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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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wiederholen? Er erschauderte bei diesem Gedanken. Obwohl – diesmal war es sicher anders, sagte er sich: Diesmal sollten ja nur wenige kommen. Wahr scheinlich würde man kaum etwas von den Gesprächen bemerken.
    Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Bruder Adalbert betrat ohne weitere Aufforderung das Arbeitszimmer, gefolgt von einem unbekannten Mitbruder.
    Der Guardian schaute die beiden erwartungsvoll an. „Ja, Bruder Adalbert, was gibt es?“
    „Verzeiht die Störung, aber unser erwarteter Besuch ist eingetroffen. Es scheint“, und hier senkte Adalbert die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, obwohl Georg direkt neben ihm stand, „es scheint, als plagte unseren Mitbruder eine schlimme Halsentzündung. Hier, lest selbst – diesen Zettel drückte er mir in die Hand.“
    Pater Jacob nahm das Stück Papier entgegen, glättete es und las die wenigen Sätze.
    „Nun, wie ich lese, fällt Euch das Sprechen schwer.“
    Geor g hustete einmal rau und krächzte dann heiser:
    „Es geht von Tag zu Tag besser, vor einer Woche noch dachte ich, ich würde für immer verstummen.“
    Pater Jacob stand auf und umarmte Georg herzlich. „Schont Eure Stimme. Willkommen, Bruder Georg, Eure Briefe eilten Euch voraus. Seid willkommen in Andernach und in unserem Konvent. Setzt Euch doch bitte.“
    Adalbert sah, dass seine Pflicht erfüllt war, verbeugte sich einmal kurz und verließ leise das Arbeitszimmer des Guardians.
    Der Meister beglückwünschte sich im Stillen zu seinem Einfall mit der Halsentzündung. So konnte er schweigen, zuhören und sich alles Wichtige merken. Eines hatte er schon erfahren, man erwartete hier einen Bruder Georg.
    Er setzte sich und hörte dem Guardian aufmerksam zu.
    „Wir hatten Euch schon früher erwartet, aber jetzt seid Ihr zum Glück wohlbehalten angekommen. Nun, ein e so lange Reise von Rom an den Rhein . Die haben bislang die wenigsten von un s unternommen. Wir sind schon ganz neugierig, was Ihr alles erlebt habt. Bruder Nolden, Euer Brieffreund, freut sich auch schon darauf, Euch endlich von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen . Schade nur, dass er heute noch unterwegs ist, aber morgen früh wird er bestimmt schon wieder bei uns sein. Wan n werdet Ihr wohl von uns fortgehen?“
    Der Meister machte ein zögerliches Gesicht.
    „Ach was, wieso rede ich schon von Abreise, wo Ihr doch gerade erst angekommen seid. Eure Mitbrüder in Lübeck können schließlich noch etwas warten.“
    Der Meister lehnte sich zufrieden zurück und ließ Pater Jacob einfach weiterreden. Er hatte also seine Reise in Rom begonnen und wollte nach Lübeck. Sorgen bereitete ihm nur dieser Bruder Nolden. Eine Unterhaltung mit Nolden war gefährlich, da half auf Dauer auch keine Halsentzündung. Der Meister wa r sich jetzt sicher, dass der richtige Georg der Ältere der beiden auf dem Schiff gewesen war. Irgendetwas hatte er übersehen, er überlegte fieberhaft. Fragend schaute er sein Gegenüber an: „Schlafen, Kammer?“, krächzte er.
    Pater Jacob lächelte verständnisvoll: „Natürlich, Ihr wollt Euch sicher noch etwas ausruhen, bevor wir uns alle zur Sext und dem Hochamt in der Kirche treffen. Das Mittagsmahl gibt es, nachdem wir die Psalme der Non gebetet haben. Im großen Schlafsaal stehen hinten noch zwei freie Betten. Dort könnt Ihr ruhen. Eigene Zellen gibt es hier bei uns nicht. Ich besitze natürlich eine eigene Kammer, und Bruder Nolden ebenfalls. Ihr wisst ja, dass Nolden unser Apotheker und Medicus ist. Wenn er nachts ins Infirmarium, unsere kleine Krankenstube, gerufen wird, würde er nur den Schlaf der Mitbrüder stören. Daher hat auch er eine eigene Kamme r. Kommt, ich zeige Euch den Weg zum Schlafsaal.“
    Pater Jacob hielt Bruder Georg die Tür auf und lief dann mit ener gischen Schritten voraus in den überdachten Kreuzgang.
    Der Meister dachte nach: Einen Schlafsaal und damit mögliche Beobachter würde er nicht gebrauchen können. Er musste seine eigene Zelle bekommen, Noldens Zelle.
    Das würde auch das andere Problem lösen.
    Pater Jacob drehte sich im Gehen zu ihm um. „Ich bin überrascht, Bruder Georg. Hattet Ihr nicht in einem Eurer Briefe geschrieben, dass Euch das Laufen schwer fallen würde, nachdem Ihr oben in den Bergen Eure Zehen verloren habt? Man merkt Eurem Gang kaum etwas an.“
    Bruder Georg lächelte nur kurz und senkte dann demutsvoll den Kopf. Innerlich kochte er vor Wut auf sich selbst. Das Hinken war es gewesen, was ihm zu dem älteren

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