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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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bevor ich es den anderen sage?»
    «Ja.»
    «Hätte ich das tun sollen?»
    «Was denkst du?»
    Jennifer zuckte mit den Achseln und sah Billy fragend an. Dann erwiderte sie: «Du warst für die Hotels und Jugendherbergen zuständig. Wenn du etwas gefunden hättest, dann hättest du es mir auch nicht erzählen müssen. Ich dachte, es wäre am wichtigsten, dass es alle in der Gruppe erfahren.»
    Billy entgegnete nichts mehr. Natürlich hatte sie mit dem, was sie sagte, nicht unrecht. Das war auch ein Grund, weswegen das Team sehr regelmäßig zusammenkam. Jeder arbeitete auf eigene Faust und informierte die anderen über die Ergebnisse, wenn sie sich trafen. Genau das hatte Jennifer getan. Warum war er plötzlich so empfindlich? Allmählich bereute Billy, die Sache überhaupt angesprochen zu haben.
    «Aber wenn ich noch mehr herausfinde, kann ich dich natürlich erst miteinbeziehen», sagte Jennifer, sie schien sein Schweigen falsch zu verstehen.
    «Nein, das ist nicht nötig», antwortete Billy leise. Er blickte an ihr vorbei in den Flur und konnte ihr kaum in die Augen sehen.
    «Sicher? Wenn du das, was wir herausfinden, lieber gemeinsam präsentieren würdest, ist das natürlich auch kein Problem.»
    «Nein, das ist wirklich nicht nötig.» Jetzt begegnete Billy ihrem Blick gezwungenermaßen und rang sich ein Lächeln ab, das seine Vorwürfe hoffentlich ein wenig abschwächen würde.
    «Ganz sicher?» Jennifer schien noch immer etwas verunsichert.
    «Ganz sicher. Ich habe das falsch eingeschätzt. Es tut mir leid.»
    «Also ist alles okay?»
    «Alles okay.»
    «Das ist gut, denn ich will wirklich keinen Fehler machen oder jemanden verärgern.»
    «Hast du nicht. Wirklich.»
    Jennifer schenkte ihm ein warmes Lächeln, ehe sie ging. Billy blieb ein wenig bekümmert stehen. Was war nur mit ihm los? Was dachte er sich eigentlich? Beleidigt zu sein, nur weil Jennifer ihn nicht als Ersten informiert hatte. Das bedeutete natürlich, dass er sich in irgendeiner Weise bedroht fühlte. Was wiederum hieß, dass Vanjas Gerede darüber, wer von ihnen der bessere Polizist war, tiefere Wunden hinterlassen hatte als gedacht. Eigentlich hatte er geglaubt, all das überwunden zu haben. Alles mit ihr geklärt zu haben. Er war zu dem zurückgekehrt, was er am besten konnte, und hatte eingesehen, dass alle im Team verschiedene, aber gleichgewichtete Aufgaben hatten. Glaubte er. Aber dann war diese Sache mit Jennifer dazwischengekommen. Und dass er sich nicht beim FBI beworben hatte. Lauter kleine Signale.
    Zweifelte er an seinem Können? Oder wurde aus ihm allmählich ein verbitterter Polizist, der glaubte, dass alles und alle gegen ihn arbeiteten? Das durfte nicht passieren. Auf keinen Fall. Dafür war er viel zu jung, und dafür mochte er seinen Job viel zu sehr. Sonst wäre es besser, noch einmal neu anzufangen. Die Reichsmordkommission zu verlassen und sich in einer anderen Abteilung zu bewerben.

[zur Inhaltsübersicht]
    V aldemar Lithner drehte sich auf die rechte Seite und blickte zum Wecker auf seinem Nachttisch. Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Er war zum Mittagessen nach Hause gekommen. Hatte an der Kücheninsel einen Joghurt mit Cornflakes gegessen und sich dann hingelegt. Zurzeit war er sehr müde. Warum, wusste er auch nicht. Er schlief genauso lange und genauso tief wie immer, fühlte sich aber dennoch nie richtig ausgeruht. Ein Symptom dafür, kurz vor dem Burnout zu stehen, hatte er gehört, aber das hielt er für unwahrscheinlich. Er arbeitete nicht mehr als früher, ganz im Gegenteil, und er fühlte sich weder gestresst noch unter Druck gesetzt. Trotzdem hatte er weniger Kraft und spürte einen anhaltenden Schmerz im unteren Rückenbereich. Hatte er sich überdehnt? Eigentlich kam es ihm nicht wie eine Rückenzerrung vor. Er verließ das Schlafzimmer und ging in die leere, stille Wohnung. In einigen Monaten würde sie noch leerer und stiller sein. Vanja zog in die USA.
    Zwar wohnte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr bei ihm und Anna, aber sie war ein häufiger Gast. Jeden Donnerstag aßen sie abends zusammen, doch oft kam sie auch einfach so vorbei, schaute ein bisschen Fernsehen, trank einen Kaffee, aß etwas. Wenn sie zufällig in der Nähe war, rief sie ihn hin und wieder im Büro an und fragte, ob sie zusammen Mittagessen gehen wollten. Bald würde es damit vorbei sein. Vanja würde weit weg sein von ihm, für lange Zeit, und Valdemar würde das verlieren, was er in seinem Leben am meisten schätzte. Den

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