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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Gedanken aus, bevor ich sie höre. Er klingt ruhig; wir könnten uns über irgendwas unterhalten. Mir fällt ein, dass ich mich damals gefragt habe, was wohl die schlimmste Beichte war, die er je abgenommen hat. Würde es meine werden? Oder wäre sie harmlos? Und falls Vater Julian öfter kaltblütigen Mördern zuhörte, warum zum Teufel unternahm er nie was deswegen?
    »Was macht das aus einem, Vater, wenn man eine Sünde begeht und nichts dabei fühlt?«
    »Ich denke, dass …«
    »Bin ich noch menschlich? Oder bin ich ein Monster?«
    »Die Tatsache, dass du hier bist, beantwortet deine Frage bereits. Es kommt allerdings darauf an, was du als Nächstes tust.«
    »Ich werde nicht zur Polizei gehen.«
    »Du musst …«
    »Er hat sie getötet, Vater. Er hat sie getötet und hätte wahrscheinlich noch mehr Menschen umgebracht.«
    »Darum ist es immer noch nicht richtig.«
    »Aber auch nicht falsch.«
    Ich drücke auf Stopp, und unsere Stimmen verstummen. Wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich dann wieder so handeln? Keine Ahnung. Mir fällt Patricia Tyler ein, und wie sie mich um ein Versprechen gebeten hat. Lassen Sie ihn dafür büßen, hat sie zu mir gesagt. Sorgen Sie dafür, dass er nie wieder einem Mädchen etwas antun kann.
    Ich lasse die Kassette herausspringen und fange an, das Band abzuspulen, denn ich will den Rest von dem, was ich zu sagen hatte, nicht hören. Ich kann davon nichts lernen. Es würde mir nur wehtun.
    Ich gehe mit der Kassette nach draußen und halte ein Streichholz an das Band. Es schrumpft und schmilzt, und die aufgenommene Erinnerung verkohlt langsam. Vater Julian hat mich nie erpresst, und wahrscheinlich hat er nie jemanden erpresst, der einen Mord gebeichtet hat. Das wäre zu gefährlich für ihn gewesen.
    Ich setze mich wieder in mein Büro und trommle mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann nehme ich mir erneut die Namensliste vor. Tatsächlich stoße ich schon bald auf Sidney Aldermans Namen. Ich überprüfe das Datum. Eine Woche nach dem Tod seiner Frau. Ich suche das Band heraus und spiele es ab.
    »Vermutlich würdest du das als Sünde bezeichnen«, sagt Alderman. Er lallt. »Sind wir damit jetzt quitt?«
    »Hast du was getrunken?«
    »Getrunken? Ja, warum zum Teufel auch nicht? Sie ist tot. Ich brauche was, das mir Gesellschaft leistet.«
    »Du hast immer noch deinen Sohn.«
    »Meinen Sohn? Du meinst deinen Sohn.«
    Es entsteht eine so lange Pause, dass ich schon glaube, der Rest des Bandes wäre leer, doch dann ertönt erneut Vater Julians Stimme.
    »Sie hat es dir gesagt.«
    »Irgendwie hab ich es immer gewusst. Oder zumindest geahnt.«
    »Tut mir leid, Sidney.«
    »Das ist alles? Hast du gar keine Ausrede parat? Willst du mir nicht wenigstens sagen, dass du meine Frau nur aus Versehen gefickt und geschwängert hast?«
    »Bitte, Sidney, ich wollte nicht, dass das passiert.«
    Ich drücke auf Stopp. Mein Gott, was für ein Mann war Vater Julian? Wie viele Ehen hat er zerstört? Ich drücke auf Play. Beide Männer sind tot, einer meinetwegen und der andere vielleicht auch. Die beiden Geister aus der Vergangenheit reden weiter. Keiner von beiden konnte ahnen, dass sie nicht nur Lucy Alderman teilen würden, sondern auch ein ähnliches Schicksal.
    »Ja, ich wollte auch nicht, dass es passiert.«
    »Wovon redest du?«
    »Bruce … er, na ja, es ist jetzt anders mit ihm. Ich seh ihn jetzt mit anderen Augen. Er ist nicht mein Sohn, und ich hab keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Eins weiß ich allerdings, ich möchte dich nicht mehr in seiner Nähe sehen.«
    »Willst du fort von hier?«
    »Fort? Nein. Ich will nicht fort. Hör zu, Vater«, sagt Sidney und spuckt das Wort »Vater« fast aus, »die Sache ist die: Du bist schuld an ihrem Tod. Und ich will, dass du das nie vergisst. Ich werd jeden Tag für den Rest meines Lebens hier sein, und jedes Mal, wenn du mich siehst, wirst du dich daran erinnern.«
    »Ich bin schuld an ihrem Tod? Was meinst du damit?«
    »Komm schon, Vater. Das kannst du dir ja wohl denken. Du liest doch Zeitung, oder? Der Typ, der sie umgebracht hat, hat behauptet, sie wäre aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht. Tja, das stimmt nicht ganz. Sie wurde aus dem Nichts vor den Wagen gestoßen.«
    »Du hast sie geschubst?«
    »Ich habe sie gehasst. Sie hat mich belogen. Sie hat mich betrogen. All die Jahre hat sie diese verdammte Lüge aufrechterhalten. Hast du sie immer noch gevögelt, Vater?«
    »Du hast sie getötet?«
    »Und du kannst nicht das

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