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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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sollte?
    Er hatte ihr ehrlich von seinem Verlust erzählt. Hatte sein Geheimnis mit ihr geteilt. Trotzdem kam es ihr falsch vor. Schließlich war dies ja kein Wettbewerb des Leidens. Außerdem war ihr Rückfall eine Ausnahme gewesen, ein Fluchtmechanismus in einer Extremsituation. Schon jetzt ging es ihr wieder viel besser.
    Sebastian holte eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Er selbst trinke keinen Alkohol, erzählte er, aber vielleicht wolle sie einen Schluck zum Essen? Sie stießen an. Der Wein hatte die perfekte Temperatur und schmeckte fruchtig und frisch. So müsste das Leben immer sein. Sie traf eine Entscheidung. Sie würde es ihm erzählen. Irgendwann. Aber nicht jetzt.
    Gern hätte sie mehr über Sabine erfahren, wusste aber nicht, ob sie es wagen sollte, ihn danach zu fragen. Sie wollte nicht in seinem Leben herumstochern und ihn womöglich verletzen. Aber sie verspürte ein ehrliches Interesse, sie mochte die Version von Sebastian, die vor ihr saß, und verstand mit einem Mal, warum er einen solchen Schlag bei den Frauen hatte.
    Er war nicht gerade gutaussehend. Leicht übergewichtig und ziemlich verbraucht, machte er nicht den Eindruck, als legte er besonderen Wert auf sein Äußeres, aber er war aufmerksam. Ein attraktiver Zug. Vermutlich sein Geheimnis. Bisher hatte Vanja nie ernsthaft darüber nachgedacht. Immer, wenn ihre Gedanken zu dieser Facette von Sebastians Charakter vorgedrungen waren, hatte Vanja sie verdrängt und zornig reagiert. Er nutzt die Frauen ja nur aus, hatte sie gedacht. Aber jetzt konnte sie nachvollziehen, warum sich dennoch so viele auf ihn einließen. Er sagte im richtigen Moment die richtigen Dinge. Vermittelte ihnen sicher das Gefühl, im Zentrum des Interesses zu stehen, begehrenswert zu sein. Eine Methode, die er über die Jahre hinweg bis zur Perfektion entwickelt hatte.
    Eine Technik.
    Eigentlich nicht mehr als ein Trick.
    Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Verdacht. Was, wenn er mit ihr dasselbe vorhatte? Der Wein, die Aufmerksamkeit, die persönlichen Geschichten.
    Ein Trick.
    Konnte er wirklich so kaltblütig sein? War das alles nur ein Plan, um sie zu verführen? Sie hielt mitten im Essen inne und legte das Besteck auf den Tisch. Vom Wein ermutigt, fragte sie geradeheraus.
    «Du bist nicht zufällig nur deshalb so nett zu mir, weil du mit mir ins Bett willst?»
    Sebastian erstarrte beim Kauen. Täuschte sie sich, oder sah sie einen Anflug von Röte auf seinem Hals?
    «Glaubst du das wirklich?»
    «Ich weiß nicht. Du bist ja dafür berüchtigt.»
    «Um Gottes willen … Wir arbeiten doch zusammen, du und ich. Du weißt schon, business and pleasure .»
    Er fixierte sie mit seinem Blick. In seinen graublauen Augen lag etwas Unbestimmbares.
    «Ich war gezwungen, das zu fragen. Ich habe dich ja noch nie so erlebt.»
    «Wie so?», fragte er, legte ebenfalls das Besteck beiseite und beugte sich vor.
    «Normal», antwortete sie mit einem Achselzucken. «Nett. Das ist das erste Mal, dass du so nett bist.»
    Sie hob das Glas und prostete ihm zu.
    «Jedenfalls bin ich es nicht, weil ich mit dir schlafen will.»
    «Gut. Ich will es nämlich auch nicht.»
    «Schön, dann hätten wir das ja geklärt», meinte er und lachte. Dann wurde er wieder ernst. «Aber ich wäre dir wirklich gern ein Freund.»
    «Das bist du. Ernsthaft. Und ich würde gern noch einen Schluck Wein trinken.»
    Sebastian schenkte ihr nach. Sie widmete sich wieder ihrer Pasta und konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt eine Mahlzeit so genossen hatte.
    Sebastian saß reglos da und betrachtete sie. Freundlich, beinahe liebevoll. Er hätte schwören können, dass sie nicht ein einziges Mal an Valdemar gedacht hatte, seit sie an diesem Tisch saß.

    Es war zwei Uhr nachts und die Weinflasche fast leer. Sie hatten noch eine Weile zusammengesessen und über alles Mögliche geredet. Sebastian war es gelungen, das Gespräch von ihrer beider Trauer wegzulenken, sodass es bei dem unkomplizierten Miteinander blieb, zu dem sie gefunden hatten.
    Vanja ließ ihren Kopf auf die Sofalehne sinken. Sie hatte das Gefühl, als wäre das Geschehene ein wenig abgeschwächt worden. Die Gegenwart stärker. Vermutlich der Verdienst des Alkohols. Aber nicht nur. Es war ihr gelungen, Valdemar mit Hilfe ihres munteren Geplauders auf Abstand zu halten. Sie wollte jetzt nicht nach Hause gehen. Sie schloss die Augen. Aber sie konnte nicht hier übernachten.
    Sie sollte besser nach Hause gehen.
    Musste nach Hause gehen.
    Aber

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