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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Glücksspiel, wie zum Beispiel eine Würfelpartie, war nicht verboten. Anders sah es natürlich mit Trickbetrügern aus.
    „Das ist ein Mann der Tat, seht ruhig alle her, dieser Herr traut sich was!“ Während er seine Bewunderung für den Spieleinsatz äußerte, sammelte der Taschenspieler die Scheiben mit einer Hand auf und ließ sie dann mit einer flüssigen Bewegung nacheinander auf den Tisch fallen.
    „Drei heilige Scheiben, diese hier mit den Zeichen aus dem Land unseres Herrn Jesus.“ Die Bronzescheibe wurde wieder umgedreht, sodass nun wieder drei leere Rückseiten zu sehen waren. „Und nun aufgepasst!“ Der Spieler begann die Scheiben zu vertauschen, schneller diesmal als bei der ersten Runde, doch wer genau hinschaute, konnte immer noch einigermaßen gut verfolgen, wo die gesuchte Scheibe lag. Jetzt sah der Bauer schon nicht mehr so siegessicher aus. Das Vertauschen war für ihn fast zu schnell gegangen. Und doch zeigte er nach kurzem Überlegen auf genau die Scheibe, von der auch ich vermutete, dass ihre andere Seite geprägt war. Ich wusste aber auch, dass der Bauer diese Zeichen sicher nicht zu Gesicht bekommen würde. Und richtig – der Taschenspieler drehte geschickt die Bronzescheibe um und ließ sie auf den Tisch fallen. Keine Zeichen! Ein Raunen ging durch die Menge, und der Bauer stöhnte auf. Auf Jupps Stirn zogen sich ein paar Zornesfalten zusammen. Bevor aber der Taschenspieler das Geld des Bauern einstreichen konnte, trat ich einen Schritt nach vorn.
    „Auf ein Wort, wenn Ihr erlaubt. Ich habe das Gefühl, die Macht dieser heiligen Scheiben ist noch geheimnisvoller, als Ihr uns gesagt habt.“ Der Taschenspieler schaute mich verblüfft an. Er hatte überhaupt keine Ahnung, worauf ich hinaus wollte. Ich nutzte seine Ratlosigkeit und griff nach den drei Bronzescheiben. Der Spieler zuckte zusammen, doch was sollte er tun? Ich hatte ihn überrumpelt. Mit drei raschen Handbewegungen drehte ich die Bronzescheiben um. Unter den Zuschauern war es plötzlich sehr still geworden. Auf keiner der drei Scheiben war irgendeine Prägung sichtbar. „Mir scheint, die Zeichen aus dem gelobten Land sind völlig verschwunden. Also lasst diesem Herrn seinen Spieleinsatz und erforscht vor der nächsten Runde das Rätsel Eurer Scheiben.“
    Der Taschenspieler war sichtbar käsig im Gesicht. Ich kannte sein Geheimnis und hatte ihn mit seinem eigenen Trick geschlagen. Würde er widersprechen, musste er zugeben, dass er betrogen hatte, und was die empörten Zuschauer dann mit ihm machen würden, konnte er sich an fünf Fingern abzählen.
    Mit einen großzügigen Geste schob er den Münzstapel zu seinem Besitzer zurück. Gleichzeitig sammelte er mit der anderen Hand die Bronzescheiben ein und ließ sie rasch in einer Tasche seiner Weste verschwinden.
    „Mein Herr, Euch Euer Geld – und Ihr anderen müsst zugeben, dass es Geheimnisse gibt, die selbst mich noch überraschen.“
    Der Bauer gri ff zuerst zögerlich, dann rasch nach seinen Münzen und verschwand mit seinen Nachbarn in der Menschenmenge des Marktplatzes. Als die übrigen Zuschauer erkannten, dass es nichts mehr zu sehen gab , zerstreuten sie sich. Zurück blieben der Taschenspieler , Jupp und ich. Jupp war es, der sich jetzt drohend vor dem Betrüger aufbaute. „Kerlchen, ich hab keine Ahnung, was mein Freun d Konrad da gerade gemacht hat, für mic h sah das aus wie Zauberei. Aber eines rat e ich dir: Lern Feuerspucken oder spiel mit bunten Bällen. Sollte ich dich noch einmal dabei erwischen, wie du mit deinen Bronzescheiben versuchst , anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, dann verpasse ich dir eine n Arschtritt, dass du glauben wirst, auf den Nägel n des Heiligen Josefs selbst zu sitzen. Dann aber brauchst du mehr als nur die T ränen der Heiligen Ursula, um deine Fott zu kühlen. Habe ich mich da klar ausgedrückt?“
    Der Spieler nickte nur kurz, schnappte sich seinen Tisch und brachte sich mit drei, vier schnellen Sätzen in Sicherheit Jupp wandte sich mir zu. „Mensch, Konrad, du machst mir Spaß: Seit wann kannst du zaubern? Das schreit nach einem Krug Bier im Einhorn. Und ich werde bezahlen.“
    Ich hatte gar keine Möglichkeit zu antworten, weil Jupp mich bereits am Ärmel zog. „Ach ja, und wie du das mit diesen Scheiben gemacht hast, das will ich unbedingt wissen.“ Für Jupp war die Welt in Ordnung.

18
    Die Menschenflut in den Gassen nahm immer noch zu. Wir brauchten für den Weg zum ‚Kleinen Einhorn‘ doppelt so

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