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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Gespräch zwischen Grevenrath und Gregor, dem Streit, dem Abendessen. Ich schilderte ihr , wie Grevenrath gefunden wurde und ich die Leiche untersucht hatte, Gregor gefangen wurde und schließlich, dass die Wache ihn zum Bürgerturm mitgenommen hatte und ich nach Mitternacht allein durch die Gassen der Stadt zurückgegangen wa r.
    Johanna schwieg die ganze Zeit, hörte aufmerksam zu und sah von Minute zu Minute bestürzter aus. „Aber Ihr sagt, dass keiner Gregor bei der Leiche gesehen hat?“
    „An seinen Händen klebte noch das Blut Grevenraths, und es war Gregors Dolch, der Grevenraths Herz durchbohrt hat. Gregor hat noch nicht einmal geleugnet, dass es sein Dolch ist.“ Johanna lehnte sich zurück, die Arme vor ihrem Körper verschränkt. Sie schloss die Augen. Zuerst dachte ich, sie sei einfach nur erschöpft, doch dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. Mit einem Ruck setzte sie sich plötzlich auf. „Erzählt mir noch einmal, was Euch an Grevenraths Leiche aufgefallen ist. Steckte“, hier stockte Johanna kurz, „steckte Gregors Dolch noch ins Grevenraths Brust?“
    „Nein, der Dolch lag neben der Leiche. Der Stich muss direkt ins Herz gegangen sein.“ Johanna beugte sich vor, um mir direkt in die Augen zu schauen: „Und es gab kaum Blut, weil Grevenraths Genick gebrochen war? Konrad, versteht Ihr denn nicht?“
    Ich blickte in Johannas Augen, die blauesten, die ich je gesehen hatte. Ich hörte das Drängen in ihrer Stimme, dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich Trottel, ich hatt e selber in der Korngasse Jupp darauf hingewiesen, stolz und zufrieden, dass mir etwas aufgefallen wa r, das er nicht erkannt hatte! Und was machte ich dann mit diesem Wissen? Ich vergaß es wieder und zog keine Schlüsse daraus. Was war nur los mi t mir? Dabei hätte ich schon gestern Nacht erkennen können, dass da etwas nicht stimmte. „Grevenrath hatte sich an einer Stufe zwischen zwei Häusern das Genick gebrochen. Warum? Wurde er gestoßen, war er gefallen? Und wenn er gestoßen worde n war und dann tot auf dem Boden lag, warum sollte Gregor auch noch auf ih n einstechen, den Dolch herausziehen, ihn aber wieder fallen lassen und flüchten? Hätte er den Dolch mitgenommen, kein Mensch hätte ihm j e etwas nachweisen können.“
    Meine Schlussfolgerungen hatte ich leise ausgesprochen.
    Johanna, die mich scharf beobachtete, ließ sich mit einem Seufzer zurück in den Sessel sinken.
    „Das ist es. Wie gesagt – Gregor ist ein verdammter Idiot, aber kein Mörder.“
    „Zugegeben, aber nicht wir beide müssen das glauben, sondern der Schultheiß und das Gericht, das Gregor für den Mord an den Galgen bringen kann.“
    „Konrad, als ich herkam, hatte ich nur eine Bitte, jetzt sind es schon zwei.“
    Ich schaute Johanna auffordernd an. „W enn ich Euch helfen kann, dann sagt es.“
    „Sprecht bitte mit Jupp Schmittges. Ich weiß, er ist Euer Freund, auf Euch hört er. Ich wollte Euch fragen, ob Ihr bei ihm erfahren könnt, wann ich Gregor sehen kann. Jetzt aber bitte ich Euch, er klärt ihm, was Ihr gerade überlegt habt.“
    „Aber Jupp ist der falsche Mann, er wird die Untersuchung nicht führen“, entgegnete ich zweifelnd.
    „Doch er kennt die richtigen Leute, und wie ich den Stadtrat kenne, werden sie die Stadtknechte alle Beweise zusammentragen lassen. Jupp Schmittges wird dabei sicher eine wichtige Rolle spielen. Bitte Konrad, sprecht mit ihm!“
    Sie hätte gar nicht zu bitten brauchen. Ich ärgerte mich so darüber, dass mir das alles nicht schon gestern klar geworden war, dass ich Jupp auch ohne Aufforderung noch einmal aufgesucht hätte.
    „Johanna, ich werde auf jeden Fall mit Jupp sprechen. Und was Gregor betrifft, werde ich schon erfahren, wann Ihr ihn sehen könnt.“ Johanna stand auf und berührte mich kurz an der Hand. „Ich danke Euch dafür. Jetzt bin ich ganz sicher, dass Gregor unschuldig ist.“ Sie ging mit raschen Schritten zur Tür. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um und nickte mir schweigend zu. Ich blieb nachdenklich sitzen.
    Gregor unschuldig? Sicher , vieles sprach dafür, aber man könnte jedes einzelne Detail auch einfach gegen ihn verwenden: Gregor hatte vor Zeugen gedroht, dass Grevenrath fü r etwas bezahlen würde. Vielleicht hatte er später noch einmal Streit gesucht, Grevenrath i n seiner Wut gestoßen und zugestochen, ohne zu merken, dass der schon längst tot wa r. Er zieht den Dolch heraus, hört plötzlich Stimmen und Schritte, lässt die Waff e fallen

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