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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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ja nur probehalber hier war, dann hatte er dafür allemal Verständnis. Natürlich hätte er ihr zugestanden, ihre Entdeckung vor den anderen zu präsentieren. Ihr die alleinige Anerkennung dafür gegönnt. Er sah sie erneut an, doch sie hatte ihren Blick starr auf Torkel gerichtet. Ein Gefühl der Unsicherheit beschlich ihn. Sie hatten schnell einen guten Draht zueinander entwickelt, Jennifer und er. Einen sehr guten sogar. Sie hatte ihm gegenüber mehrfach geäußert, wie glücklich sie über diese Chance war. Und er freute sich auch. Über die Gründe hatte er noch gar nicht nachgedacht, aber es war schön, mit einer neuen Kollegin zusammenzuarbeiten. Die sich erst vortasten musste. Die, freiheraus gesagt, in der unausgesprochenen Hierarchie unter Billy stand. Und jetzt dieser plötzliche Vorstoß, wie aus dem Nichts. Wichtige Informationen, die sie ihm vorenthalten hatte. Obwohl sie zusammenarbeiteten. Warum? Hatte er ihren Ehrgeiz unterschätzt? Wollte sie sich in dieser Gruppe als Ermittlerin beweisen? Wollte sie die Beste sein? War sie etwa in jeglicher Hinsicht eine neue Vanja?
    «Man hat diese Frau nie identifiziert», fuhr Jennifer fort, scheinbar ohne Billys Blicke zu bemerken. «Das Auto, in dem man sie fand, war am Tag davor in Östersund von einer Frau namens Patricia Wellton gemietet worden. Aber eine Patricia Wellton existiert nicht.»
    «Wie – existiert nicht?», fragte Vanja.
    «Es gibt sie nicht», bestätigte Jennifer. «Ihre Personalien waren gefälscht. Keiner weiß, wer sie war. Diesem Polizeiprotokoll zufolge sprach sie Englisch und hatte einen amerikanischen Führerschein.»
    «Aber in den USA ist sie nicht als vermisst gemeldet?»
    Jennifer schüttelte den Kopf. «In den USA gab es nie eine Patricia Wellton mit diesem Geburtsdatum und dieser Führerscheinnummer, wenn man dem Unfallbericht glaubt – und der ist ungewöhnlich detailliert.»
    Jennifer schloss ihre Ausführung damit, ebenfalls ihre Ausdrucke auf den Tisch zu legen. Die anderen beugten sich wieder vor und nahmen sich eine Kopie. Torkel überflog das Material.
    «Prüft alles noch einmal genau nach», sagte er und sah dabei Vanja, Jennifer und Billy an. «Versucht herauszufinden, wie und wo sie ins Land kam, sammelt alles, was es über diesen Unfall gibt. Fotos, Obduktionsprotokolle, alles, bis ins letzte Detail. Wann wurde sie gefunden, sagtest du?»
    «Am Morgen des 31. Oktober.»
    «Und wo?»
    Jennifer stand auf und ging zu der Karte an der Wand. Sie nahm einen Stift und malte einen roten Kringel um einen kleinen Bereich neben der E14.
    «Hier. Man geht davon aus, dass sie die Kontrolle über den Wagen verlor und in den Graben fuhr.»
    «Und dann ist er in Brand geraten?», fragte Vanja.
    «Ja.»
    Schweigend blätterte Vanja das Material durch. Es war ziemlich ungewöhnlich, dass Autos bei einem Unfall, an dem kein anderes Fahrzeug beteiligt war, einfach in Flammen aufgingen oder explodierten. In Filmen passierte das zwar ständig – in der Realität dagegen so gut wie nie. Eine Tatsache, die diesen Unfall nur umso verdächtiger erscheinen ließ.
    «Eine unbekannte Frau mit gefälschten Papieren in derselben Woche, in der diese sechs Toten unserer Vermutung nach in einem Massengrab im Fjäll verscharrt wurden.»
    Mehr brauchte Torkel gar nicht zu sagen. Zwar gab es eine minimale Chance, dass diese beiden Geschehnisse nichts miteinander zu tun hatten, aber die Wahrscheinlichkeit und die Erfahrung sprachen dagegen.
    Und so hatte die Gruppe plötzlich ganz neue Prioritäten.

    «Kann ich mal kurz mit dir reden?»
    Billy erwischte Jennifer, als sie gerade den Raum verlassen wollte. Was soeben passiert war, würde für den Rest des Tages an ihm nagen, das wusste er. Also wollte er es lieber gleich zur Sprache bringen. Es loswerden.
    «Klar, was ist denn?» Jennifer war noch immer ganz warm von all dem Lob, mit dem Torkel sie am Ende der Besprechung bedacht hatte. Jetzt wandte sie sich Billy zu, der nicht so glücklich aussah, wie ihr nun auffiel.
    «Warum hast du mir nichts von dem ausgebrannten Auto erzählt?»
    «Wie meinst du das?»
    Aus Jennifers Stimme sprach ehrliche Verwunderung.
    «Als wir zusammen gearbeitet haben», verdeutlichte Billy. «Vor der Besprechung. Warum hast du mir da nichts davon erzählt?»
    «Ich habe wie vereinbart nach all dem aus dieser Zeit gesucht, das mit Autos zu tun hatte. Und da tauchte dieser Fall eben auf.»
    «Und du hast nicht daran gedacht, mir etwas davon zu erzählen?»
    «Du meinst,

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