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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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glaubte er eigentlich? Dass er den größten Scoop des Konkurrenzsenders nicht kannte, für den die Kollegen damals auch noch mit dem Guldspaden für den besten investigativen Fernsehbeitrag ausgezeichnet worden waren?
    «Vielleicht haben wir es hier mit einem ähnlichen Fall zu tun», fuhr Lennart fort. «Damals ging es um zwei Terrorverdächtige, die beide in einem Eilverfahren nach Ägypten abgeschoben wurden – im Auftrag des CIA. Und es waren sowohl der Staatsschutz als auch das Außenministerium involviert.»
    Sture horchte auf. Das war in der Tat ein interessanter Hinweis. Vielleicht nicht unbedingt die naheliegendste Spur, aber es war nicht unmöglich.
    «Also meinst du, bei dieser sogenannten unkontrollierten Ausreise wurde etwas vertuscht und verheimlicht?»
    «Einer unter Verschluss gehaltenen unkontrollierten Ausreise.»
    «Dieser Joseph, von dem Shibeka sprach – was wissen wir über den?»
    Lennart schüttelte den Kopf. «Nichts. Aber sein Name ist Shibeka im Gedächtnis geblieben. Hamid nannte ihn offenbar kurz vor seinem Verschwinden. Aber mehr weiß sie nicht.»
    Sture schrieb «Josef» auf die Tafel und setzte ein Fragezeichen dahinter. Dann nahm er wieder hinter dem Schreibtisch Platz und betrachtete Lennart nachdenklich.
    «Eigentlich haben wir zu wenig. Konzentrier dich erst einmal auf den Polizeibericht. Das ist unser konkretester Anhaltspunkt. Finde heraus, warum der Fall unter Verschluss gehalten wird.»
    Lennart nickte ihm zu und lächelte. Das passierte ihm bei einer Besprechung mit Sture nicht allzu oft.
    «Genau das hatte ich vor.»
    Anscheinend sah er zu zufrieden aus, denn Sture beugte sich vor und fixierte ihn.
    «Ich möchte, dass du das gemeinsam mit Linda machst.»
    Lennarts Lächeln war schnell verschwunden. Genau das hatte er verhindern wollen. Einmischung.
    «Aber hat sie nicht gerade genug zu tun mit dieser Recherche über das Arbeitsamt?», versuchte er, das Unheil abzuwenden. «Anders hat mir schon ein bisschen geholfen, ich könnte doch ihn fragen, wenn es bei mir eng wird?»
    «Lennart, wir müssen herausfinden, ob das eine Story ist oder nicht. Ich stelle dir die Ressourcen zur Verfügung, um genau das zu untersuchen, und Linda ist nun mal gut», erwiderte Sture freundlich.
    «Das stimmt», sagte Lennart, «aber ich würde gern noch ein bisschen weiterstöbern. Allein. Du weißt ja, dass ich so am liebsten arbeite …»
    Sture nickte, gab jedoch nicht auf. Das war nicht sein Stil.
    «Darf ich dir einen Kompromiss vorschlagen? Du erläuterst Linda das, was du herausgefunden hast, und sie unterstützt dich bei der Recherche. Aber außerhalb der Redaktion bist du allein unterwegs. Du hast das Heft in der Hand. In Ordnung?»
    Lennart starrte ihn an. Nicht ich habe das Heft in der Hand, dachte er. Sondern du. Aber was sollte er sagen. Es war Stures Show. Und er selbst war austauschbar.
    «Klingt gut», antwortete Lennart und lächelte wieder.
    Aber diesmal war sein Lächeln etwas verkrampfter.

[zur Inhaltsübersicht]
    E s war dunkel, als sie zum Hotel zurückkehrten.
    Alle bis auf Ursula, die den Fundort technisch untersuchte und die Bergung der Skelette beaufsichtigte. Torkel hatte ihr angeboten, ebenfalls dort zu bleiben, doch sie hatte zu Recht abgewunken. Für ihn gebe es hier nichts mehr zu tun. Doch mit einer Sache könne er ihr dank seiner politischen Macht bei der Behörde helfen. In Jämtland gefundene Leichen wurden normalerweise zum Rechtsmedizinischen Institut in Umeå überführt, aber Ursula bat Torkel, seinen Einfluss geltend zu machen, um sie nach Stockholm bringen zu lassen.
    Wie sich herausstellte, war das leichter gesagt als getan. Die Angelegenheit entwickelte sich zu einem Zweifrontenkrieg. Die Rechtsmediziner in Umeå fassten Ursulas Wunsch als Misstrauensbekundung auf, und die Kollegen in Stockholm machten deutlich, dass sie beileibe nicht unterbeschäftigt waren. Sechs weitere Leichen hatten ihnen gerade noch gefehlt. Sollte Torkel die Ausnahmegenehmigung doch auf irgendeine Weise erwirken, durfte er nicht erwarten, dass der Fall höchste Priorität haben würde. Und in den höheren Etagen stand man seiner Anfrage ebenfalls skeptisch gegenüber. Nach dem zehnten Anruf musste Torkel einsehen, dass Ursulas Wunsch mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Sie musste sich mit Umeå zufriedengeben. Er würde es ihr erklären, sobald sie zurückkäme. Hoffentlich, wenn sie allein waren. Auf seinem Zimmer. Oder ihrem.

    Als sie über die Brücke zur

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