Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
dieselben Menschen entscheiden werden, die auch über meine entscheiden. Mein Kopf tut weh, die Wunden ebenfalls. Ich bekomme vom Gericht einen Anwalt gestellt, und wir können zwei Minuten miteinander sprechen, bevor ich dran bin.
Mit gesenktem Kopf stehe ich in der Anklagebank und höre mir an, was man mir zur Last legt. Ich bekenne mich schuldig. Ich weiß, wie das läuft. Dasselbe ist mit Quentin James auch passiert. Der Richter setzt eine Kaution fest und erklärt, dass, sollte ich sie nicht zahlen können, ich bis zur Urteilsverkündung in sechs Wochen in Haft bleiben werde. Da ich nicht so viel Geld habe, bringt man mich zurück in die Zelle, von wo ich irgendwann am Nachmittag ins Gefängnis überführt werden soll. Mein Gott, ich brauche dringend was zu trinken.
Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht, bis einer der Sicherheitsleute vom Gericht die Verwahrungszelle öffnet und mich auffordert, ihm zu folgen.
»Man hat Ihre Kaution bezahlt.«
»Was? Wer?«
»Ihr Anwalt.«
»Ich kenne meinen Anwalt nicht mal.«
»Ja, es ist auch jemand anders«, sagt er und zuckt mit den Achseln. »Sie haben jetzt einen neuen Anwalt. Vielleicht verbessert das Ihre Chancen.«
Ein Typ in einem teuer aussehenden Anzug tritt ein, um mich zu begrüßen. Der Anzug ist todschick; ich kann mir kaum vorstellen, dass er es überhaupt wagt, sich damit hinzusetzen, aus Angst, er könnte zerknittern. Allerdings ist der Anzug nicht so fesch wie sein Lächeln.
»Theo«, sagt er, tritt vor und drückt mir verdächtig fest die Hand. »Ich bin froh, Sie endlich kennenzulernen.«
»Froh?«
»Sicher, die Lage sieht nicht gerade rosig aus. Andererseits ist das nichts, was man bei Ihrer Vergangenheit nicht wieder geradebiegen könnte.«
»Ich habe mich bereits schuldig bekannt.«
»Ja, sicher, das haben Sie, und das war vielleicht ein Fehler«, sagt er. »Aber was zählt, ist das Urteil. Ihre Vorgeschichte, der Grund für Ihre Trunkenheit, wird das Strafmaß erheblich verringern.«
Er stellt sich als Donovan Green vor. Während er mir über die Schulter blickt, unterschreibe ich mehrere Formulare. Dann kann ich gehen. Die Polizeibeamten händigen mir meine Brieftasche, meine Uhr und mein Handy aus. Der Akku ist leer.
Green führt mich zu einem schwarzen BMW, der zwischen einer hohen Betonwand und einem dunkelblauen Geländewagen mit getönten Scheiben und Dreckspritzern an den Seiten steht. Es ist kühl, und der Wind brennt in meinen Schürfwunden. Ich beschleunige ein wenig das Tempo, um schneller bei seinem Wagen zu sein.
»Wer hat Sie engagiert?«
»Soll das heißen, Sie wissen das nicht?«
»Ich habe so eine Vermutung«, antworte ich, doch in Wahrheit habe ich keine Ahnung.
»Sie haben immer noch Freunde bei der Polizei«, sagt er, und der Satz kommt mir nur allzu bekannt vor.
»Ich möchte ins Krankenhaus.«
Er hält inne. »Ins Krankenhaus? Sie haben sicher Schmerzen, was?«
»Ich will die Frau besuchen, die ich verletzt habe.«
»Das verstehe ich nicht. Sie wollen sie besuchen?«
»Ich will wissen, wie es ihr geht. Das ist alles nur meine Schuld.«
»Mir ist durchaus klar, warum sie dort liegt«, sagt er etwas zu schroff. »Nur, Theo, das ist wirklich keine gute Idee.«
»Ich muss sie sehen.«
Er zuckt mit den Schultern, als wäre es ihm auf einmal egal. »Gut, dann fahren wir.«
Wie sich herausstellt, gehört ihm der Geländewagen und nicht der BMW. Er stellt seinen Aktenkoffer ab, während er in seiner Tasche nach den Schlüsseln kramt. Er schaut erst in der einen, dann in der anderen nach; ich weiß, wie es ist, wenn man jedes Mal danach suchen muss.
»Müssen im Aktenkoffer sein«, sagt er und lässt ihn aufschnappen. »Da sind sie ja.«
Er entriegelt den Wagen, und die Türen springen auf.
»Hüpfen Sie rein.«
Ich steige ein. Im Innern ist es gemütlich und warm. Green fummelt an seinem Koffer herum, bevor er die Tür öffnet. Dann beugt er sich herein und richtet einen Gegenstand auf mich.
»Moment …«
Mehr kann ich nicht sagen, bevor er den Abzug drückt. Mein Körper wird nach hinten gerissen, und ich knalle mit dem Kopf gegen das Fenster, dann wird alles um mich herum schwarz.
Kapitel 32
Für einen kurzen Moment bin ich bewusstlos. Als ich wieder zu mir komme, betäuben die Kopfschmerzen vom Aufprall die Schmerzen, die durch meinen Körper strömen; allerdings nur für ein paar Sekunden. Dann spüre ich keinen Unterschied mehr, sondern nur noch den Stromstoß der Elektroschockpistole,
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