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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Gogol
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konnte.
    »Sehr schön, aber doch nicht das Richtige,« sagte Tschitschikow. »Ich bin nämlich Zollbeamter gewesen, und daher kenne ich die allerbesten Sorten, und dann möchte ich es auch etwas rötlicher haben, so daß es mehr preiselbeerfarben als flaschengrün ist.«
    »Ich verstehe, Sie wünschen genau die Farbe, die jetzt in die Mode kommt. Ich habe da eine ganz ausgezeichnete Qualität. Ich mache schon vorher darauf aufmerksam, daß der Preis ein hoher ist; aber dafür ist es auch eine ganz exquisite Ware.«
    Der Kaufmann stieg selbst hinauf. Das Stück fiel hinunter. Er schlug es mit der Kunstfertigkeit früherer Zeiten auseinander, wobei er sogar für einen Augenblick vergaß, daß er schon einer späteren Generation angehörte, trug es ans Licht, trat sogar aus dem Laden heraus und zeigte es dort, indem er die Augen gegen das Licht zusammenkniff und sagte: »Eine vorzügliche Farbe; man nennt sie ›Rauch und Feuer von Navarino‹ [14]   .«
    Das Tuch gefiel; man einigte sich über den Preis, obwohl der Kaufmann »feste Preise« zu haben behauptete. Dann wurde geschickt mit beiden Händen ein Stück in der erforderlichen Größe abgerissen. Dieses wurde mit unglaublicher Geschwindigkeit auf russische Art in Papier geschlagen. Das Päckchen wurde mit einem dünnen Bindfaden verschnürt, der mit einem kräftigen Knoten zusammengebunden wurde. Die Schere schnitt den Bindfaden durch, und im Handumdrehen befand sich das Päckchen im Wagen. Der Kaufmann lüftet den Hut; Tschitschikow verstand, daß er nun zahlen solle, und griff in die Tasche nach dem Gelde.
    »Zeigen Sie mir schwarzes Tuch!« sagte eine Stimme.
    »Hol’s der Teufel, das ist Chlobujew!« dachte Tschitschikow und drehte ihm den Rücken zu, um ihn nicht zu sehen; denn er war der Ansicht, es würde seinerseits eine Unklugheit sein, wenn er sich mit ihm in irgendwelche Auseinandersetzungen über die Erbschaft einlassen wollte. Aber der hatte ihn bereits erblickt.
    »Aber wirklich, was soll das heißen, Pawel Iwanowitsch? Sie vermeiden mich doch nicht etwa absichtlich? Ich kann Sie nirgends treffen, und doch liegen derartige Angelegenheiten vor, daß wir notwendigerweise ernst miteinander reden müssen.«
    »Verehrtester, Verehrtester«, antwortete Tschitschikow, ihm die Hände drückend, »glauben Sie mir, ich hege den dringenden Wunsch, mit Ihnen zu sprechen, habe aber gar keine Zeit.« Aber im stillen dachte er: »Hol dich der Teufel!« Auf einmal erblickte er den eintretenden Murasow. »Herrgott, Afanasi Wasiljewitsch!« rief er. »Wie ist Ihr Befinden?«
    »Danke, und wie ist das Ihrige?« erwiderte Murasow und nahm den Hut ab. Der Kaufmann und Chlobujew taten das gleiche.
    »Ach, ich leide an Kopfschmerzen, und auch mit dem Schlafe ist es nicht so, wie es sein sollte. Ob das daher kommt, daß ich zu wenig Bewegung habe …«
    Aber statt näher auf die Ursachen von Tschitschikows Beschwerden einzugehen, wandte Murasow sich an Chlobujew: »Ich sah, daß Sie in den Laden hineingingen, Semjon Semjonowitsch, und da folgte ich Ihnen. Ich muß mit Ihnen über eine gewisse Sache reden; mögen Sie nicht einmal zu mir herankommen?«
    »Gewiß, gewiß!« erwiderte Chlobujew eilig. Murasow verließ den Laden wieder, und bald nach ihm ging auch Chlobujew.
    »Worüber mögen die beiden wohl miteinander zu reden haben?« dachte Tschitschikow.
    »Afanasi Wasiljewitsch ist ein hochachtbarer, kluger Mann«, bemerkte der Kaufmann, »und versteht sein Geschäft; aber es mangelt ihm an Bildung. Ein Kaufmann ist ja doch nicht sowohl Kaufmann als Negoziant. Damit stehen aber auch ein Budget und Reaktionen im Zusammenhang; sonst ist das Resultat Pauperismus.« Tschitschikow machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Pawel Iwanowitsch, ich suche Sie überall«, erscholl neben ihm die Stimme Ljenizyns. Der Kaufmann nahm respektvoll den Hut ab.
    »Ah, Fjodor Fjodorowitsch!«
    »Um Gottes willen, kommen Sie zu mir; ich muß mit Ihnen reden,« sagte Ljenizyn. Tschitschikow blickte ihn an und bemerkte, daß er ganz entstellt aussah. Nachdem er bei dem Kaufmann seine Schuld berichtigt hatte, verließ er den Laden.
    »Ich warte schon auf Sie, Semjon Semjonowitsch«, sagte Murasow, als er Chlobujew eintreten sah, »bitte, kommen Sie mit in mein Zimmer!« Mit diesen Worten führte er ihn in das dem Leser bereits bekannte Zimmerchen, ein Zimmerchen, wie man es bescheidener nicht einmal bei einem Beamten finden kann, der jährlich siebenhundert Rubel Gehalt hat.
    »Sagen Sie, ich

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