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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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glaube es ist besser, wenn ich Ihnen jetzt berichte, was meine Großmutter erzählte. Ich kann heute abend leider nicht mit Ihnen essen gehen, Proteo!«
    »Geh alleine, Sgubin!« Seine gute Laune erlitt einen Stich ins Herz. Marietta, die im Vorzimmer lauschte, suchte bereits nach einer Ausrede, mit der sie Sgubin wieder los werden konnte.
    »Es ist ein Abendessen mit dem Staatsanwalt, seiner Frau und noch ein paar sogenannten wichtigen Leuten. Ich habe es gerade erst erfahren.«
    Laurenti war sprachlos.
    »Es tut mir leid«, fügte sie hinzu. »Ich wäre viel lieber mit Ihnen ausgegangen.«
    »Dauert es lange? Ich meine, vielleicht hätten Sie Lust, daß wir uns später sehen?«
    »Keine Ahnung. Kann ich Sie anrufen, falls ich früh genug loskomme?«
    Proteo Laurenti schrieb ihr die Telefonnummer auf. »Von mir aus die ganze Nacht.«
    »Also, meine Großmutter erzählte, daß Gubian und Marasi sich von klein auf nicht leiden konnten und sich öfters verprügelt haben. Die Marasis waren einigermaßen wohlhabend, hatten offensichtlich ziemlich viel Land. Aber auch die Gubians waren keine armen Leute. Antonio Gubian, der den Sie suchen, ging schon ganz früh zu den Kommunisten, mit sechzehn Jahren, und dann hieß es, daß er sich 1943 den Partisanen anschloß. Oma sagte allerdings, daß sie nicht glaubt, daß er in die Sache mit Violetta Marasi verstrickt war, und hält das alles für ein Hirngespinst der Familie. Aber es war eine große Geschichte, und es wurde viel geredet. Kein Mensch weiß genau, wer die Täter waren, weil man für diese schmutzigen Aufgaben natürlich Genossen aus anderen Orten einsetzte. Gubian verschwand 1946 aus Cittanova. Sie weiß nicht, wohin er gegangen ist, aber sie versprach, sich ein bißchen umzuhören.«

Stinkender Freitag
    Die hatten Nicoletta am alten Fischmarkt abgepaßt, als die Versteigerung des täglichen Fangs beendet war und ihre beladenen Kühlwagen sich in den fließenden Verkehr auf den Rive eingeordnet hatten. Sie wollte gerade in ihren Fiat Panda steigen, als Mario ihr den Weg verstellte. Luca stand hinter ihr.
    »Guten Morgen, Nicoletta«, sagte Mario.
    »Salve. Was wollt ihr?«
    »Gehst du heute nachmittag zur Trauerfeier von Giuliano?«
    »Was geht euch das an?«
    »Nichts, aber deswegen sind wir auch nicht hier.«
    »Was wollt ihr dann?«
    »Es ist wegen der ›San Francesco‹.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß ihr euch so schnell entscheidet.«
    »Wir haben uns nicht entschieden.«
    »Was habt ihr dann hier zu suchen?«
    »Du kannst uns nicht zum Verkauf zwingen, Nicoletta. Schon gar nicht zu diesem Preis.«
    »Der Preis ist angemessen, und ohne mich könnt ihr sowieso nichts machen. Ich habe fünfundvierzig Prozent und mit Giulianos Anteil sind es dreiundsechzigeindrittel. Eliana wird an mich verkaufen. Wir sind bereits klar.«
    Mario und Luca tauschten überraschte Blicke aus. Luca faßte Nicoletta an der Schulter und drehte sie zu sich.
    »Jetzt paß mal auf, Nicoletta«, begann er.
    »Nimm deine dreckigen Pfoten weg!«
    »Sei still! Das Spiel bestimmen wir, nicht du! Verstanden? Wir werden dich hochgehen lassen, wenn du weiterhin versuchst, uns zu verarschen.«
    Nicoletta lachte auf. »Und wie wollt ihr das tun?«
    »Wenn wir auspacken, hast du ein großes Problem.«
    »Und was wollt ihr sagen?«
    »Halt uns nicht für blöde! Wir werden von Gubian erzählen und von den Kisten, die wir fast jede Woche von ihm übernommen haben. Glaubst du, wir wissen nicht, was da drin war? Hältst du uns wirklich für so blöde?«
    »Und was war drin?«
    »Rauschgift!« platzte Mario los.
    Nicoletta lachte gehässig. »Was? Da waren lediglich Fische drin. Nichts anderes. Beweist es!«
    »Das werden wir!«
    »Und wie? Nichts könnt ihr beweisen, ihr Idioten! Nichts!«
    »Wenn du schlau bist, dann läßt du es nicht drauf ankommen. Es ist besser, du hörst zu!«
    »Macht schon, ich habe nicht viel Zeit.«
    »Du kannst unsere beiden Anteile sowie den von Eliana für achthundertfünfzig Millionen haben, dann ist der Fall für uns erledigt.«
    Nicoletta stieß Mario grob von der Autotür weg. »Ihr spinnt wohl! Jetzt seid ihr völlig durchgeknallt! Das ist der Kutter nicht wert, und jedem von euch gehören weniger als zwanzig Prozent. Ihr könnt ja nicht einmal rechnen.« Sie versuchte einzusteigen, doch diesmal lag Lucas Pranke mit eisernem Griff auf ihrer Schulter. Er drückte sie gegen den Wagen.
    »Dafür schweigen wir, Nicoletta. Das ist doch einiges wert, meinst du nicht

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