Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
wäre davongekommen.
    Wenn er sich nicht daran erinnert hätte, wo die Rucksäcke lagen, wäre er davongekommen.
    Wenn der Hund im Wald nicht weggelaufen wäre, wäre er davongekommen.
    So viele Wenn und Aber. Zu viele.
    Er begriff, dass er nicht davongekommen war.

[zur Inhaltsübersicht]
    W ollen wir mit dem Autounfall anfangen?»
    Torkel betrachtete Harald Olofsson, der zusammengesunken auf dem Stuhl gegenüber saß. Er hatte die Hände gefaltet und den Kopf gebeugt, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Er nickte.
    «Im weiteren Verlauf müssen Sie mir laut und deutlich antworten», erklärte Torkel und zeigte auf das Handy, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag. «Weil wir das Gespräch aufzeichnen», verdeutlichte er, als er begriff, dass Harald seine Geste gar nicht gesehen hatte. Harald nickte erneut.
    Als Ursula angerufen und berichtet hatte, was geschehen war, was sie gefunden hatte und dass sie vorhatte, Harald Olofsson zum Verhör mitzunehmen, beschlossen sie, dass es am einfachsten wäre, wenn sie den Mann zur Fjäll-Station brachte. Deshalb saß Harald Olofsson nun auf der einen Seite des Klapptischs in Torkels Zimmer, Torkel und Ursula auf der anderen. Ursula hätte die Reste der Rucksäcke am liebsten selbst noch einmal untersucht, ehe man sie zum SKL schickte, aber Torkel hatte darauf bestanden, dass sie an dem Verhör teilnahm. Normalerweise wären Vanja und er dafür zuständig gewesen, aber jetzt, wo Vanja nicht mehr da war, wollte er auf jeden Fall … Ja, was wollte er eigentlich? Die zweitbeste Lösung vermutlich. Jennifer war eine vielversprechende und gute Mitarbeiterin, aber viel zu neu, um sie in eine Situation einzubeziehen, für die man eingespielter sein musste. Und Billy … war Billy. Also musste Ursula gegen ihren Willen mit ihm das Verhör führen. Torkel begriff, dass er einer weiteren Nacht ohne Gesellschaft entgegensah, aber so groß seine Sehnsucht auch war, die Ermittlung hatte doch immer noch Priorität.
    «Können Sie uns etwas über diesen Morgen erzählen?», fragte Torkel in einem neugierig-interessierten Ton, der Harald Olofsson glauben machen sollte, dass er nicht verhört wurde, sondern ein Gespräch führte.
    Harald zuckte mit den Schultern. «Ich kam vorbeigefahren», sagte er leise, den Blick noch immer auf den Boden geheftet.
    «Entschuldigen Sie», unterbrach Torkel ihn. «Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen?»
    Harald sah auf. «Ich kam vorbeigefahren», wiederholte er.
    «Wo kamen Sie her?», fragte Ursula.
    Harald wandte sich ihr zu. «Wie bitte?»
    «Wo sind Sie vorher gewesen?»
    «Ich kenne … jemanden, der ein Stück hinter der Grenze in Norwegen wohnt. Ich übernachte da manchmal.»
    «Jemanden?»
    «Ja.»
    «Eine Frau?»
    «Ja.»
    «Wie heißt sie?»
    «Henny. Henny Petersen.»
    Er nannte Torkel eine Adresse und eine Telefonnummer. Egal, wie es weitergehen würde, sie würden die Frau auf jeden Fall kontaktieren. Aber vermutlich würde sie sich nicht mehr daran erinnern können, ob Harald Olofsson im Jahr 2003 in der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober bei ihr übernachtet hatte.
    «Jedenfalls war ich morgens auf dem Heimweg», fuhr Harald fort, ohne dass sie ihn darum bitten mussten, sobald Torkel seine Angaben notiert hatte. «Ich sah vom Fluss her Rauch aufsteigen und hielt an. Da entdeckte ich das Auto.»
    «Und was taten Sie dann?», fragte Torkel. Eigentlich glaubte er, es zu wissen, aber es war immer besser, wenn die Befragten das Erlebte so weit wie möglich mit ihren eigenen Worten wiedergaben.
    «Ich bin runtergestiegen, um zu schauen, ob jemand verletzt ist, und hab gesehen, dass die Frau, die drinnen saß, tot war.»
    «Und was taten Sie dann?», fragte Ursula wie ein Echo von Torkel.
    Harald schluckte. Ursulas Blick war härter als Torkels. Durchdringender. Unbarmherziger. Sie war zu ihm auf den Hof gekommen. Hatte die Rucksäcke gefunden. Eigentlich war die Frage rein rhetorisch, Harald wusste, dass die beiden Polizisten wussten, was er getan hatte.
    «Ich fand ihre Handtasche oder besser das, was davon übrig war. Sie lag direkt neben der Tür, und die Scheibe war ja zersplittert, also … habe ich sie mir genommen.»
    Ursula nickte unbewusst vor sich hin, was Harald nur bestätigte, dass die beiden sich das meiste ohnehin schon selbst zusammengereimt hatten.
    «Und dann?»
    Harald zögerte. Er schob die Antwort hinaus, indem er einen Schluck Wasser aus dem Glas nahm, das Torkel in seinem Badezimmer aufgefüllt hatte.
    «Dann bin ich zu

Weitere Kostenlose Bücher