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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Hinweise zu geben und in den Abgrund zu stürzen, der sich unter ihm auftut.
    »Sie wurde umgebracht«, füge ich hinzu. »Egal, ob der Friedhofswärter es war oder nicht, auf jeden Fall weiß er was. Bitte, Vater, Sie müssen mir helfen.«
    Er lässt die Bank los, reibt sich kurz über die Wange und hebt, als könnte er mir mit dieser Geste Einhalt gebieten, beide Hände in die Luft. »Ich … Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber ich habe nichts weiter zu sagen.«
    »Soll ich mit einem Foto von Rachel vorbeikommen? Damit Sie sehen können, was man ihr angetan hat?«
    Es scheint, als würde die Temperatur in der Kirche noch weiter sinken, als sein Entsetzen in Abscheu, ja, in so etwas wie Wut umschlägt. Mein Magen zieht sich zusammen. »Solche Taschenspielertricks sind unter Ihrem Niveau, Theo. Könnte ich Ihnen helfen, würde ich das tun, so wie vor zwei Jahren, als Sie heillos verloren waren.«
    »Rachel hat niemanden, der sich für sie einsetzt. Ich muss tun, was ich kann.«
    »Sie hat Gott.«
    »Gott hat sie im Stich gelassen.«
    »Sie müssen glauben, Theo.«
    »Auf den Glauben kann man sich nicht verlassen.«
    »Es sind die Menschen, auf die kein Verlass ist.«
    Ich möchte widersprechen, doch es gibt kein Argument, das ein Priester nicht längst gehört hätte oder auf das er nicht vorbereitet wäre. Ihre Antworten leuchten vielleicht nicht ein, doch sie haben ihre Glaubenssätze, die sie immer wieder predigen, als ob die bloße Wiederholung ihnen bereits als Argument genügt. Ich könnte ein Foto von meiner Frau und meiner Tochter aus der Brieftasche ziehen, aber natürlich erinnert sich Vater Julian auch so an sie. Ich könnte ihn fragen, wo Gott während ihres Unfalls war, doch Vater Julian hätte irgendeine dogmatische Antwort parat, wie sie gottesfürchtige Menschen gerne benutzen – wahrscheinlich das übliche »Gottes Wege sind unergründlich«, bei dem ich am liebsten losschreien würde, jedes Mal, wenn ich es höre.
    »Sie haben recht«, räume ich ein, »aber nichts davon hilft mir, den Friedhofswärter aufzuspüren. Wir haben irgendwas ausgegraben, das ihn zur Flucht veranlasst hat.«
    »Ich kann das immer noch nicht ganz glauben«, sagt Vater Julian, aber wenn ich mir sein Gesicht so ansehe, denke ich, dass es ihm allmählich doch nicht mehr so schwerfällt. »Dummerweise weiß ich einfach nicht, wo er steckt.«
    »Dann sagen Sie mir doch wenigstens, wo er wohnt.«
    »Die Polizei ist bereits dort gewesen, und um ehrlich zu sein, gebe ich nur ungern Informationen an Sie weiter. Sie sind kein Cop mehr. Das hier sind nicht Ihre Ermittlungen.«
    »Falsch, inzwischen sind es meine Ermittlungen. Vor zwei Jahren hatte ich eine Entschuldigung, den Sarg von Henry Martin nicht ausgraben zu lassen. Das heißt …«
    »Ich weiß, was das heißt. Sie glauben, dass Sie den Tod von weiteren Menschen hätten verhindern können. Vielleicht stimmt das sogar.«
    »Ganz sicher«, sage ich, ein wenig fassungslos, wie schnell er zu diesem Schluss gelangt ist.
    »Vor zwei Jahren«, wiederholt er, »vor genau zwei Jahren?«
    »Ziemlich genau.«
    »Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen«, sagt er, doch seine Augen verraten seine wahren Gefühle. »Der Unfall – das war vor zwei Jahren, richtig? Zur selben Zeit wie die Ermittlungen?«
    »Ich hätte trotzdem mehr tun müssen«, sage ich. »Aber ich war nicht richtig bei der Sache.«
    »Sie haben Ihre Familie verloren«, sagt er. »Und Sie haben die Kontrolle verloren. Das ist nicht Ihre Schuld, Theo.«
    »Dort draußen, in irgendwelchen Särgen, liegen noch mehr Mädchen, Vater. Drei Mädchenleichen. Das sagt mir mein Gefühl. Ich kann das zwar nicht wiedergutmachen, aber ich kann es auch nicht auf sich beruhen lassen.«
    Er richtet den Blick zu Boden, als würde er mit sich ringen. Als er aufschaut, scheint er um Jahre gealtert. Er glaubt, er hätte einen anstrengenden Tag gehabt, doch wenn ich ihn morgen zu Rachel Tylers Haus fahren würde, um ihre Eltern kennenzulernen, würde er verstehen, dass sein heutiger Tag im Vergleich dazu leicht war.
    »Sie könnten vielleicht mit seinem Vater sprechen. Möglicherweise kann er Ihnen weiterhelfen.«
    Mir fällt der Artikel ein, den ich über Sidney Alderman gelesen habe, bevor ich vom Büro zum Leichenschauhaus gefahren bin. Eine Zeitung hat über die Pensionierung des alten Mannes letztes Jahr berichtet, allerdings nicht im Nachrichtenteil; es handelt sich um eine jener Geschichten aus dem Leben, die nur für

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