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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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und Philipp ausgedacht? Oh, ich bin deine Selbstgerechtigkeit so leid! Der große Gernot von Württemberg, Günstling des Kaisers. Weißt du, was ich glaube? Die Burgunder haben mit allem recht. Und jetzt, jetzt stecken wir bis zum Hals in der Scheiße, die du angerichtet hast. Aber eines sag ich dir: Du wirst selber zusehen, wie du da herauskommst. Sorg dafür, dass die Burgunder wieder hier am Tisch sitzen und lass mich dann unsere Aufgabe erfüllen. Du scheinst dazu ja nicht in der Lage zu sein!“
    Johann wartete keine Antwort ab, sondern verließ empört den Saal. Gernot blieb sprachlos über den Wutausbruch zurück.
    Pater Jacob stöhnte auf. Sauer lag der Geschmack von Galle auf seiner Zunge. Das hier war mehr, als er alleine bewältigen konnte. Ohne einen Abschiedsgruß eilte er aus dem Versammlungssaal und schickte dann Hans mit dem Auftrag los, den Bü rgermeister unverzüglich ins Kloster zu holen.
    Bruder Josef und Bruder Georg beauftragte er, das ganze Kloster abzusuchen. V ielleicht hatte der Burgunder den Weinkeller für sich entdeckt. Wer konnte das wissen? Doch er ahnte schon, dass die Suche der beiden Mitbrüder erfolglos bleiben würde.
    Und so kam es, dass Emerich von Lanstein an diesem Morgen ebenfalls Sodbrennen vor Sorge bekam. Dass Stadtknechte die Gassen durchkämmten, Torwachen befragten, Huren aus dem Schlaf rissen und Wirtshäuser durchsuchten. Alles in der Hoffnung, einen burgundischen Diener zu finden. Als nach drei Stunden erfolgloser Suche Jacques de Brev wie vom Erdboden verschluckt blieb, war Emerich von Lanstein und Pater Jacob klar, dass ihr Sodbrennen noch das kleinste Übel an diesem T ag sein würde.
    Kyrie eleison. Christe eleison.
    Der Gesang der Mönche erfüllte das Kirchenschiff. Hoch hinauf in die Kuppel schwebte der Ruf nach Erbarmen. Nach einem kurzen, unruhigen Schlaf war ich aufgestanden und hatte mich zur Laudes den Mönchen angeschlossen. Abt Johann sah mich in der Kirche stehen und hatte mich zu sich gewunken, und so saß ich nun auf einem der Ehrenplätze im Chorraum. Anselm rezitierte die Bußpsalmen des Miserere. Nach dem Segen nahm er mich kurz beiseite und raunte mir zu: „Wir haben alle Unterlagen zusammen. Treffen wir uns in der Bibliothek.“
    Anselm ging in die Sakristei, und ich folgt e seinen Anweisungen und lief so schnell ich konnte in die Bibliothek. Gerade hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, als Anselm auc h schon durch eine Seitentür den Raum betrat. V orsichtig trug er einen großen Stapel Unterlagen, hinter ihm ein Novize, der ein Tablett mit Breischüsseln und Bechern auf dem Tisch abstellte , um dann davonzuhuschen.
    „Unser Abt lässt sich entschuldigen. Zwei unserer Pächter streiten sich um ein Stück Wiese, und er soll den Streit schlichten“, verkündete Anselm munter. Dann nahm er sich eine der Schüsseln und einen Hornlöffel. Er war länger als die halbe Nacht auf den Beinen gewesen, aber das sah man ihm nicht an, als er so dasaß und zufrieden den Hirsebrei in sich hineinlöffelte. Zwischen zwei Bissen reichte er mir einige Blätter.
    „Hier, schau, das sind die Gästelisten des Hirschs.“
    Aufmerksam studierte ich sie.
    „Was suchst du genau?“, fragte Anselm mit vollem Mund.
    Wenn ich das nur gewusst hätte. Die Liste war lang, die Hand schrift klein und schwungvoll. Der Schreiber wollte einen guten Eindruck machen.
    „Nehmen wir einmal an“, erklärte ich Anselm „der Mörder Grevenraths war Gast im Hirsch. Und weiter, dass er dort auch übernachtet hat. Dann müsste er auf dieser Liste stehen.“
    Anselm schnaubte skeptisch: „Mein Junge, du klammerst dich da an Zufälle. Mir scheint, das alles steht auf tönernen Füßen.“
    Ohne auf Anselms Einwand einzugehen, durchforstete ich die Liste. Ein Name stach mir ins Auge. „Seht her, Vater Anselm. Am 20. September reiste nur ein Gast ab, die übrigen blieben bis zum Michelsmarkt. Ich glaube, das ist unser Mörder.“
    „Was macht dich da so sicher?“ fragte Anselm.
    „Schau dir die Eintragung an.“ Ich zeigte auf die betreffende Stelle. „Paul Winkelbrecht, 18. – 20. September ad 1476“, las ich vor.
    „Und?“
    „Dieser Winkelbrecht verließ den Hirsch am 20. September, in der Nacht vorher fanden wir den toten Grevenrath in der Korngasse.“
    „Also, ich weiß nicht.“ Anselm war nicht überzeugt.
    Ich aber sah den Namen und war mir sicher, dass die Abreise des unbekannten Kaufmannes kein Zufall sein konnte. Paul Winkelbrecht hatte den Hirsch verlassen,

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