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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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ist.«
    »Wie heißt sie?«
    »Was?«
    »Deine Tochter. Ihr Name. Ich weiß gar nichts von ihr.«
    »Das steht dir nicht zu.«
    »Wenn du mich tötest, sollte ich wenigstens ihren Namen kennen.«
    »Leck mich.«
    »Dann drück einfach ab.«
    »Warum die Eile?«, fragt er.
    »Keine Ahnung. Wirklich nicht.«
    »Du glaubst nicht, dass ich es tue, was?«
    »Was soll ich darauf antworten? Etwas, was dich von deiner Entscheidung abbringt. Wie wär’s damit? Deine Tochter könnte jetzt tot sein, doch sie hat überlebt. Sie kämpft um ihr Leben, sie ist noch nicht tot. Ändert das irgendwas? Natürlich. Man muss schon ziemlich dumm sein, um das nicht zu kapieren. Habe ich deswegen den Tod verdient? Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Ich für meinen Teil habe den Punkt erreicht, an dem mir alles egal ist.«
    »Was fällt dir ein?«
    »Was?«
    »Wie kommst du dazu, hier zu knien und dich wie ein verdammter Märtyrer aufzuspielen? Wie kannst du nur so tun, als wärst du das Opfer, als wärst du derjenige, der einen schrecklichen Tag gehabt hat? Kapierst du nicht, was du beinahe angerichtet hättest?«
    »Sicher tu ich das.«
    »Ja, es fällt dir leicht, die Verantwortung zu übernehmen, was? Aber du versuchst nur meine Gründe dafür, warum ich mit dir hier rausgefahren bin, über den Haufen zu werfen. Warum hältst du also nicht einfach das Maul, hm? Halt das Maul und überlass mir die Entscheidung. Es ist mein Leben, von dem wir hier reden. Meine sechzehnjährige Tochter, die du versucht hast umzubringen. Du maßt dir an, hier zu knien und so zu tun, als wäre es dir scheißegal, ob du stirbst oder nicht? Zeig etwas Respekt, verdammt noch mal, und bettle wenigstens um dein Leben, okay? Damit ich irgendwas spüren kann. Damit ich einen Grund habe, dich noch mehr zu hassen. Und zu verabscheuen, was ich hier mache.«
    »Das mit deiner Tochter tut mir sehr leid.«
    »Emma«, sagt er. »Sie heißt Emma.«
    »Meine Tochter heißt Emily«, sage ich, als würde sie noch leben. Zunächst weiß ich gar nicht, warum ich das sage, doch dann wird es mir schlagartig klar. Ich will leben. Ich will nicht hier draußen sterben. Ich möchte die Chance haben, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
    »Emma. Emily«, sagt er. Er führt den Gedanken nicht weiter aus, aber er denkt eine Weile darüber nach.
    »Meine Frau lebt noch«, füge ich hinzu. »Sie heißt Bridget.«
    »Ich weiß. Und es tut mir leid, was mit deiner Tochter passiert ist«, sagt er, »aber deswegen finde ich es umso schlimmer, was du getan hast. Kapierst du das nicht? Ich habe deswegen kein Mitleid mit dir, es macht mich nur noch wütender.«
    »Das sollte es auch.«
    »Du tust es schon wieder«, sagt er, »du mokierst dich über die Situation.«
    »Bist du wirklich Anwalt?«
    »Was?«
    »Du redest nämlich wie einer.«
    »Ich bin Scheidungsanwalt.«
    »Und du hast denen im Gefängnis deinen Namen angegeben, richtig?«
    »Das musste ich, um dich auf Kaution rauszuholen. Aber sie wissen nicht, dass ich dich hier rausgebracht habe.«
    »Glaubst du nicht, dass man dir auf die Schliche kommen wird? Glaubst du etwa, sie kriegen es nicht spitz, dass du der Vater des Mädchens bist, das ich verletzt habe, dass du die letzte Person bist, die mich gesehen hat? Und dass du in die Stadt gefahren bist, um dir ein paar illegale Waffen zu kaufen? Das deutet auf Vorsatz hin. Das sieht nicht gut für dich aus.«
    Er denkt ein paar Sekunden darüber nach und sagt dann: »Scheiße.«
    »Tja, du lässt dich von deinen Gefühlen leiten und nicht von deinem Verstand. Das hättest du wissen müssen. Das ist eine ganz simple Gleichung, die du nicht berücksichtigt hast. Tu’s nicht. Wirf dein Leben nicht fort.«
    Er tritt einen Schritt vor und hebt die Pistole, bis sie auf meinen Kopf zielt. Doch er friert zu sehr und ist zu nervös, um sie ruhig zu halten; seine Hand zittert heftig. Und sein Atem geht unregelmäßig. Er ringt mit derselben Entscheidung wie ich damals, nur dass mein Entschluss feststand. Ich habe mich wohlgefühlt mit einer Pistole in der Hand. Und habe einfach gezielt und abgedrückt.
    »Ich werd’s tun«, sagt er.
    »Ich hab nichts dagegen.«
    »Sei verdammt noch mal still. Und lass mich nachdenken.«
    Ich bleibe auf den Knien und zwinge mich, die Pistole anzustarren. Das jagt mir Angst ein. Das Gesicht angespannt vor Schmerz, den Mund verzerrt, geht er die verschiedenen Möglichkeiten durch. Entweder verlässt er den Ort mit Blut an den Händen oder er fährt, wenn auch

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