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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Gogol
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auch so ein Polizeimeister.«
    Tschitschikow versuchte es, und in der Tat: das Stück hatte Ähnlichkeit mit dem Polizeimeister; es fand sich ein Platz dafür, obgleich es geschienen hatte, daß absolut kein Platz mehr da sei.
    »Na, wie kann ein solcher Mensch nach Petersburg oder Moskau ziehen? Bei einer derartigen Gastfreiheit hat er da in drei Jahren sein Geld bis auf den letzten Groschen verbraucht!« Von der heutigen Vervollkommnung dieses Verfahrens hatte Tschitschikow eben noch keine Kenntnis: auch ohne gastfrei zu sein, kann man da sein ganzes Vermögen in drei, nicht Jahren, sondern Monaten durchbringen.
    Die Gläser der Gäste füllte der Hausherr unaufhörlich nach; was die Gäste nicht austranken, gab er seinen Söhnen Alexei und Nikolai, die ein Glas nach dem anderen hinuntergossen: es war im voraus klar, welchem Gebiete menschlicher Kenntnisse sie nach ihrer Übersiedelung in die Hauptstadt ihre Aufmerksamkeit zuwenden würden. Die Gäste waren ihrer selbst kaum noch mächtig; mit größter Anstrengung schleppten sie sich auf die Veranda und nahmen dort mühsam auf Lehnstühlen Platz. Sobald der Hausherr sich auf den seinigen gesetzt hatte, der eigentlich für vier Personen Raum bot, schlief er sofort ein. Sein feister Leib verwandelte sich in einen Blasebalg und begann durch den offenstehenden Mund und die Nasenlöcher solche Töne von sich zu geben, wie sie selbst einem modernen Komponisten nur selten einfallen: da hörte man Trommel und Flöte und ein abgebrochenes Getön, das ganz wie Hundegebell klang.
    »Der versteht das Schnarchen!« sagte Platonow.
    Tschitschikow lachte.
    »Natürlich«, fuhr Platonow fort, »wenn man so zu Mittag ißt, wie soll man da melancholisch werden? Da schläft man einfach, nicht wahr?«
    »Ja; aber nehmen Sie es mir nicht übel, ich kann auch nicht begreifen, wie man melancholisch sein kann. Gegen die Melancholie gibt es doch so viele Mittel.«
    »Welche denn?«
    »Für einen jungen Mann gibt es ihrer eine Unmenge: tanzen, ein Instrument spielen … oder auch heiraten.«
    »Wen?«
    »Sind denn in der Umgegend keine hübschen, reichen Mädchen vorhanden?«
    »Nein.«
    »Nun, dann sucht man eben an anderen Orten und macht eine kleine Reise.« Und hier blitzte in Tschitschikows Kopfe plötzlich ein herrlicher Gedanke auf. »Da haben Sie ein prächtiges Mittel!« sagte er, indem er Platonow in die Augen blickte.
    »Welches?«
    »Eine Reise.«
    »Wohin soll ich denn reisen?«
    »Wenn Sie Ihr freier Herr sind, dann fahren Sie doch mit mir mit!« antwortete Tschitschikow und dachte bei sich, während er Platonow anblickte: »Das wäre schön. Dann könnten wir die Ausgaben zu gleichen Teilen tragen, und die Wagenreparatur könnte ganz auf seine Rechnung kommen.«
    »Wohin fahren Sie denn?«
    »Augenblicklich reise ich sowohl in meinen eigenen Angelegenheiten als im Interesse eines anderen. Der General Betrischtschew, ein guter Freund von mir und, ich kann sagen, mein Wohltäter, hat mich gebeten, seine Verwandten zu besuchen … Diese Besuche bei seinen Verwandten sind ja allerdings mein Hauptzweck; aber zum Teil reise ich sozusagen auch um meiner selbst willen; denn die Welt zu sehen und das Treiben der Menschen kennenzulernen, das ist, man mag sagen, was man will, gleichsam ein lebendiges Buch, eine richtige Wissenschaft.« Und als er das gesagt hatte, stellte Tschitschikow folgende Überlegung an: »Das wäre wirklich schön. Es könnten sogar alle Ausgaben auf seine Rechnung kommen, und wir könnten sogar mit seinen Pferden fahren, und die meinigen könnten sich unterdessen bei ihm auf dem Gute ordentlich ausfüttern.«
    »Warum sollte ich nicht eine kleine Reise machen?« dachte unterdessen Platonow. »Zu Hause habe ich nichts zu tun; die Wirtschaft liegt sowieso in den Händen meines Bruders; meine Abwesenheit bringt also keinen Schaden. Wirklich, warum sollte ich nicht eine kleine Reise machen?« – »Würden Sie einwilligen«, sagte er laut, »etwa zwei Tage lang der Gast meines Bruders zu sein? Sonst wird er mich nicht fortlassen.«
    »Mit dem größten Vergnügen; meinetwegen auch drei Tage.«
    »Nun, dann Hand darauf! Fahren wir!« sagte Platonow, lebhafter werdend.
    Sie gaben sich beide den Handschlag. »Fahren wir!«
    »Wohin, wohin?« rief der Hausherr, der aus dem Schlafe erwachte und sie mit aufgerissenen Augen anblickte. »Nein, meine Herren! Von der Kalesche habe ich die Räder abnehmen lassen, und Ihren Hengst, Platon Michailowitsch, haben meine Leute

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