Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
der meine Wirbelsäule hinaufjagt. Green sagt etwas, doch ich kann ihn nicht verstehen. Die beiden Haken haben sich in meine Brust gebohrt und geben Hunderte, wenn nicht Tausende von Volts ab. Er schaltet die Pistole aus, aber das macht es auch nicht besser. Dann reißt er die Haken heraus. Und obwohl die Schmerzen etwas nachlassen, kann ich mich immer noch nicht bewegen. Von den Haken tropft Blut auf mein Hemd. Er wickelt die Drähte um das Gerät und wirft es in den Aktenkoffer. Dann setzt er sich auf den Platz schräg hinter mir, klappt meine Lehne um und zerrt mich auf die Rückbank.
Aus seinem Koffer holt er ein paar Plastikfesseln, rollt mich auf den Bauch, und einen Moment später spüre ich, wie die kleinen Zacken einrasten. Jetzt bin ich ihm wehrlos ausgeliefert. Er geht wieder nach vorne. Dann springt der Motor an, und wir rollen vorwärts. Ich versuche mich aufzusetzen. Vergeblich. Durch die getönten Scheiben kann niemand hereinsehen. Ich bringe keinen Ton hervor, und selbst wenn ich könnte, wüsste ich nicht, was ich fragen soll.
Ich kann die anderen Autos hören. Leute, die sich auf der Straße unterhalten. Das hektische Treiben der Großstadt. Doch mein Anwalt sagt kein einziges Wort. Er hat einen Auftrag auszuführen. Ich kann die Sitzpolster und Schweiß riechen, und ich habe den Geschmack von Blut im Mund.
Nach ein paar Minuten Fahrt richte ich das Wort an ihn – als der Schmerz nachlässt und meine verkrampften Muskeln sich wieder entspannen. Vergeblich versuche ich mich gegen die Plastikfesseln zu stemmen. Sie schneiden in meine Handgelenke und in die Knöchel.
»Wo fahren wir hin?«
»Du hast versucht, meine Tochter zu töten.«
»Was?«
»Halt deine verdammte Fresse«, sagt er, und mir wird schlagartig klar, dass die Verwandlung von Theodore Tate in Quentin James abgeschlossen ist.
»Wo bringen Sie mich …«
»Halt die Klappe, hab ich gesagt!«, brüllt er, fährt rechts ran und streckt den Arm nach mir aus.
Mein Gott, er hat eine Nadel in der Hand.
»Wenn du dich wehrst, machst du alles nur noch schlimmer.«
Ich wehre mich, und die Nadel in meinem Arm bricht ab, bevor er mir etwas von der Flüssigkeit injizieren kann.
»Wichser«, brüllt er und fängt an, mit irgendwas auf meinen Kopf einzuschlagen; dann wird mir erneut schwarz vor Augen.
Kapitel 33
Ich habe keine Ahnung, wo wir uns befinden. Irgendwo im Wald. Er hat mich aus dem Geländewagen hierher getragen oder eher hergeschleift, denn die Rückseiten meiner Schuhe sind voller Matsch und Blätter. Die Gegend hier erinnert mich an jenen Tag vor zwei Jahren, als ich derjenige mit der Pistole war und jemand anders derjenige, auf den der Lauf gerichtet war. Ich liege auf der Seite, auf feuchter, kalter Erde. Es gibt hier jede Menge Bäume, Farne und Felsen, und es regnet ein wenig. Auf dem Boden vor mir liegt mein zertrümmertes Handy.
Nach und nach kann ich etwas erkennen, und das ist nicht gerade angenehm, denn direkt vor mir steht mein Anwalt. Er hat den Anzug abgelegt. Die Pistole scheint eine 9mm zu sein. Ich schätze, dass sie geladen ist, und es scheint, als hätte der Mann vor, das unter Beweis zu stellen.
Meine Hände sind immer noch hinter dem Rücken gefesselt. Ich schiebe die Beine unter meinen Körper und schaffe es auf die Knie. Die Schmerzen vom Elektroschocker sind inzwischen verflogen, doch die Schmerzen von dem Schlag, bei dem ich k. o. gegangen bin, spüre ich immer noch. Ich muss alle paar Sekunden heftig blinzeln, damit nicht alles unscharf wird, und es fällt mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Die abgebrochene Nadel steckt nach wie vor in meinem Arm. Und an meinem Gesicht läuft immer noch Blut herunter. Es fängt an zu dämmern. Es muss jetzt ungefähr vier Uhr sein. Vielleicht fünf.
»Was willst du?«, frage ich.
»Was glaubst du denn?«
Mir fällt ein, was er im Wagen gesagt hat. Über seine Tochter.
»Es war ein Unfall. Es tut mir leid.«
»Du glaubst, wenn du es bereust, ist alles wieder in Ordnung? Du glaubst, wenn sie stirbt, dass ich dann nachts besser schlafen kann, nur weil du dich entschuldigt hast?«
Ich schließe meine Augen, während er mit mir spricht. Er benutzt fast dieselben Worte, die ich an Quentin James gerichtet habe, nur dass es bei mir kein »was wäre wenn« gab, denn Emily war bereits tot. Ich brauchte keine weiteren Informationen, um eine Entscheidung zu treffen. Die Dinge standen unumstößlich fest. Allerdings habe ich Quentin nicht mit Plastikriemen
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