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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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aus, dass Sie in Richtung Süden gefahren sind. Weil ich genau weiß, Dottoressa Sachs, dass Sie in der Nacht des 21. Oktober, also am folgenden Dienstag, in der Stadt Ostuni in der Locanda Azzura eingecheckt haben, wo Sie drei Nächte blieben. Ostuni«, er sah sie an, »ist wie weit? Zwanzig, fünfundzwanzig Minuten Fahrt von Roberto Roblinos Haus entfernt?«
    Eleanor Sachs griff nach ihrem Wasserglas, hob es aber nicht an.
    »Wollen Sie«, fragte Pallioti, »mir allen Ernstes weismachen, dass Sie kein zweites Mal zu ihm gefahren sind?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ja. Nein.«
    »Ja oder nein, Dr. Sachs? Ich würde Ihnen raten, sich die Antwort gut zu überlegen.«
    »Beides.« Eleanor Sachs sah ihn wieder an. »Es war beides. Sie haben recht. Ich habe wirklich versucht, noch einmal mit ihm zu reden. Aber telefonisch konnte ich ihn nicht erreichen. Darum bin ich schließlich zu seinem Haus gefahren. Er war nicht dort. Stattdessen sprach ich mit Maria Grazia, seiner Haushälterin. Sie erklärte mir, dass er weggefahren sei, nach Taormina, und erst in der folgenden Woche zurückkommen würde. So lange konnte ich nicht warten. Ich … ich hatte mit meinem Mann vereinbart, ihn am Freitag für ein verlängertes Wochenende in Positano zu treffen. Danach wollte ich nach Rom fahren und von dort aus hierher. Ich dachte …«, sie fuhr sich wieder mit der Hand durchs Haar, »… ich dachte, ich fahre einfach noch einmal hin und rede mit ihm. Später, bevor ich zurückfliegen wollte.«
    »Warum?«
    »Wie bitte?« Sie sah ihn an.
    »Warum?«, fragte Pallioti. »Warum wollten Sie Roblino noch einmal sprechen?«
    »Ach.« Eleanor Sachs nickte, als fiele es ihr schwer, seinen Fragen zu folgen. »Richtig«, sagte sie. »Wegen der Geburtsurkunde.«
    Pallioti sah sie an. Was hatte Saffy noch mal gesagt? Dass Eleanor Sachs aussah wie Audrey Hepburn? Die auch die Lügnerin Holly Golightly gespielt hatte.
    »Wegen seiner Geburtsurkunde«, bekräftigte sie. »Ich wollte ihn danach fragen. Und wo ich eine Kopie davon bekommen könnte. Wo er aufgewachsen war.«
    »Warum?«
    Eleanor Sachs antwortete nicht.
    »Warum?«, fragte Pallioti wieder. »Warum interessieren Sie sich für Roblinos Geburtsurkunde?«
    »Weil«, antwortete sie schließlich, »ich nicht glaube, dass er der ist, der zu sein er behauptet.«
    Pallioti lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Maria Grazia …« Sie sah ihn an. »Die Haushälterin, sie behauptet – ich habe mich mit ihr angefreundet – sie behauptet, dass er nie, absolut niemals aus seiner Vergangenheit erzählt habe. Signor Roblino. Jedenfalls nichts Genaues. Nur allgemeine Geschichten über die Partisanen. Sie meint, er hätte niemals seine Eltern erwähnt oder wo er aufgewachsen ist oder ob er Geschwister hatte. Und es gibt keinerlei Unterlagen über ihn«, führte sie aus. »Ich konnte rein gar nichts über ihn finden, bis er 1957 nach Italien zurückkehrte. Roberto Roblino existiert einfach nicht. Es ist, als wäre er mit gut zwanzig Jahren in Madrid vom Himmel gefallen. Darum überraschte mich das so sehr«, sie sah Pallioti an und schüttelte dann den Kopf, »was Sie mir am Sonntag im Restaurant erzählten. Es war der erste Hinweis darauf, dass er tatsächlich dabei gewesen war.«
    »Sind Sie mir dorthin gefolgt? Ins Restaurant?«
    Eigentlich hatte er eine andere Frage stellen wollen, aber diese hatte sich vorgedrängt. Sie senkte den Blick auf ihren Teller und fuhr mit den Fingerspitzen über die Gabelzinken. Ein Kellner kam herbei und hielt abwartend inne. Pallioti winkte ihn weg.
    »Sind Sie mir gefolgt?«, fragte er wieder. »In das Restaurant? Und auch gestern?«
    »Irgendwie schon.« Sie sah auf. »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich ein Häuschen gemietet habe. Es ist in der Nähe des Restaurants. Ich gehe dort viel spazieren. Oben um San Miniato und den Hügel hinunter. Ich habe Sie gesehen. Ich habe gesehen, wie Ihre Gesellschaft ins Restaurant ging. Eigentlich wollte ich Ihnen nicht folgen. Ich ging vorbei. Dann drehte ich um, kehrte zurück, und ja, ich schätze, ich bin Ihnen ins Restaurant gefolgt.«
    Pallioti lehnte sich wieder zurück und beobachtete sie.
    »Und gestern?«
    »Gestern ja.« Sie sah ihn an. »Ja. Da sah ich Sie in ein Taxi steigen, gleich da draußen, auf der Piazza. Also stieg ich auch in ein Taxi und fuhr Ihnen und dieser Frau nach. Hinauf zu der Gedenkstätte für Radio Julia.«
    »Warum?«, fragte Pallioti. Er beugte sich vor. »Ich verstehe das nicht, Dottoressa

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