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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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und nicht von einer Kugel?»
    «Die Karoliner lebten doch nicht in der Antike!»
    Ursula beschloss, den letzten Hinweis geflissentlich zu überhören, und widmete sich wieder ihrer Fotografie.
    «War es denn bei den Karolinern üblich, Goretex zu tragen?», fragte sie dann, senkte die Kamera und deutete mit dem Kinn auf die beiden Skelette, die teilweise von graugelben Stoffresten bedeckt waren.
    «Diese beiden haben wir zuletzt ausgegraben. Sie liegen am weitesten außen.» Jan-Eriks Stimme war angespannt vor unterdrücktem Zorn. Offenbar verlor er allmählich die Geduld. Sebastian betrachtete die Szene mit Interesse. Es war nicht das erste Mal, dass Ursula die Kompetenz der lokalen Beamten anzweifelte, aber diesmal ging sie sogar für ihre Verhältnisse ziemlich weit. Torkel achtete immer darauf, dass er und seine Leute nicht mit der Polizei vor Ort in Konflikt gerieten. Das hatte er schon immer getan. Deswegen waren sie so erfolgreich. Und das wusste auch Ursula. Und dennoch hackte sie auf diesem armen Mann herum.
    Sebastian hörte, wie Torkel sich neben ihm räusperte.
    «Überlass doch bitte Billy das Fotografieren und erzähl uns erst einmal, was wir hier sehen. Wir müssen bald zurück.»
    Ursula hielt inne und blickte zu Torkel hinüber, der einen kleinen Schritt vortrat. Er sah sie ruhig an. Seine Stimme hatte gedämpft und wohlmoduliert geklungen, als hätte er sie um einen Gefallen gebeten, aber mit einem kleinen Nicken verriet er deutlich, dass es ein Befehl war. Sebastian konnte nicht anders, er war beeindruckt. Eine typische Torkel-Lösung. Er hatte einer Eskalation vorgebeugt, und Jan-Erik hatte sicher den Eindruck, dass Torkel für ihn Partei ergriffen hatte. Aber indem er gleichzeitig auf einen – rein fiktiven – Zeitdruck und Ursulas Sachkenntnis verwiesen hatte, war ihm das gelungen, ohne die Stimme zu heben oder Ursula zu blamieren. Billy kam auf sie zu, und Ursula reichte ihm die Kamera, ehe sie sich erneut an das Grab kniete.
    «Höchst vorläufig: vier Erwachsene, zwei Kinder. Aufgrund der Beckenknochen würde ich darauf tippen, dass zwei der Erwachsenen Frauen sind.»
    «Und wie lange haben sie schon da gelegen?»
    «Schwer zu sagen. Feuchter, durchlässiger Lehmboden, regelmäßiger Wasserdurchfluss … auf jeden Fall mehr als fünf Jahre. Zwei von ihnen scheinen in ihrer Kleidung begraben worden zu sein. Die beiden anderen Erwachsenen und die Kinder nicht.»
    «Können ihre Kleider denn nicht verschwunden sein?», überlegte Vanja. «Verrottet? Wenn sie aus einem anderen Material waren, das schneller verwest?»
    «Schon möglich, aber es gibt in ihrer Nähe nicht einen einzigen Hinweis darauf. Keine Knöpfe oder Reißverschlüsse, nichts.»
    «Und wenn die vier anderen länger dort gelegen haben als diese beiden?»
    «Sieht nicht so aus. Sie liegen alle etwa auf gleicher Höhe. Die Knochen haben dieselben Verfärbungen. Ich glaube, wir dürfen davon ausgehen, dass sie gleichzeitig begraben wurden.»
    «Aber warum hätte man nur vieren die Kleidung ausziehen sollen?», fragte Jennifer.
    Ursula antwortete nicht. Sie hockte sich erneut hin und drehte vorsichtig die beiden Schädel um, die ein wenig abseits lagen.
    «Bei den vieren ohne Kleidung fehlen auch die Zähne», stellte sie dann fest. «Das lässt sich auf keinen Fall damit erklären, dass sie womöglich schon länger hier liegen.»
    «Und welche Ursache könnte es haben, dass Zähne verschwinden?»
    Die Frage kam erneut von Jennifer.
    «In einem Grab? Gar keine.» Ursula stand auf. «Jemand muss sie ihnen ausgeschlagen haben, bevor sie hierhergebracht wurden.»
    «Jemand, der verhindern wollte, dass man sie identifiziert?», fragte Jennifer weiter und spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Sie hatte sich bei der Polizei beworben, um Spannung und Aufregung zu erleben. So einfach war das. Natürlich konnte man auch in der Routinearbeit eine gewisse Befriedigung finden. Aber hiervon hatte sie geträumt. Suchen, einkreisen, finden, zuschlagen, fassen. Sie bemühte sich, nicht zu grinsen, denn das konnte missverstanden werden. Die Stimmung in dem feuchten Zelt war gedämpft und ernst.
    «Ja, das wäre eine Hypothese», sagte Ursula und nickte.
    Sebastian hatte die meiste Zeit über geschwiegen. Jetzt musste er das Zelt verlassen. Er wollte weg. Dort drinnen wurde es ihm zu stickig. Man konnte kaum atmen. Sogar die Nässe draußen war besser.
    Er zog die Zeltplane zur Seite und ging hinaus. Immerhin hatte der Regen

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