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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hawken
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Schutzhaft genommen wird. Wenn Sie ein Exempel statuieren wollen, dann dürfen Sie so etwas nicht noch einmal zulassen.«
    »Ich glaube nicht, dass so etwas zweimal passiert.«
    »Dennoch würde ich mich wohler fühlen.«
    »Wird gemacht, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.«
    Sevilla betrachtete seine Füße. Er strich mit der Schuhspitze über die Aschelinie.
Justicia,
hörte er ein Echo tief in seinem Geist. Als er Adriana Quintero einen Seitenblick zuwarf, sah er, dass sie das Handy in der Hand hielt und mit dem Daumen wählte. Irgendwo ganz in der Nähe heulte einmal die Sirene eines Krankenwagens auf und verstummte wieder.
    Quintero steckte das Telefon weg. »Sie sind ein sehr gewissenhafterPolizist«, sagte sie zu Sevilla. »Das brauchen wir jetzt mehr denn je. Wenn unser Büro Sie über die weiteren Entwicklungen in diesem Fall auf dem Laufenden halten soll …?«
    »Ja. Ja, das wäre schön. Kann ich mich direkt an Sie wenden?«
    »Es wäre besser, wenn ich meiner Assistentin Ihre Nummer gebe«, antwortete Quintero. »In der ganzen Hektik könnte ich Ihre Nachricht übersehen, und das möchte ich nicht.«
    »Gut«, sagte Sevilla. »Hier ist meine Karte.«
    Quintero ließ die Karte in der Tasche ihres Jacketts verschwinden.
    »Ich sollte gehen. Tut mir leid, das mit dem Frühstück. Vielleicht ein andermal«, sagte Quintero. Sie wandte sich ab.
    »Gewiss. Ich verstehe. Und,
Señora

    Sevilla sah kurz etwas über Quinteros Gesicht huschen, als sie stehenblieb, doch sie lächelte, und es verschwand wieder. »Gibt es noch etwas?«
    »Paloma Salazar war eine anständige Frau. Sie arbeitete hart für die toten Frauen von Juárez. Dass das passiert ist … ist nicht gerecht. Wir schulden ihr das Beste für ihr Opfer.«
    »Ich versichere Ihnen, sie bekommt nicht weniger.«
    »Ich nehme Sie beim Wort«, entgegnete Sevilla.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Quintero.
    »Auf Wiedersehen,
Señora.
«
    Sevilla sah Quintero nach. Als sich die Tür der Notaufnahme hinter ihr geschlossen hatte, ging Sevilla den Bürgersteig entlang zum Parkplatz und ließ sich von der Morgensonne wärmen. Sein Auto stand unverändert da, wo er es abgestellt hatte, doch ein Stück Papier an der Windschutzscheibe war neu.
    Er erwartete eine wütende Notiz von dem Arzt, dessen Parkplatz er blockierte. Doch auf dem Zettel stand:
Sie wollten den Amerikaner töten.
    Sevilla knüllte das Stück Papier in der Hand zusammen. Er sah nach rechts und links, doch auf dem Parkplatz regte sich nichts; nicht einmal Motorenlärm erklang. Als er den Zettel wieder glattstrich, war der Wortlaut unverändert; er hatte sich nicht geirrt.
    Er überlegte, ob er zum Telefon greifen sollte, wusste aber nicht, wener anrufen könnte. Quintero war bei Kelly und gerade noch mit ihm zusammen gewesen. Die Polizisten vor Kellys Tür hatten sich alle dort befunden, als er gegangen war, aber wie sah es danach aus, als Sevilla sich mit Quintero draußen aufgehalten hatte?
    Diesmal legte er den Zettel zusammen und verstaute ihn in seiner Tasche. Er schloss das Auto auf und setzte sich ans Steuer, steckte den Zündschlüssel aber nicht ins Schloss. So saß er eine ganze Weile. Er zog den Hebel der Motorhaube und stieg wieder aus.
    Der Motor sah normal aus. Sevilla ließ sich auf ein Knie nieder und blickte unter die Karosserie. Er kam sich albern vor, doch seine Gedanken rasten ihm weit voraus. Er vergewisserte sich, ob Flüssigkeit aus einer durchgeschnittenen Leitung auf den Betonboden gelaufen war. Nichts.
    Er ließ den Wagen an und wartete eine ganze Minute im Leerlauf, ehe er den Gang einlegte und rückwärts aus der Parklücke fuhr. Sein Blick fiel auf die Stelle unter dem Scheibenwischer, wo der Zettel gesteckt hatte. Fast wollte er etwas Ungewöhnliches spüren, als er auf die Bremse trat, spürte aber nichts. Seine Paranoia war ihm peinlich; er fühlte, wie er rot wurde, obwohl niemand da war und ihm ansehen konnte, was ihm durch den Kopf ging.
    Im Süden warteten sein Büro und die Arbeit auf ihn, doch Sevilla fuhr nach Osten. Er fädelte sich im dichten Infarktrhythmus des Vormittagsverkehrs durch die Innenstadt hinter einem amerikanischen Bus ein. Im Geiste ging er bereits die Treppe zu Kellys Apartment hinauf und trat ein. Er würde im Schlafzimmer anfangen und sich dann zum Wohnzimmer und zur Küche vorarbeiten. Da das Apartment klein war und Sevilla wusste, wie er vorgehen musste, sollte es nicht länger als eine Stunde dauern. Die Fahrt dorthin würde mehr Zeit

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