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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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können ihn nicht ewig verstecken.«
    »Sind Sie fertig?«
    Ich denke über Bruce Alderman nach und darüber, wie er sich verhalten hat, als wir den Sarg ausgebuddelt haben, daran, wie der Sarg von der Ladefläche gerutscht und auf den Boden gekracht ist, als er mit dem gestohlenen Lastwagen davonfuhr. Ich überlege, wie er sich sonst wohl benimmt, wenn dieser Mann hier sein Vorbild war. Vielleicht kann die Welt dankbar sein, dass man im See nur vier und nicht hundert Leichen gefunden hat.
    »Sie wissen, dass ich ihn finden werde«, sage ich, »nur dass ich es jetzt auf die harte Tour tun muss.«
    »Es ist nicht mein Scheißjob, Ihnen zu helfen.«
    »Ich rede nicht von mir. Sie hätten lieber sagen sollen, wo er sich aufhält.«
    Statt wütend zu werden, fängt Alderman an zu lachen. »Sie sind nichts weiter als ein verdammtes Klischee«, sagt er. »Außerdem haben Sie keinerlei Befugnisse.« Er beruhigt sich sofort wieder, als hätte er das Lachen nur gespielt, genau wie die Betroffenheit, die er in all den Jahren beim Ausheben und Zuschütten der Gräber zur Schau getragen hat. »Sie haben ihn nie gefunden, stimmt’s?«
    »Was?«
    »Sie wissen schon, was ich meine.«
    Ich lasse meine Visitenkarte zurück in die Tasche gleiten. Ich bin froh, dass er sie nicht genommen hat. Ich möchte nicht, dass dieser Typ meine Karte anfasst; die Vorstellung, dass irgendwas mit meinem Namen drauf hier im Haus der Verdammten rumliegt, gefällt mir nicht. Noch schlimmer finde ich den Gedanken, dass sich unsere Finger berühren.
    »Ich werde Ihren Sohn aufspüren«, verspreche ich.
    »Ach ja?«
    »Ich weiß es.«
    Er zuckt mit den Achseln, als wäre ihm das so oder so egal. Vielleicht ist es das ja auch. Vielleicht interessiert es ihn wirklich nicht, und das war für seinen Sohn immer das Problem. Ich sehe Bruce Alderman schon vor mir, freigesprochen wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit. Mit diesem Mann als Vater hätte jede Jury in der Welt Mitleid mit ihm.
    »Es war mir ein Vergnügen«, sage ich und trete, während ich ihn im Auge behalte, von der Tür zurück. Er starrt mich an, als wollte er irgendein großes Geheimnis lüften. Aber das einzige Geheimnis besteht in der Frage, wie ein derart asozialer Typ so viele Jahre auf dem Friedhof arbeiten konnte. Er schließt die Tür.
    Ich schäme mich und bin wütend auf ihn. Ich bin hergekommen, um den Mistkerl zu befragen, doch ich habe nichts erreicht, außer dass mir das Gespräch mit ihm unter die Haut gegangen ist. Und jetzt kann ich meine Gefühle an keinem von uns beiden auslassen.
    Ich schließe den Wagen auf und öffne die Tür.
    Und dann passiert es. Ich spüre es sofort. Ein Kribbeln im Nacken und an den Armen, Gänsehaut; zunächst glaube ich, das sei normal, wenn man dieses Haus verlässt; doch dann berührt etwas meinen Rücken. Ich weiß, dass es eine Pistole ist, auch wenn man mir noch nie eine in den Rücken gedrückt hat.
    »L-l-langsam«, sagt er, »ganz l-l-langsam.«
    »Wohin?«
    »Auf den F-Fahrersitz. Vorwärts.«
    Ich tue, was Bruce Alderman sagt, und versuche so ruhig wie möglich zu bleiben, während er auf den Sitz hinter mir klettert.

Kapitel 11
     
    Zu viel Training und zu wenig Praxis. Das ist mein Problem. Außerdem wurden wir im Training nicht speziell auf so etwas vorbereitet. Es war mehr allgemeiner Natur, garniert mit ein paar praktischen Ratschlägen. Wenn jemand aus kurzer Entfernung eine Pistole auf dich richtet, bewahre die Ruhe. Versuch den Täter zur Aufgabe zu überreden. Darauf wäre ich auch alleine gekommen.
    »M-m-machen Sie keinen Blödsinn«, sagt Bruce, also lasse ich es. Ich kämpfe nicht um die Pistole. Und öffne auch nicht die Tür, um abzuhauen. Denn das wäre zwecklos, es sei denn, ich lege es darauf an, angeschossen zu werden.
    Stattdessen rutsche ich hin und her, bis ich mich umdrehen und ihm ins Gesicht schauen kann. Die Pistole wirkt ganz schön groß. Doch das liegt nur an meinem Blickwinkel und daran, dass nicht ich derjenige bin, der sie hält. Der Griff wird von zwei Händen umklammert. Sie zittern. Ein Finger ist um den Abzug gekrümmt.
    Auch wenn das ziemlich anstrengend ist, behalte ich den Lauf im Auge. Hätte Bruce Alderman mich umbringen wollen, hätte er es längst getan, aber ich habe das Gefühl, dass ich sterben werde, sobald ich den Blick vom Lauf abwende.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich w-w-weiß nicht«, sagt er. Seine Antwort ist ein Problem. Wenn er es nicht weiß, heißt das, dass er keinen Plan hat, und das

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