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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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als Mats und Klara vorstellten. Sie verteilten die Zimmerschlüssel und erklärten den Ablauf der nächsten Tage. Die Gäste konnten bleiben, solange sie wollten, obwohl das Hotel eigentlich schon geschlossen hatte. Tagsüber war Personal im Hotel, weil man das Gebäude winterfest machen musste. Einige der Leute blieben auch über Nacht, wohnten allerdings in Personalwohnungen. Außerdem würde ein Koch kommen und für das Mittag- und Abendessen sorgen. Frühstück mussten sie sich in der Küche selbst zubereiten. Eventuell könnten ein paar Handwerker auftauchen, die kleinere Reparaturen durchführten, aber in jedem Fall wären sie nur tagsüber da. Wenn die Ermittler etwas brauchten, konnten sie sich immer an Mats und Klara wenden.
    Die Gruppe beschloss, nur schnell das Gepäck auf die Zimmer zu bringen, eine Kleinigkeit zu essen und sich so bald wie möglich auf den Weg in den Fjäll zu machen, solange es noch hell war. Hedvig hatte zwei Fahrzeuge organisiert, die auf sie warteten.
    Im Zimmer angekommen, legte Torkel seinen Koffer auf das Bett und ging zum Fenster. Er hatte Aussicht auf den Fluss, der gerade Hochwasser führte. Über eine Holzbrücke gelangte man hinüber, und er konnte den ausgetrampelten Pfad sehen, den die Wanderer normalerweise nahmen, um in die Gebirgswelt zu gelangen. Torkel war froh, dass sie hier waren. Er konnte nicht leugnen, dass er gewisse Hoffnungen in diese Reise setzte. Nicht in erster Linie berufliche. Er hoffte, dass Ursula und er wieder zueinanderfinden würden. Und vielleicht sogar mehr daraus würde. Sie hatten lange nach den drei Regeln gelebt, die Ursula für ihr Verhältnis aufgestellt hatte:
    Nur bei der Arbeit.
    Nie zu Hause.
    Keine Zukunftspläne.
    Es waren einfache Regeln, die sie mehrere Jahre befolgt und die gut funktioniert hatten. Aber dann hatte sich einiges geändert. Ursula war plötzlich bei ihm zu Hause aufgetaucht. Hatte ihn besucht. Ihn haben wollen. In seiner Wohnung in Stockholm. Aus seiner Sicht waren somit zwei von drei Regeln gebrochen worden, und zwar von Ursula. Torkel hatte allerdings das Gefühl, dass die Dinge dadurch komplizierter geworden waren. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie sich in letzter Zeit begegnet waren, hatte Torkel das Gefühl gehabt, Ursula wäre verändert. Nicht viel. Nicht besonders. Er hatte kleine Anzeichen bemerkt. Details. Vielleicht, so glaubte er, hatte sie Angst, dass sie kurz davor waren, auch die dritte Regel außer Kraft zu setzen. Möglicherweise ängstigte sie der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft. Er selbst wünschte sich nichts sehnlicher, aber er wusste genau, dass eine solche Initiative auf keinen Fall von ihm ausgehen dürfte. Alles, was sie taten, lief gemäß Ursulas Bedingungen ab. Immer. Er würde gern weiter gehen, aber jetzt bekamen sie die Chance, wieder zu ihrem alten Verhältnis zurückzukehren.
    Sich wieder an die Regeln zu halten.
    Denn damit war zweifelsohne alles einfacher gewesen. Jetzt hoffte er, sie könnten wieder zu diesem Punkt zurückfinden und von dort aus weiterkommen. Durch ein paar Nächte im Hotel, weit weg von ihrem Mann.
    Was Ursula dachte, ahnte er wie üblich nicht im Entferntesten.

    Nach einer Mahlzeit, die aus Gulaschsuppe, Brot, Kaffee und feinen Schokoladenkeksen bestand, versammelten sie sich vor der Fjäll-Station. Der Regen hatte zugenommen. Es schüttete wie aus Eimern, als sie über die Hängebrücke gingen und auf die beiden Wagen mit Vierradantrieb zustapften, die auf der anderen Seite des Flusses warteten. Sebastian hasste Regen. Dabei spielte es keine Rolle, wie er angezogen war. So oder so fühlte er sich schon nach wenigen Minuten nass bis auf die Knochen. Und fror.
    «Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.»
    Einen solchen Spruch konnten nur verblendete Ökofaschisten von sich geben. Dies war schlechtes Wetter. Ganz objektiv betrachtet war es ein richtiges Sauwetter, egal, wie man angezogen war. Sebastian überlegte, ob er umkehren und lieber im Hotel warten sollte. Eigentlich musste er den Fundort nicht unbedingt sehen. Aber dann waren sie bei den Autos angekommen und somit auch bald vor der Nässe geschützt. Er drängte sich an Jennifer vorbei und stieg als Erster ein.
    Eine gute halbe Stunde später waren sie an der Fundstelle.
    Über den sterblichen Überresten war ein großes, weißes Zelt aufgebaut. Benzinbetriebene Stromaggregate versorgten die Scheinwerfer, die angesichts der beginnenden Dämmerung im Zelt und davor

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