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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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fünfzehn Kilo Mussoli. Das passiert ständig. Manchmal finden wir auch Datteri. Ich staune immer wieder über die Blödheit der Menschen. Oder ihre Dreistigkeit. Man öffnet den Kofferraum und riecht das Zeug auch schon. Manchmal schon früher. Übers Meer kommen Zigaretten, gefälschte Markenware, Drogen und Waffen, aber auch nur in den Lastzügen von den Fähren aus Griechenland oder der Türkei. Und dann haben wir natürlich stets auch den Containerhafen im Visier. Aber die Fischer …?«
    »Wenn Sie die Muscheln im Auto finden, dann gibt es wahrscheinlich bei Ihren Beamten zu Hause überall das gleiche Abendessen!«
    »Von wegen, Laurenti. Soll ich Ihnen sagen, was mit dem Zeug passiert? Es landet in der Müllverbrennung. Und warum? Weil man nicht weiß, woher es kommt und ob es den Gesundheitsbestimmungen entspricht. Muscheln sieht man nicht an, ob sie einen Virus haben oder gar aus der Kloake kommen.«
    »Und was ist mit Nicoletta Marasi? Liegt gegen sie etwas vor oder gab es etwas in den letzten Jahren?«
    »Nichts, soweit ich mich erinnere. Aber ich werde es gerne für Sie überprüfen. Reicht es, wenn ich Sie gegen Abend anrufe?«
     
    Er hatte viel zu lange mit Tozzi geredet, aber es war nicht weit ins Kommissariat und er hatte ohnehin keine Eile. Wenn Nicoletta überhaupt gekommen war, dann schadete es auch nicht, wenn sie ein bißchen schmorte. Die Zeit war nur dann ein guter Verbündeter, wenn man sie sicher auf seiner Seite wußte. Laurenti begriff nicht, weshalb er plötzlich gute Laune hatte. Pfeifend überquerte er die Via Carducci, schaute auf die Armbanduhr und ging in die »Bar X«. Er bestellte einen Kaffee, trank ihn ohne Zucker mit ein paar Schlucken aus und überlegte, welche Fragen er Nicoletta stellen würde. Er warf eintausendfünfhundert Lire auf den Tresen und war kurz darauf im Dienstgebäude der Kriminalpolizei. Handwerker setzten eine neue Drahtverglasung in die Tür zum dritten Stock, und er mußte sich an ihnen vorbeidrücken, um in den Flur zu kommen.
    »Du bist spät«, begrüßte ihn Marietta. »Signora Marasi wartet schon.« Sie machte eine Kopfbewegung zu seinem Büro, dessen Tür wie üblich offen stand.
    »Na und? War sonst noch was?« Er hatte nichts dagegen, daß Nicoletta ihn hörte.
    »Deine Staatsanwältin, die slawische Sexbombe, wie meine Kollegin vom 3. Kommissariat sie nennt, kommt zwischen siebzehn und achtzehn Uhr vorbei, außerdem haben deine beiden Töchter angerufen. Du solltest einen Ersatzakku für dein Mobiltelefon besorgen.«
    »Sag dieser Kollegin, sie möge sich vorsehen. Ich will das nicht nochmal hören!« Nicoletta räusperte sich, als wollte sie sich nebenan bemerkbar machen. »Was wollten meine Töchter?«
    »Keine Ahnung. Ich habe gesagt, daß du zurückrufst. Ach ja, und deine Mutter erkundigte sich besorgt, ob du auch genug ißt. Ich glaube, es ist mir gelungen sie zu beruhigen.«
    »Um sechzehn Uhr kommen die beiden Männer Marasis. Ich habe sie zufällig bei der Guardia Costiera getroffen. Außerdem sagte mir Tozzi, daß die Guardia di Finanza Marasi seit langem im Visier hatte.« Er zwinkerte Marietta zu und sprach absichtlich laut. Er hatte keine Eile, Nicoletta sollte Zeit haben, über seine Lüge nachzudenken und unsicher werden. »Die Finanzieri sagten, sie hätten ihn ohnehin bald hochgehen lassen.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Das errätst du nie! Ich sag’s dir später.« Laurenti hatte nicht die geringste Idee, was er glaubhaft hätte erfinden können, und schnitt eine Grimasse. »Mal sehen, ob sie mir wieder eine runterhaut. Bringst du uns bitte Kaffee?«
    Marietta verdrehte die Augen und wies auf ein Schreiben, das vor ihr lag. Proteo Laurenti las es. Der Untersuchungsrichter hatte die Überwachung von Nicolettas Telefon abgelehnt. Er hatte damit gerechnet, daß es kaum durchging. Zumindest hatten sie es versucht, aber die Begründung war zu schwach gewesen. Um einen Telefonanschluß anzuzapfen, mußten konkretere Verdachtsmomente vorliegen. Laurenti befand, daß er Nicoletta lange genug hatte warten lassen, und ging endlich in sein Büro hinüber. Es war fünf vor halb vier.
    »Buongiorno, Signora! Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie warten ließ. Aber im Moment ist der Teufel los. Ich versinke in Arbeit und außerdem mußte ich noch beim Zahnarzt vorbei, und da muß man ja immer warten. Kennen Sie das?« Nicoletta schaute ihn mit einem Stirnrunzeln an, wie er sich die Wange rieb. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, Signora! Er

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