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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Fjäll-Station gingen, drang ein warmes und einladendes Licht aus dem achteckigen Anbau, in dem das Restaurant lag. Mats und Klara erwarteten sie in der Rezeption und erkundigten sich, wann sie essen wollten. Sie kamen überein, sich für eine halbe Stunde auf ihren Zimmern auszuruhen, ehe sie sich zum Essen trafen.
    Mats und Klara hatten die Zimmer als «Komfortkategorie» bezeichnet. Wenn man unter Komfort ein Etagenbett, einen Flickenteppich, einfache Sperrholzschränke ohne Türen sowie eine eigene Toilette und eine Dusche verstand, mochte das zutreffen. Torkel dagegen erinnerte der Raum an jedes beliebige Jugendherbergszimmer.
    Nach einer warmen Dusche stellte er sich mit einer Nagelschere vor den beschlagenen Spiegel, wischte den Dampf weg und begann, dem unerwünschten Haarwuchs Einhalt zu gebieten. Das rechte Nasenloch benötigte einen Durchgang. Er hasste diese langen Haarsträhnen, die in den letzten Jahren allmählich an Orten auftauchten, wo man sie definitiv nicht gebrauchen konnte. Selten fühlte er sich so alt, wie wenn seine Töchter ihn – nicht ohne eine gewisse Schadenfreude – darauf hinwiesen, dass er sich dringend wieder die Ohrenhaare stutzen musste. Sein Handy klingelte, und er verließ das Bad und meldete sich.
    Es war Axel Weber, der Reporter vom Expressen . Ob er richtig gehört habe, dass die Reichsmordkommission gerade in Jämtland war? Torkel bestätigte dies, wohl wissend, dass sich diese Information sofort medial verbreiten würde. Weber war ein fähiger Journalist, und wenn die Reichsmordkommission in etwas involviert war, sorgte das sofort für Aufsehen. Warum sie dort seien, fragte Weber. Was sie gefunden hätten? Oder besser gesagt, könne Torkel bestätigen, dass man ein Massengrab gefunden hatte? Torkel antwortete, dass sie einige Leichen entdeckt hatten, die schon lange dort in der Erde lagen. Wie lange, könne er nicht sagen, da sie es nicht wüssten. Aber auf jeden Fall lange.
    Alter, Geschlecht, wie viele, Spuren oder ein eventuelles Motiv – all das wollte Torkel weder kommentieren noch an die Öffentlichkeit geben. Als sie das relativ kurze Gespräch beendet hatten, war Weber nicht schlauer als vor seinem Anruf.
    «Sie wissen schon, dass ich das alles sowieso erfahren werde, oder?», hatte Weber zum Abschied gedroht, und Torkel konnte sich genau vorstellen, wie der Journalist dabei grinste.
    «Aber nicht von mir.»
    Er beendete das Gespräch. Vermutlich stimmte es, was Weber gesagt hatte. Irgendjemand aus Hedvig Hedmans Umfeld hatte allem Anschein nach schon Interna durchsickern lassen und würde es wahrscheinlich auch weiterhin tun. In Fällen, die ein großes Medieninteresse hervorriefen, war es fast unmöglich, so etwas zu verhindern. Ab sie mussten den Informationsfluss sofort begrenzen. Vielleicht sogar in Hedvigs Richtung. Die Anzeige beim Justizkanzler deutete darauf hin, dass sie nicht unbedingt die loyalsten Mitarbeiter hatte oder kein gutes Urteilsvermögen als Chefin besaß. Außerdem hatte sie die Reichsmordkommission hinzugerufen. Es gab immer wieder Polizisten vor Ort, die das Gefühl hatten, übergangen zu werden. Es wurden zwar immer weniger, denn meistens war man für das Fachwissen und die zusätzlichen Ressourcen der Reichsmordkommission dankbar, aber irgendjemand fühlte sich immer auf den Schlips getreten. Jedenfalls durfte man davon ausgehen, dass es im Polizeipräsidium in Östersund eine undichte Stelle gab.
    Torkel rief sofort Ursula an. Sie konnte die Kollegen oben im Fjäll bitten, besonders wachsam zu sein. Es schien zwar eher unwahrscheinlich, dass jemand einen Fotografen in die Dunkelheit schicken würde, um einen Blick auf das Grab und die Skelette zu erhaschen, aber man konnte nie wissen. Es waren schon ganz andere Dinge passiert.
    «Wie lief es mit der Rechtsmedizin?», fragte Ursula, ehe sie das Gespräch beendete.
    «Lass uns darüber reden, wenn du hier bist», antwortete Torkel ausweichend.
    «Also wird es Umeå.»
    Torkel überlegte. Er konnte lügen und behaupten, dass er noch an der Sache arbeitete, aber eigentlich war damit nichts gewonnen. Er würde nichts an der Tatsache ändern können, dass die Skelette nach Umeå gebracht werden würden.
    «Ja. Ich habe alles versucht, aber es ging nicht. Wann kommst du her?», fragte er schnell, um zu verhindern, dass sie zu lange über die negative Nachricht grübelte.
    «Ich bin fast fertig. Vielleicht in einer Stunde.»
    «Ich halte dir das Essen warm.»
    «Gut.»
    Ursula hatte die

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