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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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ich etwas Zeit mit diesen Leichen verbracht. Habe gesehen, wie sie gekleidet sind.
    »Und?«, frage ich und presse meine Kiefer zusammen, um nicht mit den Zähnen zu klappern.
    »Sie sagten, es wären drei Leichen gewesen?«
    »Ja.«
    »Wir haben hier nur zwei.«
    »Die andere ist wieder untergegangen.«
    »Ja. Leichen tun so was. Leichen tun’ne Menge komischer Sachen.«
    »Was haben Sie noch?«
    »Schroder meint, ich soll Ihnen die wesentlichen Fakten nennen, mehr allerdings nicht. Das, was er auch diesen Geiern da drüben mitteilt, wenn er in einer Stunde eine Presseerklärung rausgibt.« Er deutet zum Rand des Friedhofs, wo sich die Journalisten, für jeden sichtbar, gerade hinter der Polizeiabsperrung versammeln.
    »Kommen Sie, Sheldon, Sie können mir mehr als die paar Eckdaten verraten.«
    »Ach ja?«
    Plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher. Für einen Tag ist jeder dein bester Freund; und am nächsten Tag behandelt man dich wie den letzten Dreck. »Sie wollen also, dass ich Vermutungen anstelle?«
    »Meine Vermutungen sind allerdings wissenschaftlich untermauert.«
    »Schön, vergessen Sie mal die Wissenschaft.«
    »Haben Sie das Seil gesehen?«
    Ich nicke.
    »Ich schätze, dass alle Leichen mal mit einem Seil zusammengebunden waren. Auch wenn es sich inzwischen größtenteils gelöst hat.«
    »Ich kann nicht ganz folgen«, sage ich.
    »Sie haben bestimmt schon gemerkt, dass wir es hier nicht mit Mord zu tun haben, oder?«
    »Ich habe das in Erwägung gezogen.«
    »Zumindest nicht im herkömmlichen Sinn«, sagt er. »Wahrscheinlich sogar überhaupt nicht.«
    »Können Sie das näher erklären?«
    »Warum? Glauben Sie etwa, das hier ist jetzt Ihr Fall?«
    »Ich bin bloß neugierig. Das darf ich ja wohl sein, oder? Ich hab diese armen Teufel schließlich gefunden.«
    »Das macht sie nicht zu Ihrem Eigentum.«
    »Meinen Sie etwa, ich bin scharf darauf?«
    »Sie wissen schon, was ich meine.« Er blickt zurück zum Zelt mit den Leichen. Eine der Klappen ist vom Wind erfasst worden und schlackert hin und her wie ein Segel. Ein Polizeibeamter bekommt sie schließlich zu fassen und macht sie wieder fest. »Okay, so viel will ich Ihnen sagen: Nur eine der beiden Leichen ist noch intakt.«
    »Und das bedeutet?«, frage ich.
    »Das ist die gute Nachricht: Die Leute wurden weder gequält noch zerstückelt – zumindest sind das meine vorläufigen Erkenntnisse. Die zweite Leiche ist einfach aufgrund des Verwesungsprozesses zerfallen. Alles unterhalb des Beckens fehlt, und was noch da ist, wird hauptsächlich von der Kleidung zusammengehalten. Schwer zu sagen, wie lange der Mann im Wasser gelegen hat, aber bei seinen anderen Überresten werden wir wahrscheinlich auf weitere Seilstücke stoßen. Gut möglich, dass dort unten im Schlamm noch jede Menge Knochen stecken. Es ist nur so, Tate, aufgrund der Frauenleiche, die wir gefunden haben, lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass diese Leute nicht im See umgebracht wurden. Sondern dass sie bereits tot waren. Tot und begraben, würde ich sogar sagen. Keine Ahnung, woran sie gestorben sind, aber das werden wir auch noch rauskriegen. Genau wie den Zeitraum, in dem sich das abgespielt hat.«
    Ich blicke an Sheldon vorbei auf die Grabsteine um uns herum. Dabei geht mir so einiges durch den Kopf. Ich stelle mir vor, dass irgendein Bestattungsunternehmer oder der Mitarbeiter einer Leichenhalle Geld spart, indem er ein und denselben Sarg an verschiedene Familien verkauft. Särge sind teuer. Man muss den benutzten Sarg einfach nur wieder ausgraben, die Leiche ins Wasser werfen, das Holz abspritzen, es mit etwas Lufterfrischer besprühen und mit Möbelpolitur auf Hochglanz polieren. Und schon ist er wieder fertig zum Verkauf. Quasi fabrikneu. Schließlich steht daneben kein Schild mit dem Hinweis: »So gut wie neu, nur einmal benutzt von älterer Dame, kurze Laufzeit«. Mit einem einzigen Sarg lassen sich Dutzende von Leuten beerdigen.
    »Wissen Sie, dass Sie für das Geld, das ein Sarg kostet, ein Auto bekommen?«, sinniert der Gerichtsmediziner.
    »Das ist es nicht«, sage ich laut.
    »Was?«
    »Es geht hier nicht um Särge, die wiederverkauft wurden«, sage ich.
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Wozu dann die Leichen in den See werfen? Und nicht zurück in die Erde? Oder die Särge gegen günstigere austauschen?«
    »Ja … vielleicht haben Sie recht.«
    »Ich frage mich, wie viele Leichen noch da unten sind?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Wir werden es bald

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