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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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sie wollte nicht. Fast erschien es ihr einfacher, sich von ihm verführen zu lassen. Keinesfalls, weil sie Sex mit ihm wollte. Sie fand Sebastian nicht attraktiv. Aber dann müsste sie keine Entscheidung treffen. Sie könnte einfach bleiben. Wenn etwas passieren würde, wäre das zwar in jeder Hinsicht eine Katastrophe, das wusste sie. Aber in diesem Moment wünschte sie es sich beinahe.
    Sie schob den Gedanken genauso schnell von sich, wie er gekommen war. Das war doch völlig absurd. Abscheulich. Mit jemandem ins Bett zu gehen, nur um nicht nach Hause zu müssen. Sie hatte zu viel getrunken. Hastig stand sie vom Sofa auf. Sie war auf sich selbst wütend, und das sah man ihr sicher auch an.
    «Ich muss jetzt gehen.»
    Sebastian wirkte etwas verwundert. Als könnte er ihren plötzlichen Sinneswandel nicht ganz nachvollziehen.
    «Klar. Soll ich dir ein Taxi rufen?»
    «Ja, bitte.» Sie beruhigte sich ein wenig, ging um den Sofatisch herum und in den Flur, um sich die Schuhe anzuziehen.
    «Entschuldige. Ich war nur erschrocken, dass es schon so spät ist.»
    «Das verstehe ich», sagte er. Er ging ihr nach und lehnte sich an den Türrahmen. «Wenn dir das lieber ist, kannst du auch hier übernachten.»
    Sie ertappte sich dabei, dass sie ihn wütend anstarrte. Er lachte entwaffnend.
    «Ich habe ein zusätzliches Schlafzimmer. Ein Gästezimmer. Ist schon lange nicht mehr benutzt worden, aber es existiert. Also, wenn du möchtest?»
    Nein, sie musste gehen. Sie hatte sich entschieden, keine Diskussion. Gleichzeitig wusste sie, was sie erwartete. Die Gedanken an Valdemar würden zurückkommen, sobald sie wieder allein war. Wenn sie in ihrer kleinen Wohnung auf- und abgehen würde, kämen sie zurück. Und damit vielleicht sogar die Gier nach Essen.
    «Na gut. Vielen Dank», hörte sie sich schließlich selbst sagen.
    Sebastian nickte und verschwand, um das Bett zu beziehen. Vanja blieb stehen und überlegte, was genau gerade passiert war. Versuchte er vielleicht doch, sie zu verführen? Warum ging sie nicht einfach?
    «Ich suche dir eine frische Zahnbürste», hörte sie ihn rufen.
    Weil sie nicht wollte, wie sie jetzt einsah.
    Sie wollte bei ihm bleiben.

[zur Inhaltsübersicht]
    E r fühlte sich nicht unbedingt verfolgt, eher beobachtet. Aber er war allein in dem fremden Zimmer. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen war. Durch eine Tür vermutlich, aber es schien keine zu geben. Zumindest nicht hinter ihm. Ob es am anderen Ende einen Eingang gab, konnte er nicht sehen. Der Raum war groß, und zwei starke Scheinwerfer leuchteten ihm direkt ins Gesicht. Er ging ein Stück über den Boden mit dem Schachbrettmuster. Seine Schritte hallten wider. Es roch nach … Shampoo. Er ging weiter, ohne der anderen Seite des Raums näher zu kommen. Falls es überhaupt eine andere Seite gab. Die Lampen blendeten ihn, und dahinter lag nur Dunkelheit. Irgendwo erklang ein Glockenspiel. Weit entfernt. In der Finsternis. Aber die Töne wurden immer lauter, sie kamen näher, obwohl er sich nicht von der Stelle rührte. Dann spürte er ein Stechen in der Seite, unterhalb der Rippen. Wobei, Stechen war das falsche Wort, es war eher wie ein Schlag. Verwundert warf er einen Blick nach unten, sah aber nichts. Nur den gemusterten Boden. Ein neuer Schlag. Jetzt waren die Glocken ganz nah. Eine Melodie, die er erkannte, aber nicht zuordnen konnte.
    «Alexander …»
    Eine Frauenstimme.
    Ein Name.
    Sein Name.
    Alexander Söderling schlug die Augen auf. Er lag neben Helena, erkannte ihr Gesicht zwischen den langen Haaren. Hinter ihm klingelte sein Handy. Und Helena stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.
    «Ja, ja, ja, ich bin wach …», murmelte er, wandte ihr den Rücken zu und nahm das Telefon. Die Uhr zeigte ihm, dass es nicht mitten in der Nacht war, sondern früher Morgen. Eine unterdrückte Nummer. Er ging ran.
    «Söderling», sagte er mit belegter Stimme und räusperte sich.
    «Alexander Söderling?»
    Die Stimme sprach seinen Nachnamen wie «Söderläng» aus. Ein Amerikaner. Alexander setzte sich im Bett auf.
    «Ja. Oder yes.»
    Der Mann am anderen Ende stellte sich mit Nachnamen vor und erklärte mit schleppendem Südstaatenakzent, welcher Organisation er angehörte. Alexander sah ein, dass er dieses Gespräch auf keinen Fall einen Meter von Helena entfernt führen wollte, auch wenn sie schon wieder eingeschlafen zu sein schien. Er stand auf und verließ das Schlafzimmer.
    «Womit kann ich Ihnen helfen?», fragte er,

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