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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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fast aufgehört. Von Norden her wehte ein kalter Wind. Sebastian knöpfte seine Jacke zu und holte mehrmals tief Luft.
    Sechs Tote. Zwei Kinder. Mehr oder weniger exekutiert. Während seiner Zeit bei der Reichsmordkommission hatte er nicht oft Fälle mit ermordeten Kindern erlebt, aber es war vorgekommen. Sie zehrten immer mehr an einem als andere Ermittlungen. Sebastian seufzte laut. Ein Kind zu erschießen, das brachten beileibe nicht alle Mörder über sich. Schon von daher konnte man auf einen sehr speziellen Täter schließen. Aber ihnen anschließend auch noch die Zähne auszuschlagen …
    Die sechs Personen, die hier lagen, waren nicht die ersten Opfer dieses Täters.
    Und auch nicht die letzten.
    Da war Sebastian sich sicher.

[zur Inhaltsübersicht]
    L ennart lief nervös in der offenen Bürolandschaft auf und ab, die das Herzstück von Nachgeforscht bildete. Die Redaktion saß dort schon seit mehr als zehn Jahren und bestand inzwischen aus über zwanzig Personen. In der zweiten Etage des betongrauen Fernsehgebäudes im Stadtteil Gärdet herrschten beengte Verhältnisse. Ihr direkter Nachbar war die Kulturredaktion, die aus weniger Menschen auf einer größeren Fläche bestand, von denen mehrere sogar den Luxus eines eigenen Büros genossen. Genau wie Lennart bis vor zwei Jahren, als Sture Liljedahl zum neuen Chef ernannt wurde und als Erstes alle Innenwände hatte herausreißen und ein Großraumbüro schaffen lassen, in dem «die Kreativität und die spontanen Einfälle freien Lauf hatten». Er wolle den Austausch und die Kooperation in der Gruppe stärken, hatte er gesagt, aber Lennart wusste, dass es im Grunde nur darum ging, so viele Angestellte wie möglich auf engstem Raum zusammenzupferchen. Jetzt saßen alle in einer großen Bürolandschaft mit einander gegenüberstehenden Schreibtischen. Lennart hasste das. Er wollte ungestört telefonieren und an seinen Texten arbeiten können. Als er sich beklagte, musste er sich von Sture anhören, er sei konservativ und müsse seine soziale Kompetenz ausbauen. Er war dagegen der Meinung, er und sein Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, wären völlig normal. Nicht weniger irritierte es ihn, dass Sture selbst in einem eigenen, abgetrennten Büro saß, das noch dazu aus zwei kleinen Räumen bestand, die zusammengelegt und renoviert worden waren. Sogar eine dicke Glaswand hatte er dort einbauen lassen und einen neuen Konferenztisch aufgestellt, damit er all seine Besprechungen ungestört führen und gleichzeitig seine Redaktion im Auge behalten konnte. Ziele wie Austausch, Sozialkompetenz und Zusammenarbeit mussten offenbar nicht für alle Priorität haben. Aber er war ja auch der Chef. Und für Vorgesetzte galten immer andere Regeln.
    In diesem Moment stand Sture dort drinnen und redete mit seinem Günstling Linda Andersson, einer talentierten Dreißigjährigen, die früher beim Expressen gearbeitet hatte. Die beiden schienen kein Ende zu finden, und Lennart konnte nicht verstehen, warum eine Besprechung so viel Zeit in Anspruch nahm. Als er vom Sergels Torg zurückgekehrt war, hatte er – noch außer Atem – um ein sofortiges Gespräch mit Sture gebeten. Er hatte erzählt, dass er wichtige Informationen besaß und gefragt, ob Sture Zeit hätte. Das hatte er.
    Aber nicht jetzt.
    Erst musste er zu einer Mittagsverabredung, dann den Programmdirektor treffen und sich anschließend die Sendung für den kommenden Mittwoch ansehen.
    Aber danach.
    Und danach war plötzlich Linda aufgetaucht. Hatte Sture sofort für sich vereinnahmt, nachdem er in die Redaktion zurückgekehrt war, und jetzt redeten sie noch immer.
    Lennart hatte plötzlich Lust auf eine Zigarette und schob sich hastig ein Nikotinkaugummi in den Mund. Einen mit künstlichem Fruchtgeschmack und zwei Milligramm Nikotin. Er hatte schon vor zwei Jahren mit dem Rauchen aufgehört, verspürte aber noch oft das plötzliche Bedürfnis nach einer Zigarette, besonders wenn er gestresst oder gelangweilt war. Jetzt war er beides. Die anfängliche Energie, die er nach seiner Begegnung mit Shibeka Khan gespürt hatte, war Rastlosigkeit gewichen. Er sah, wie die beiden hinter der Glaswand lachten. Er würde nie ganz schlau werden aus Sture. Wenn Lennart ihn nicht brauchte, ließ der Chef ihn nicht aus den Augen, aber sobald er ihn dringend sprechen musste, hatte er keine Zeit.
    Müde setzte er sich an seinen Schreibtisch und trank einen Schluck von seinem lauwarmen Kaffee. Er schmeckte nicht besonders. Vielleicht sollte

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