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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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Selbstsicherheit seines Vaters, doch die machte er mit der Arroganz eines jungen Ritters wett, der davon überzeugt war, noch Großes leisten zu können.
    Als Adolf von Kleve sich neben Anton stellte, musste sich Pater Jacob noch einmal in Erinnerung rufen, dass Anton der Ältere von beiden war. Adolf von Kleve sah aus wie ein alter Mann, der zuviel gesessen und zu lange schwer und reichlich gegessen hatte. Anton dagegen hätte auch der ältere Bruder seines Sohnes sein können.
    Diese drei also sollten die Interessen Karls vertreten. Und die Habsburger?
    Sollten sich die Vertrete r Habsburgs verspäten? Pater Jacob befürchtete schon den ersten Eklat, bevor die Gespräche überhaupt beginnen konnten. Doch seine Sorge war unbegründet. Die Tür an der linken Seite des Raumes wurde geöffnet. Pater Jacob atmete auf. Johann Cicero von Brandenburg betrat den Raum. Pate r Jacob blieb für einen Moment die Luft weg. Vor mehr als anderthalb Jahren war Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg als Oberbefehlshaber de r kaiserlichen Truppen mehr als einmal zu Beratungen im Kloster gewesen. Sein Sohn Johann ähnelte dem Vater. Nicht nur vom Aussehen – er trug einen sorgsam gestutzten V ollbart und hatte das gleiche lockige Haar wie sein Vater – sondern auch wie er ging, wie er prüfend den Raum und seine Anwesende n wahrnahm. Pater Jacob schien es, als sei der Markgraf in einen Jungbrunnen gefallen, um als 21-jähriger den Saal zu betreten. Dass Johann hier im Namen Friedrichs an den Beratungen teilnahm, zeigte die Wertschätzung des Hause s Habsburg für die Verdienste der Brandenbu rger. Darüber hinaus eilte Johann Cicero von Brandenburg der Ruf voraus, dass er ei n begnadeter Redner und – trotz seines Alter s – ein gewiefter Taktiker sei.
    Johann von Brandenburg begrüßte Pater Jacob freundlich und deutete vor den Vertretern Burgunds eine Verbeugung an. Wie auf Zuruf, betrat danach Gernot von Württemberg den Raum. Pater Jacob atmete innerlich auf. Auch der Württemberger schien keine Waffen zu tragen – zumindest keine, die man offen sehen konnte. Pater Jacob wusste wenig über Ritter Gernot, wie der aber so durch den Raum ging und sich direkt auf einen der Stühle setzte, erinnerte er Pater Jacob an eine Katze: angespannt und wachsam. Ritter Gernot war ein paar Jahre älter als der Brandenburger und damit im Alter Philipp von Burgunds. Er trug die Kleidung eines Kämpfers. Teuer zwar, kein Zweifel, aber ohne modischen Tand. Das bartlose Gesicht hatte auf der linken Seite eine lange Narbe, die man aber erst beim zweiten Hinsehen wahrnahm. Die schwarzen Haare fielen Gernot bis auf die Schultern. Entsetzt sah Pater Jacob, dass Gernot auf jeden Gruß gegenüber den Burgundern verzichtete, die verärgert die Stirn runzelten. Pater Jacob beeilte sich mit der Begrüßung:
    „Im Namen unseres Konvents und der Stadt möchte ich Euch, Exzellenzen, als Vertreter der Häuser Bur gund und Habsburg begrüßen. Ich erbitte Gottes Segen für das Gelingen der Gespräche und stehe Euch jederzeit zur Verfügung.“
    Pater Jacob segnete die Anwesenden, verbeugte sich und zog sich dann in eine Ecke des Saales zurück, bereit, allen Wünschen zu entsprechen und neugierig, welchen Verlauf dieses erste Treffen wohl nehmen würde.
    Gernot von Württemberg ergriff als erster das Wort:
    „Wie wir sehen, hat Burgund diesmal darauf verzichtet, Wagenladungen mit Gold und Gemälden anzukarren, um den Verhandlungsort auszuschmücken.“
    „Uns erschien es ratsam, erst einmal abzuwarten, ob Ihr überhaupt kommt oder ob Ihr Euch nicht wieder bei Nacht und Nebel davonstehlt“, erwiderte Anton von Burgund spitz.
    Johann von Brandenburg öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Ritter Gernot war schneller.
    „Ach was, damals sind wir doch nur vor dem schlechten Geschmack geflüchtet. Welcher richtige Mann kann schon den Anblick eines Schwertes ertragen, in dessen Griff das ‚Vater unser‘ mit Edelsteinen eingelegt ist.“
    „Ich glaube, wir sollten uns doch bemühen, daran zu denken, weshalb wir hier sind“, wandte Adolf von Kleve ein, bemüht zu vermitteln.
    „Nun, so beantwortet uns doch eines: Warum soll der Kaiser verhandeln, solange Bur gund einen Verbündeten Friedrichs gefangen hält?“ Gernot von Württembergs Frage ließ die Burgunder erstarren.
    „Hier geht es darum, eine Heirat zu verhandeln, eine Verbindung zwischen zwe i Familien, nicht um das Schicksal eines Einzelnen“, er klärte Anton von Burgund mit Nachdruck.

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