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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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ankam.»
    Torkel und Ursula schwiegen.
    «Ich schwöre», sagte Harald noch einmal, dann wurde er ebenfalls still.
    Sie glaubten ihm.

[zur Inhaltsübersicht]
    E s war ein merkwürdiges Gefühl, als Angehörige in das Untersuchungsgefängnis Kronoberg zu kommen. Vanja war schon so oft aus beruflichen Gründen dort gewesen und hätte es nie für möglich gehalten, dass sie es einmal in einer ganz anderen Rolle betreten würde. Mit einem Mal schien es ihr, als würden die Steinmauern in dem geräumigen Rezeptionsbereich auf sie zukommen. Sie mit ihrer Last erdrücken. Jeden Schritt, den sie auf den Wachhabenden zuging, noch schwerer machen als den vorherigen. Schließlich kam sie doch an. Janne Gustavsson saß hinter der Glasscheibe. Er erkannte sie wieder und begrüßte sie mit einem Nicken.
    «Ich wusste gar nicht, dass ihr von der Reichsmordkommission jemanden hierhabt?»
    «Haben wir auch nicht.»
    Vanja verstummte. Janne sah sie fragend an. Irgendwie klang ihre Stimme anders. Nicht mehr so selbstsicher wie sonst. Er erkannte sie kaum wieder. Irgendetwas musste passiert sein, so viel stand fest.
    «Ich möchte meinen Vater treffen», fuhr sie leise fort. «Er soll hier sein.»
    Janne starrte sie an, und plötzlich fiel der Groschen.
    Lithner.
    Dieser Gedanke war ihm gar nicht gekommen, obwohl er bei dem Namen hätte stutzig werden müssen. Lithner.
    Wie viele Menschen gab es mit diesem Namen? Wenige. Er kannte nur die hübsche blonde Polizistin von der Reichsmordkommission und den Mann, der in Zelle 23 saß.
    Valdemar Lithner.
    Er war vor einigen Stunden hier angekommen, auf Geheiß von Ingrid Ericsson von der Wirtschaftskripo – eine der wenigen bei der Polizei, die Janne mit Namen kannten und ihn auch damit ansprachen. Er fragte sich, ob Vanja wusste, wie er hieß. Wahrscheinlich nicht.
    «Ist Valdemar Lithner dein Vater?»
    Vanja nickte schwach und zupfte nervös an ihrem Haar. Plötzlich fand Janne, dass sie wie ein kleines Mädchen aussah. Ein hilfloses kleines Mädchen. Mit einem Mal tat sie ihm leid.
    «Glaubst du, ich kann ihn treffen?»
    «Das wird leider schwierig», antwortete Janne möglichst einfühlsam und schielte zur Uhr. «Wie du weißt, ist es nach fünf, und ich bin mir nicht sicher, welche Regeln greifen.»
    «Wurde er mit Restriktionen belegt?»
    Janne blätterte in seinen Papieren. Obwohl er genau wusste, was darin stand. Ingrid Ericsson hatte alles untersagt.
    Keine Telefongespräche, keine Briefe, weder Computer noch Besuche.
    Das machte sie immer so.
    Sicherheitshalber blätterte Janne trotzdem noch ein wenig in den Dokumenten, ehe er wieder zu Vanja aufsah.
    «Ja. Leider. Mit allen Restriktionen.»
    «Glaubst du denn wirklich, ich würde die Ermittlungen behindern oder beeinflussen?»
    «Nein, aber leider spielt es keine Rolle, was ich glaube», erwiderte er entschuldigend. «Nicht ich treffe diese Entscheidungen. Du musst mit Ingrid Ericsson oder dem Staatsanwalt sprechen.»
    Er beobachtete, wie Vanja sich beinahe verwirrt umsah, als erwartete sie, Ericsson oder der Staatsanwalt stünden hinter ihr. Eigentlich hätte Janne diese Situation Genugtuung verschaffen müssen. Sie waren sonst immer so unbesiegbar, so perfekt, die Leute von der Reichsmordkommission. Sie standen normalerweise nicht schreckensbleich im Untersuchungsgefängnis und waren von Menschen wie ihm abhängig. Aber etwas an Vanjas Hilflosigkeit weckte sein Mitleid. Dieser Zustand sah ihr nicht ähnlich, und er fühlte sich eher unangenehm berührt als mächtig.
    «Hast du Ingrids Nummer?», fragte sie schließlich.
    Er bejahte es und schrieb sie auf einen Post-it-Zettel.
    Vanja nickte ihm dankbar zu, als er ihr den Zettel reichte.
    «Vielen Dank, Janne.»
    Sie wusste seinen Namen.
    «Viel Glück», erwiderte er und meinte es ernst. Sie würde es brauchen.
    Vanja drehte sich um und verließ das Gebäude. Noch ehe die Tür hinter ihr zuschlug, sah er, wie sie ihr Handy aus der Tasche zog.
    Dann schloss sich die Tür.
    Während seiner zehn Jahre als Wachposten im Untersuchungsgefängnis hatte er schon vieles erlebt.
    Aber dies war etwas ganz Neues.

    Vanja rief zuerst Ingrid Ericsson an, sie konnte genauso gut gleich bei der leitenden Ermittlerin anfangen. Doch es sprang sofort die Mailbox an. Vermutlich hatte sie ihr Handy ausgeschaltet. Vanja hinterließ eine kurze Nachricht, in der sie die Ermittlerin bat, so schnell wie möglich zurückzurufen, sagte aber nicht, worum es ging. Wahrscheinlich konnte Ingrid Ericsson sich

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