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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Chinesen vielleicht?«
    »Quatsch! Die kommen nicht mit Fischkuttern. Wenn sie übers Meer kommen, dann nicht zu dieser Jahreszeit und wenn, dann mit Schlauchboten oder an Bord von Freizeityachten, von denen der Golf im Sommer wimmelt. Das kann niemand kontrollieren. Nein, ich glaube, das ist eine falsche Fährte. Und was die Chinesen betrifft, sollte man in Triest etwas vorsichtiger sein. Immerhin ist der Triestiner Lloyd seit einigen Jahren in taiwanesischer Hand und wir hoffen alle noch, daß die ›Evergreen‹-Reederei hier ihre Aktivitäten verstärkt.«
    »Ist ja schon gut. Was sonst also: Drogen, Waffen?«
    »Waffen gehen in die andere Richtung, und Drogen kommen zwar übers Meer, aber mit Container-Schiffen und Lkw-Fähren. Vergiß es!«
    »Hast du gute Kontakte zu den kroatischen Hafenbehörden?«
    »Soweit schon. Weshalb?«
    »Kannst du rausbekommen, ob auch Gubian Montag nacht draußen war?«
    »Kaum. Die Kroaten geben uns über ihre Landsleute keine Auskunft. Außerdem, entschuldige, war der Mann da nicht in Triest? Das Haus flog doch am Vorabend in die Luft. Man hat ihn doch gewiß gleich verständigt.«
    »Verflucht, ja, er war sogar bei mir im Büro. Das war Montag. Daraus wird also nichts. Bleibt als einziges Motiv nur diese alte Geschichte. Ich sehne mich danach, daß es mal wieder einen ganz normalen, ganz einfachen Mord gibt. Von mir aus auch ein Doppelmord aus Eifersucht. Nur ein ganz normales Motiv, bitte.«
    »Darauf kannst du in Triest lange warten«, sagte Orlando und zog sich ächzend zwischen den engen Stuhllehnen empor. »Wie geht’s Laura und den Kindern?«
    Proteo Laurenti winkte ab. »Laß uns bald mal essen gehen, dann erzähl ich dir alles. Laura hat einen Verehrer, aber ich will jetzt nicht darüber reden!«
    »Was? Wer?« Der Stuhl brach nicht zusammen, obwohl Orlando sich mit einem Ruck aufrichtete.
    »Ich werde mir wohl eine neue Versicherung suchen müssen.«
    »Der? Dieses Arschloch? Den hast du mir damals auch empfohlen. Ich hab ihn erst gestern oder vorgestern gesucht. Meine Frau bekommt ein neues Auto.«
    »Wann?«
    »In zwei Wochen?«
    »Nein, wann genau hast du ihn gesucht?«
    »Dienstag, warum?«
    »Und, war er da?«
    »Nein, man sagte mir, er sei eine Woche verreist.«
    »Oh!«
    Orlando schaute ihn fragend an.
    »Ich nehme an, er ist bei ihr.« Laurenti ballte die Faust.
    »Wo ist sie hingefahren?«
    »Nach San Daniele zu ihrer Mutter.«
    »Dann glaub ich nicht, daß sie ihn mitgenommen hat. Zu ihrer Mutter doch gewiß nicht, Proteo!«
    »Es gibt dort oben auch Hotels.« Proteo Laurentis Hände zitterten.
    »Wie lange geht das schon?«
    Laurenti zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Seit dem Sommer vielleicht.«
    »Was findet sie eigentlich an dem? Der hat doch nur Probleme. Wenn ich mich nicht täusche, ist er komplett überschuldet und bekommt die Sache auch nicht mehr in den Griff. Nicht einmal der Volvo gehört ihm. Der ist auf seinen ältesten Bruder zugelassen. Wohnt er nicht sogar wieder bei seinen Eltern?«
    »Man sollte überprüfen, wem das Haus eigentlich gehört. Er hat es sicher an jemanden in der Familie überschrieben, damit es nicht gepfändet wurde. Damit könnte man ihn vielleicht sogar hochgehen lassen. Aber ich weiß nicht so recht, ich bin kein Denunziant.«
    »Also, was glaubst du, was sie an dem Kerl findet?«
    »Keine Ahnung«, Laurenti machte eine hilflose Geste. »Reich ist er nicht, schön ist er nicht, intelligent auch nicht besonders. Und Charakter hat er sowieso nicht. Er lebt davon, daß er anderen Versicherungen verkauft, die sie nicht brauchen. Das ist alles. Und trotzdem hält Laura ihn für akzeptabel.«
    »Eines verspreche ich dir: Wenn ich Pietro erwische, haue ich ihm in die Fresse! Verlaß dich drauf!« Orlando hieb seine Faust in den Handteller.
    »Laß nur! Das erledige ich beizeiten und mit großem Vergnügen selbst. Aber ich will jetzt wirklich nicht länger darüber reden. Laß uns nächste Woche mal essen gehen, Ettore.«
    »Wie du meinst. Ich bring dich runter zum Maresciallo. Die haben schon angefangen.«
     
    Laurenti sprach nur kurz mit den beiden Fischern. Ihre Blicke waren finster. Zwei Behördengänge an einem Tag, das war mehr als zuviel.
    »Sechzehn Uhr!« sagte Laurenti, dann sah er den Blick des Maresciallo, dem es ganz und gar nicht paßte, seine Zeit auf diese Weise von einem Polizisten eingeschränkt zu sehen. »Natürlich nur, wenn Sie bis dahin durch sind. Sonst später. Vielleicht könnten Sie mich

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