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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Attest vorlegen, daß ich zwei Meter und zwei Zentimeter groß bin und hundertsiebzehn Kilo wiege. Bis dahin wäre mein Rücken tatsächlich im Eimer. Ganz schön teuer diese Dinger. Bist du beruflich hier?«
    »Ja.« Laurenti blieb sitzen und genoß es, Orlando dabei zuzuschauen, wie er sich zwischen die engen Armlehnen des Besucherstuhls quetschte. »Wir haben diesen Marasi auf dem Karst gefunden, du weißt es aus der Zeitung. Ihr habt auch mit ihm zu tun.«
    »Der arme Maresciallo beißt sich die Zähne an denen aus. Ich mische mich erst ein, wenn er nicht weiterkommt. Die haben einen Mann verloren in der Nacht von Montag auf Dienstag. Sture Hunde, diese Fischer. Jedesmal, wenn was war, ist es das gleiche Spiel. Wortkarge Gesellen. Es wäre verflucht still auf der Welt, wenn alle so wenig reden würden wie die.«
    »Gibt es einen konkreten Verdacht? Oder weshalb ermittelt ihr?«
    »Noch gibt es nichts Konkretes. Sie sind heute wieder vorgeladen.«
    »Wann?«
    Orlando schaute auf die Uhr. »In einer Viertelstunde, soweit ich weiß. Warum?«
    »Ich brauche sie auch. Einen haben wir allerdings noch nicht erreicht. Das trifft sich gut, dann kann ich es ihnen nachher sagen.«
    »Viel Vergnügen! Aber wie mir scheint, hast du sowieso eine Pechsträhne. Contovello«, Orlando streckte seinen Bärenarm in die Richtung des Dorfes, »und dann noch diesen Marasi. Gibt’s einen Zusammenhang?«
    Laurenti hob beide Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Und wenn, dann liegt das Jahrzehnte zurück, als die Kommunisten Istrien kassierten. Es riecht danach, als gäbe es eine alte Verbindung zwischen diesem Marasi und dem Vater des Mannes, der in Contovello in die Luft flog. Beides Fischer und beides Istriani. Marasis Tochter hat mir heute eine geknallt, nachdem ich sie deshalb ein bißchen provozierte. Sie hat einen Schlag wie ein Pferd.« Laurenti deutete auf seine Wange, die längst abgeschwollen war.
    »Wie heißt sie?«
    »Nicoletta Marasi.«
    Orlando wühlte in seinen Unterlagen und zog dann ein Blatt heraus. »Hier, das ist, warum auch immer, bei mir gelandet. Sie hat die Lizenz für den Kutter ihres Vaters wieder beantragt. Auf ihren Namen. Er hätte sie vermutlich nicht mehr bekommen.«
    »Wann?«
    »Datum von heute.«
    »Von heute? Da war er schon tot.«
    »Dann will wohl sie den Kutter übernehmen. Sie hat diesen Fischladen. Ist doch logisch. Sie arbeitet für sich selbst, wie zuvor schon der Alte.«
    »Ziemlich schnell, finde ich.«
    »Nicht unbedingt, Proteo! Sie hat zwei Männer, die sich sonst was anderes suchen …« Orlando griff zum Telefon und drückte die Taste seines Vorzimmers. »Bringen Sie mir bitte die Registrierung der ›San Francesco‹, TS 47819.« Er legte auf. »Jeder Tag, den ein solcher Kutter nicht fährt, ist teuer. Solange die beiden anderen noch keine neue Arbeit haben, muß sie nur noch zwei, drei weitere Leute anheuern. Eine ganze Besatzung zusammenzustellen ist viel schwieriger.«
    »Sie hat nicht unbedingt den Eindruck auf mich gemacht, als ob sie viel von den Kollegen ihres Vaters hält. Als ich heute früh bei ihr vorbeiging, hat sie einem von ihnen eine scharfe Abfuhr erteilt.«
    Nach einem kurzen Klopfen an der Tür brachte der uniformierte Sekretär Orlandos eine Akte herein.
    »Danke.« Orlando schlug sie auf. »Interessant: Es gab vier Eigner. Marasi natürlich, dann der Mann, der seit Montag nacht vermißt wird, und die beiden anderen. Tja, diese Nicoletta Marasi steht natürlich noch nicht drin. Aber sie wird das Ding wohl erben, ihr Vater hatte fünfundvierzig Prozent und war der alleinige Lizenznehmer. Die anderen, würde ich mal sagen, waren nicht viel mehr als beteiligte Angestellte.«
    »Ich habe eine ganz andere Frage. Das einzig Negative, wenn man es überhaupt so nennen kann, an der Familie in Contovello war, daß sie Datteri gegessen haben.«
    »Mhm! Lange her!« Orlando fuhr sich mit der Hand über den Bauch. »Und?«
    »Schmuggeln die Fischer eigentlich?«
    »Was weiß denn ich? Wir finden nie etwas. Frag die Guardia di Finanza, die kontrolliert sie auch. Aber Muscheln? Das glaub ich nicht. Davon wird man nicht reich. Wenn, dann schon Fische. Aber sie übernehmen diese üblicherweise in internationalen Gewässern. Damit ist das schon kein Schmuggel mehr. Ich habe noch nie einen Fisch gesehen, der sich an die Grenzen hält, und auch noch keinen mit einem Paß, in dem steht, woher er kommt. Das kannst du vergessen.«
    »Und anderes? Menschen?

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