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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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bin, hoffe ich, dass mir das auch in Zukunft erspart bleibt.»
    Alexander schaute sie verdutzt an und schüttelte den Kopf. «Das wird wohl leider nicht der Fall sein», sagte er mit einem Bedauern, das ihr aufrichtig vorkam. «Ich brauche deine Hilfe.»
    Veronica seufzte. Sie wollte nicht helfen. Sie wollte den bevorstehenden Umzug für sich und ihre Familie weiter vorbereiten. Sie wollte schwedische Botschafterin werden und den Herbst 2003 für immer vergessen.
    «Wobei?», fragte sie dennoch, wohl wissend, dass alles, was Alexander Söderling zu seinem eigenen Schutz tat, auch sie schützen würde.
    «Du erinnerst dich doch noch an dieses Asylverfahren, das wir geheim stempeln ließen …»
    Veronica nickte. Einer der einfacheren Schritte bei der ganzen Operation. Ein Anruf bei der richtigen Person, und die Sache war erledigt gewesen. Die Polizei in Solna hatte Besseres zu tun gehabt, als nach untergetauchten Flüchtlingen zu suchen, also waren die Beamten beinahe dankbar gewesen. Niemand hatte Misstrauen geschöpft.
    «Wir müssen einen Namen aus der Akte löschen», fuhr Alexander fort. «Einen Hinweis.»
    «Warum?»
    «Sie haben doch die Leichen gefunden», antwortete er mit einer leicht verwunderten Stimme. Offenbar war er der Meinung, sie müsste ihn unmittelbar verstehen. «Das Risiko, dass jemand den richtigen Schluss daraus zieht, ist gering, aber wenn sie es tun …»
    Er vollendete den Satz nicht. Das musste er auch nicht. Sie begriff sofort. Die wenigen Verbindungsfäden, die es noch gab, waren lang und verworren, aber sie ließen sich nachverfolgen. Und natürlich war es am besten, so viele wie möglich zu kappen. Besser spät als nie. Sie nickte.
    «Ich kümmere mich darum. Noch etwas?»
    «Soweit ich weiß, nicht.»
    «Also war das unser letztes Problem?»
    «Das will ich hoffen.»
    «Gut.»
    Hastig stand sie auf und verließ den kleinen Raum, ohne Alexander noch einmal anzublicken. Niemand schien ihren Abgang zu bemerken. Sie würde ein Gespräch führen, dafür sorgen, dass der Name verschwand, und diese ganze traurige Geschichte endlich hinter sich lassen.
    So war ihr Plan. Ein guter Plan.
    Doch zu ihrem eigenen Unmut befürchtete sie, dass es nicht ganz so einfach sein würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    D er Minutenzeiger auf der Uhr über der Tür sprang gerade auf die Zwölf, als Torkel den Raum betrat und die Besprechung eröffnete. Die anderen waren bereits versammelt.
    Sie hatten elf Uhr vereinbart.
    Torkel kam um Punkt elf.
    Auf die Minute genau. Vanja wusste, dass es Zufall war, musste aber dennoch lächeln. Torkel wäre mit seinem Timing sicher zufrieden, wenn er davon wüsste.
    «Was gibt es heute?», fragte er und setzte sich.
    «Wir haben alle Anzeigen aus dem Oktober 2013 überprüft», begann Billy und warf einen Stapel zusammengehefteter Ausdrucke in die Mitte des Tischs. Die anderen beugten sich vor und nahmen sich je ein Exemplar. Alle, bis auf Sebastian. Ursula blickte ihn mit einem Lächeln an, als sie sich nach Billys Ausdruck reckte. Sebastian erwiderte es mit einem Nicken.
    Torkel wollte sich gerade an Sebastian wenden und fragen, warum er die Untersuchungsergebnisse boykottiere, hielt sich aber zurück, als er Sebastians kleine Geste beobachtete. Dann sah er, wie Ursula sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte, und ihr Lächeln eine Spur breiter wurde, nachdem Sebastian darauf reagiert hatte. Eine Sekunde lang verspürte Torkel einen Stich der Eifersucht, verdrängte ihn jedoch schnell und effektiv.
    Ursula und Sebastian.
    Das war ausgeschlossen. Undenkbar. Ursula war diejenige im Team, die Sebastian am wenigsten ausstehen konnte. Sie hatten schon in den neunziger Jahren zusammengearbeitet, und Torkel konnte sich erinnern, dass sie sich damals ausgezeichnet verstanden hatten. Dann musste irgendetwas vorgefallen sein. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktionierte anschließend noch immer, aber sie wirkte irgendwie … sehr professionell. Angestrengt. Das enge freundschaftliche Verhältnis der beiden war Vergangenheit.
    Dann hatte Sebastian die Reichsmordkommission verlassen, und Ursula hatte sich nie darüber beklagt. Sebastian musste sie tatsächlich in irgendeiner Weise verletzt haben. Das war seine Spezialität. Schon damals. Was auch immer es gewesen war, es hatte tiefe Spuren hinterlassen. Die letzten Male, als Sebastian für die Reichsmordkommission arbeitete, hatte Ursula jedenfalls offen ihren Unmut darüber geäußert. Seit er Vanja durch seinen Einsatz

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