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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Kopf.
    „Nein, Thomas, ich habe zwar schon mal von Kämpfern gehört, die mit einem Eichenknüppel gegen gutgerüstete Fußsoldaten angetreten sind und den Kampf gewannen. Aber bis heute habe ich das für Aufschneiderei gehalten.“
    Thomas schaute Heinrich immer noch an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. In gewisser Weise stimmte das auch. Der mit Brustharnisch gewappnete Heinrich hatte nur wenig mit dem grummelnden Gemeindepfarrer gemein. „Also, wie steht es, Thomas? Ich wäre bereit, es mit dir zu versuchen.“ Heinrich streckte Thomas seine Hand entgegen. Der zögerte noch einen kurzen Moment, bevor er wortlos einschlug und Heinrichs Händedruck erwiderte.
    „Sehr gut, das wäre geklärt. Morgens nach der Frühmesse kommst du her! Bis zum Mittag werden wir üben, am Nachmittag kannst du dann alleine weitermachen. Wenn es meine Zeit erlaubt, zeige ich dir noch die eine oder andere Kleinigkeit. Der alte Heinrich hat da noch einige Finten, die viele heute schon nicht mehr kennen.“
    So wie es aussah, brauchten die beiden mich erst einmal nicht. Heinrich überreichte Thomas einen etwas kürzeren Eichenstock. Der nahm ihn beinah ehrfurchtsvoll entgegen.
    „Thomas, ich sag deiner Mutter, dass du zum Mittagsläuten wieder zu Hause bist. Und Heinrich – danke!“ Thomas war so von Heinrichs Anweisungen gefesselt, dass er mir kaum mehr als ein knappes Abschiedsnicken gönnte. Heinrich dagegen blickte mich mit einem zufriedenen Lächeln an. Ich schien nicht nur Thomas einen Dienst erwiesen zu haben. Während ich zum Hausflur des Pfarrhauses ging, begann Heinrich mit seinen Übungen.
    „Du hältst deinen Knüppel so, nein, deine linke Hand muss hier anfassen. Ja, genauso! Das ist unsere Grundstellung, und nun führst du das rechte Ende in einem Bogen nach oben. Ja, sehr gut! Hättest du ein Schwert in Händen, wäre das ein Unterhau – merk dir das.“ Heinrichs Anweisungen konnte ich noch bis vor dem Pfarrhaus hören. Da stand ich nun in der Kirchgasse. Eigentümlicherweise fühlte ich mich in diesem Moment ausgeschlossen und überflüssig. Na los, mach dich ans Schnitzen, ermahnte ich mich selber. Schließlich konnte ich zufrieden sein. Mein kleiner Plan war aufgegangen. Was wollte ich mehr?

17
    In den nächsten Tagen arbeitete ich an dem Kreuz. Es war fast fertig. Jupp hatte ich nur einmal kurz getroffen, er versprach, am ersten Markttag vorbeizukommen, um mir den bevorstehenden Michelsmarkt einmal richtig zu zeigen. In meinen Ohren klang das mehr wie eine Drohung. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass Gregor zu einer ersten Anhörung vor die Schöffen geführt wo rden war. Jupp kannte nicht alle Einzelheiten, aber Gregor war nach nicht einmal einer Stunde in die dunkle Kammer des Runden Turms geworfen worden. Wie es schien, hatte er seinen Mund nicht halten können. Den Schöffen hatten Gregors Antworten offenbar nicht gefallen. Einer der ihren war tot und sein Mörder alles andere als demütig. Die dunkle Kammer aber hatte noch jeden Demut gelehrt. Ich erinnerte mich an Jupps Schaudern, als er sie mir beschrieben hatte: ein Loch, in das der Gefangene durch eine Falltür hinabgelassen wurde, wenn er Glück hatte und die Wärter ihn nicht einfach hinabstießen. Der Boden sumpfig vom nahen Rheinwasser, kein Licht, das das Verlies und all die hungrigen Ratten auf ihrer gierigen Suche nach Beute erhellte.
    Über Gregors Schicksal sollte nach dem Michelsmarkt entschieden werden. Ich hatte das Gefühl, noch etwas tun zu müssen. Nur was? Der Herren der Stadt hatten ihren Mörder, die Stadtknechte, Jupp allen voran, waren mit den Vorbereitungen für die Markttage beschäftigt. Ich war überzeugt, dass der Mörder des Ratsherrn noch auf freiem Fuß war. Doch selbst Jupp hatte mittlerweile – vor allem nach Gregors Auftritt vor den Schöffen – Zweifel an meinen Überlegungen. Gregors Schicksal interessierte niemanden. Dafür machten andere Nachrichten die Runde: Die Habsburger Vertreter seien in Trier am Hof des Erzbischofs eingetroffen. Der Erzbischof selbst könnte womöglich nach Andernach kommen, aber sicher erst, wenn sich eine Einigung abzeichnen würde – er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren. Ein anderes Gerücht besagte, dass alles schon seit einem Jahr beschlossen sei und man lediglich noch einmal die letzten Bedingungen verhandeln müsste. Die Burgunder, so hieß es, befänden sich irgendwo zwischen Aachen und dem Rhein. Wann sie eintreffen würden? Wer konnte das wissen! Die Ratsherren

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