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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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sagte sie.
    »Es ist wegen des Toten von der Foiba, Ugo Marasi. Angeblich hat der alte Gubian 1943 die Schwester dieses Marasi umgebracht – oder war zumindest daran beteiligt, daß sie ihr Ende in einer Foiba fand. Wenn es wahr ist! Gubian hat vor ein paar Tagen auch damit gedroht, Marasi umzubringen. Gubian ist wieder in Pola. Doch bevor wir eine offizielle Anfrage schicken, müssen wir über die alte Sache ein bißchen mehr wissen als nur die Aussagen von Marasis Tochter und Ehefrau, die nur auf den Berichten des Alten basieren. Vielleicht ist das nur ein Hirngespinst, das den ganzen bürokratischen Aufwand nicht lohnt.«
    »Warum lassen Sie mich nicht ein paar Telefonate führen, Proteo?« fragte Živa Ravno. »Sie sagten zwar, Gubian stamme aus Pola. Aber, wie ich schon auf der Beerdigung sagte, bin ich der Meinung, daß meine Großmutter in Cittanova eine gleichnamige Familie kannte. Sie ist zwar über achtzig aber noch sehr wach.«
    Marietta stellte den Kaffee auf den Tisch. »Dir hab ich keinen gemacht. Du hast heute schon genug von dem Zeug getrunken«, sagte sie barsch.
    »Gute Idee«, sagte er zweideutig. »Bitte, Živa, setzen Sie sich an meinen Platz. Das Amt bekommen Sie über die Null.«
    Marietta und Sgubin standen neben der Tür und machten keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    »Habt ihr nichts zu tun?« fragte Laurenti und schob seine beiden Assistenten hinaus. Dann schloß er die Tür zum Nebenzimmer, die für gewöhnlich offenstand.
    »Habt ihr nichts zu tun? Oh, bitte setzen Sie sich auf meinen Stuhl, Žiiiiva. Er ist noch ganz warm von meinen Eiern«, äffte ihn Marietta nach, öffnete eine Schublade ihres Schreibtischs und zog eine Flasche Jack Daniels heraus. »Sgubin, es ist achtzehn Uhr durch. Zeit für einen Drink!«
    »Bist du etwa eifersüchtig?« fragte Sgubin.
    »Ich? Unsinn! Aber der Idiot vergnügt sich da mit dieser Schlampe, dabei steht uns die Arbeit bis zum Hals.«
    »Meinst du wirklich, daß die etwas zusammen haben?«
    »Sag mal, Antonio«, Marietta hob ihr Glas, »warum gehen eigentlich wir nicht einmal zusammen zu Abend essen?«
    »Von mir aus gerne«, sagte Sgubin und setzte sich auf die Kante ihres Schreibtisches.
    »Heute abend, zum Beispiel. Oder hast du etwa schon etwas vor?«
    »Nein. Wenn du meinst. Ja, warum eigentlich nicht.«
    Marietta goß noch einen Whisky ein und schenkte dem verlegenen Sgubin ein Lächeln. »Was hältst du von der ›Trattoria al Faro‹?« fragte sie. Marietta war sich absolut sicher, daß ihr Chef diese Dame dorthin führen würde. Diesen Abend würde sie ihm kräftig versalzen.
     
    Živa Ravno sprach kroatisch. Eine Sprache, die Proteo Laurenti weder verstand noch mochte. Er saß ihr an seinem Schreibtisch auf dem Besucherstuhl gegenüber und beobachtete sie. Sie stellte ihm nur ein paar wenige Fragen zwischendurch, Vornamen und Alter von Gubian und Marasi, Geburtsdaten etc. Dann ging es auf Kroatisch weiter. Sie machte sich Notizen auf seinem Notizblock. Ihre Handschrift gefiel ihm, schwungvoll mit großzügigem, aber bestimmtem Volumen, leicht nach vorne gerichtet und vor allem gleichmäßig rund. Laurenti begann zu träumen. Er stellte sich vor, wie sie täglich eng zusammen arbeiteten. Blind würden sie sich verstehen und, frei von Konkurrenzkämpfen, würden sie alle Fälle in kurzer Zeit lösen, und dann bliebe genug Zeit für anderes. Er schreckte auf, als sie ihn fragte, ob sie noch mit ihrer Dienststelle in Pola telefonieren dürfe.
    Eine halbe Stunde lang sprach sie konzentriert mit den verschiedensten Personen, bis sie schließlich auflegte, sich in seinen Schreibtischstuhl zurückfallen ließ und ihre Arme streckte. Laurenti war noch begeisterter, als sie ihn außerdem anlächelte.
    »Konnten Sie etwas erfahren?«
    »Unter dem Aspekt, daß meine Großmutter sechsundachtzig ist, sogar ziemlich viel. Sie hat sowohl Gubian als auch Marasi im Fernsehen erkannt. Sie schaut oft die italienischen Nachrichten. Außerdem habe ich meiner Dienststelle die Anweisung gegeben, nach den alten Akten zu forschen. Vielleicht treiben sie noch was auf.«
    In diesem Moment platzte Antonio Sgubin herein. »Es gibt wieder Krach im ›Bellavia‹. Der Anruf kam gerade. Kommst du mit?«
    »Das ist vielleicht interessant für Sie, Živa? Eine Bar in der die Rechtsextremen sich aufs Maul hauen und Istrien zurückhaben wollen. Alle unter fünfundzwanzig. Gleich hier um die Ecke. Wollen wir es uns anschauen? Wir können ja danach weitermachen.«
    »Ich

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