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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Frau, die er liebt, seine Schwester ist. Der Mann, den ich vor einem Monat getroffen habe, war nur eine Rolle, dieser trauernde David Harding, der auf den Ring starrte und dreinblickte, als hätte man ihm gerade das Herz herausgerissen. Geduckt bewege ich mich zu einem der anderen fünf Gräber und gehe dahinter in Deckung.
    Er späht über den Grabstein hinweg, und ich frage mich, ob er nach mir Ausschau hält. Als sein Blick das Mädchen streift, hält er inne. Er zieht die Schultern nach hinten, als wollte er eine Verspannung in der Mitte seines Rückens loswerden, dann tritt er auf sie zu. Seine Hände sind leer. Vor ihr geht er in die Hocke.
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagt er. »Eigentlich gibt es nur eine Person, die für das alles hier verantwortlich ist, aber wenn es dich tröstet, sie hat für ihre Taten gebüßt.«
    Das Mädchen murmelt irgendwas. Das Licht ist hell genug, um die nackte Angst in ihrem Gesicht zu erkennen. Das zerzauste Haar klebt an ihren Wangen. David streckt die Hand aus und streicht es zur Seite.
    »Wahrscheinlich fragst du dich, wie ich so was tun kann«, sagt er, »und manchmal frage ich mich das selbst. Ich denke oft darüber nach, weißt du. Seit der Sache mit Rachel. Sie war auch deine Schwester. Ich stelle mir vor, was hätte anders laufen können, aber was soll’s. Es ist, wie es ist.«
    Er packt ihren Arm und fängt an, sie Richtung Grab zu zerren. Sie rutscht über den feuchten Boden. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer dieses Mädchen ist.
    Sie versucht sich von ihm loszureißen, doch sie ist zu schwach, zu durchgefroren und wahrscheinlich viel zu verstört, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Jetzt legt er sie längs neben das Loch und kauert sich über sie.
    Ich haste in einem Bogen um das Licht herum, in seine Richtung.
    Das Murmeln des Mädchens wird lauter.
    »Psst«, sagt er, »psst. Alles wird gut. Bei dir wird es nicht so lange dauern wie bei den anderen.«
    Er macht den Reißverschluss seiner Jacke auf und streift sie ab. Dann löst er seinen Gürtel und zieht ihn heraus. Er öffnet Knopf und Hosenschlitz und fängt an, seine Jeans abzustreifen.
    Als ich auf ihn losstürme, wirft er einen Blick über die Schulter, doch er kann sich nicht bewegen, denn seine Hose hängt auf halber Höhe. Er ist nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Wir prallen zusammen und fliegen ins Grab, er knallt mit voller Wucht auf den Sarg, und ich lande auf ihm, wie bei Sidney Alderman. Das laute Knacken brechender Knochen ist zu hören; sollten es meine sein, spüre ich nichts.
    Hier unten ist es nicht mehr so dunkel wie vorhin, und diesmal habe ich eine bessere Vorstellung von den räumlichen Gegebenheiten, so dass ich mich schneller aufrappeln kann als er. Ich zerre ihn an der Vorderseite seiner Jacke empor und hole aus; jetzt kommt das Geräusch brechender Knochen von meinen Fingern – als ich ihn mit voller Wucht seitlich am Gesicht treffe. Er fällt nach hinten, und ich schüttle meine Hand; keine Ahnung, wie viele Finger ich mir gebrochen habe.
    Dann trete ich zurück.
    David Harding liegt bewusstlos da, die Arme seltsam verdreht, das Gesicht in einer Ecke des Sargs.
    Ich arbeite mich wie beim letzten Mal nach oben. Das Mädchen starrt mich an. Im linken Auge hat sie einen kleinen Blutfleck, wahrscheinlich von einem geplatzten Äderchen. Ich ziehe ihr das Klebeband vom Mund, und sie holt tief Luft. Dann nehme ich meine Schlüssel und versuche mit dem längsten das Klebeband an ihren Handgelenken durchzuschneiden. Vergeblich.
    »W... wo ist... ist er?«, fragt sie, ihre Zähne klappern, und ihre Augen wandern unruhig hin und her wie die eines nervösen Junkies.
    »Es ist alles in Ordnung«, sage ich.
    »Das … das hat er auch gesagt.«
    Ich versuche den Rand des Klebebands abzukratzen, doch die Finger der einen Hand sind zu kalt und die der anderen gebrochen.
    »Wie heißt du?«, frage ich.
    »Stacey.«
    »Hör zu, Stacey, alles wird gut. Mein Name ist Tate, und ich bin hier, um dir zu helfen. Ich muss dich nur einen Moment alleine lassen.«
    »Nein, nein, gehen Sie nicht weg.«
    »Nur zehn Sekunden.«
    »Bitte.«
    Es fällt mir schwer, ihren Schrei zu ignorieren, doch es muss sein. Ich öffne die Tür von Davids Wagen und lasse das Handschuhfach aufspringen. Darin befindet sich ein Taschenmesser, das mit dem Klebeband kurzen Prozess macht.
    Sie setzt sich auf und verschränkt die Arme vor ihrem Körper.
    »Okay, Stacey, ich möchte, dass du jetzt Folgendes tust. Ich werde

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