Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
sind schon genug von uns umgebracht worden. Jetzt bekommen sie’s endlich zurückgezahlt!‹ Und Ritsos sagte, das sei nicht wahr. Er habe ihn schließlich gefunden, und die Polizei hätte gesagt, daß es ein Italiener war. So ging das eine ganze Weile hin und her. Dann sagte einer zu Ritsos, er sei doch auch ein Slawe und was er hier zu suchen habe. Er antwortete, er sei Grieche, und viele Italiener seien einmal Griechen gewesen. Diesen Quatsch hätte er besser nicht behauptet. Der kannte die doch. Sie sagten, alle Griechen seien Slawen, und dann hat ihn einer gefragt, warum er nicht arbeite. Er sagte, er sei krank geschrieben. Darauf brüllte jemand, die Bar sei kein Krankenhaus und er solle sich verpissen. Für Schmarotzer, die den Staat abzocken wollen, sei hier kein Platz. Damit sei jetzt Schluß! Dann krachte es.« Sgubins Show war zu Ende. »Wir haben sie alle eingelocht«, sagte er schließlich. »Der Bericht liegt schon auf deinem Tisch.«
    Ritsos war mit Kopfverletzungen und einer Verletzung am linken Auge ins Krankenhaus eingeliefert worden.
    »Wir machen den Laden dicht. Es reicht jetzt«, sagte Laurenti. »Ich werde mich gleich nachher darum kümmern. Laß mir alle Aktenvermerke raus, die die Bar« Bellavia »betreffen. Das wird genügen. Zumindest vorübergehend werden die Idioten sich einen anderen Laden suchen müssen!«
    »Bei Marasis Witwe war ich auch schon! Die Frau ist völlig verstört, es ist nichts aus ihr herauszubekommen. Sie lallt die ganze Zeit: ›Ugo hat das nicht verdient!‹ Er sei ein guter Mensch gewesen, der eben nicht anders konnte. Und als ich sie fragte, was sie damit meinte, sagte sie: ›Alles‹. Dann starrte sie mich schweigend an, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Und trotzdem schien es mir, als weinte sie nicht.«
    »Warum?«
    »Weil außer den Tränen alles fehlte. Kein Schluchzen, kein schmerzverzerrtes Gesicht, kein Schwächeanfall, keine Verkrampfung. Die war ganz locker, nur daß sie eben alle Hähne geöffnet hatte.«
    Sie gingen bereits die Treppen in den dritten Stock hoch, als Sgubin noch einmal nach der Wochensitzung beim Questore fragte.
    »Wir haben einen dicken Fisch an der Angel.« Sie gingen in sein Büro. »Guten Morgen, Marietta«, rief Laurenti. »Gibt's wenigstens einen guten Kaffee in diesen tristen Räumen?«
    »Was ist denn mit dir los? Ist Laura zurück? Oder weshalb bist du so fröhlich?« Marietta schaute ihn zweifelnd an, dann grüßte sie Sgubin mit weicher Stimme. »Ciao, Antonio!«
    »Manchmal genügt auch ein bißchen Erfolg bei der Arbeit, um glücklich zu sein. Kommt mit rüber, dann muß ich es nicht zweimal erzählen.«
    Laurenti ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen und legte die Füße auf den Tisch, Sgubin und Marietta saßen vor ihm, wie auf dem Standesamt.
    »Ich vermute, Nicoletta Marasi verfügt über einen lukrativen Nebenverdienst, in den auch ihr Vater verstrickt war und, wenn wir Glück haben, sogar Manlio Gubian. Kann sein, daß wir ein wahres Wespennest ausräuchern müssen. Wenn mich meine Nase nicht täuscht, werden wir vielleicht beide Mordfälle auf einen Schlag lösen.«
    »Ein dicker Fisch im Wespennest? Ganz schön bilderreich heute morgen, Proteo, und dann noch dieser Geruch«, sagte Marietta.
    »Also, wollt ihr’s nun wissen oder nicht? Dann unterbrich mich bitte nicht andauernd!«
    Laurenti berichtete von seinen Erlebnissen im Müllcontainer und nannte zum Abschluß einige Punkte, die sie umgehend erledigen mußten. »Sobald das Labor die Ergebnisse meldet, geht’s los!«
    »Mit was?« fragte Marietta. Auch Sgubin runzelte die Stirn. »Wenn in dem Plastikbeutel was Wichtiges drin wäre, dann hätten die den doch nicht weggeworfen! Und du würdest nach kroatischer Staatsanwältin riechen und nicht nach Fisch!«
    »So schlau bin ich selbst! Aber wenn nichts dran wäre, dann hätte Nicoletta sich wohl kaum davon beeindrucken lassen, ihr Genies! Meint ihr eigentlich, der Questore und die Kollegen hätten mich etwas anderes gefragt? Wenigstens haben sie es gleich begriffen. Also, wir müssen uns dringend mit der Guardia di Finanza koordinieren. Ich rufe Tozzi an. Sgubin spricht mit der Spurensicherung, damit die Trümmer aus Contovello nochmals nach Spuren von Drogen untersucht werden, Marietta, du verständigst die Capitaneria, damit sie Marasis Kutter von der Mole schleppt, außerdem muß Gubians Laden mit Drogenhunden durchsucht werden, und Punkt zwölf will ich die ganze Truppe im Sitzungszimmer

Weitere Kostenlose Bücher