlich seine Abstammung: starke, gebogene Nase, hervorspringendes Kinn und Augen von der Farbe des Bernsteins mit kleinen, braunen Punkten. Das Haar war eher rot als blond.
    Er hatte alle Meere befahren, zwischendurch längere Zeit in England und den Vereinigten Staaten gelebt. Durch den Aufenthalt in diesen Ländern, die keinen religiösen Haß kennen, wurde in ihm die streitsüchtige Stimmung genährt, mit der er gegen die traditionellen Vorurteile seiner Heimat anging.
    Die anderen Chuetas der Insel, durch jahrhundertelange Verfolgung und Verachtung vollkommen eingeschüchtert, verheimlichten ihre Abstammung oder suchten sie durch Demut und Unterwürfigkeit in Vergessenheit zu bringen. Kapitän Valls dagegen nahm jede Gelegenheit wahr, um sich öffentlich als Chueta zu bekennen.
    »Ich bin Chueta, und ...?« rief er, »von derselben Rasse wie

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