Die Toten vom Klan
vor in Deckung, so daß keiner erkennen konnte, welche Waffen er besaß.
»Schön ruhig!« sagte er. »Tut immer, was ich euch sage. Vor allen Dingen ihr mit dem Strick. Laßt ihn los!«
Die beiden Kerle zögerten. Sie schauten auf ihren Anführer. Erst als dieser nickte, lösten sie ihre Hände.
»Ich hätte auch nicht mehr länger gewartet«, erklärte der Unbekannte. Er hatte eine scharfe Stimme und besaß nicht die breite Aussprache des Südens.
Jerry Blake aber fiel ein Stein vom Herzen. Auch der harte Würgedruck war weg. Er blieb noch auf dem Fleck stehen, hob seine zitternden Arme, bevor er die leicht gekrümmten Finger zwischen Hanf und Haut steckte und den Knoten lockerte. Er streifte die Schlinge über den Kopf und schleuderte sie wütend zur Seite. Mit einem Klatschen verschwand sie im hohen Gras.
»Stellt euch zu den anderen!« befahl der unsichtbare Sprecher, dessen Stimme sich schon zufriedener anhörte, weil alles bisher nach Plan gelaufen war.
Den beiden blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Nach wie vor verbargen die Kapuzen ihre Gesichter. Der Stoff leuchtete wie frisch gefallener Schnee.
Von zahlreichen Augenpaaren wurden ihre Schritte überwacht, doch keiner machte auch nur den Versuch, sich gegen den Mann im Dunkeln zu stellen. Er besaß die absolute Kontrolle, und niemand wußte, wie er bewaffnet war.
Die Mitglieder des Ku-Klux-Klans glichen Statuen, die allerdings jeden Moment aus ihrer Erstarrung erwachen und das Heft in die Hand nehmen konnten. Sie warteten nurauf einen Fehler des unsichtbaren Helfers.
Der regte sich zunächst nicht. Erst als die Mitglieder des Ku-Klux-Klans zusammenstanden, sprach er Jerry Blake an. »Du wirst so tun, Blake, als wären die anderen nicht da. Komm in meine Richtung, aber denk an deinen Freund. Vielleicht willst du ihm etwas davon zurückzahlen.«
»Darauf kannst du dich verlassen, Mister.« Trotz der Anstrengung brachte Blake ein Grinsen zustande. Es war ihm anzusehen, daß er sich freute. Erleichterung machte sich breit.
Der Typ mit dem Quast rührte sich nicht. Neben ihm blieb Blake stehen. Der Farbige war innerlich erregt. Am liebsten hätte er sich auf den Mann gestürzt, dann überlegte eres sich anders. Er drehte ihm den Quast aus der Hand und hörte unter dem Kapuzenstoff einen Fluch. Sekunden später war der Mann lauter zu hören, denn da hatte ihm Jerry die Kapuze vom Kopf gerissen.
»So also sieht jemand aus, der einen Menschen anderer Hautfarbe hängen wollte!« flüsterte Blake.
»Kennst du ihn?« erkundigte sich die Stimme aus dem Dunkel.
»Ja, er wohnt in Cotton wood und hilft an einer Tankstelle aus. Ein mieser Typ.«
Der Kerl rührte sich nicht. Er hatte dichtes, dunkles Haar. Eingefettet lag es auf seinem Kopf. Seine Haut wirkte im Licht der Scheinwerfer gelblich bleich.
Dann strich Blake ihn an. Er hatte es zuvor nicht angekündigt und führte den Quast von oben nach unten. An der Stirn begann der schwarze Schmier, hörte am Kinn auf, wo er sich verdünnte. Noch einmal strich Blake über tias Gesicht, diesmal quer. Dann ließ er den Quast sinken, trat zurück und hörte den Angestrichenen stöhnen.
»Die anderen auch?« rief er in das Dunkel hinein.
Der Helfer war vorsichtig. »Nein, wir wollen es nicht übertreiben. Aber wir werden sie uns holen.«
Und plötzlich schoß er.
Die Stille der Nacht zerplatzte, als die harten Salven aus dem Schnellfeuergewehr rasten, in die beiden Wagen schlugen, Scheinwerfer und Reifen zerfetzten und die Fahrzeuge somit fahruntüchtig gemacht hatten.
Die Vermummten erstickten fast an ihrer Wut. »Bleibt nur stehen!« rief der Mann. »Rührt euch weiterhin nicht.«
Sie wußten, daß sie die schlechteren Karten besaßen und gehorchten. Jerry Blake hatte seinen Weg fortgesetzt. Er blieb neben seinem Helfer stehen, der ihn nicht anschaute und nur fragte: »Kannst du mit einer Kanone umgehen?«
»Klar.«
»Dann hier!« Er reichte ihm eine Waffe.
»Nein, ich habe selbst eine.« Erst jetzt erinnerte sich Blake an den alten Colt-Revolver in seinem Gürtel. Er steckte so versteckt, daß ihn die Klan manner bisher nicht gesehen hatten. Zudem hatte Jerry es auch nicht gewagt, die Waffe zu ziehen.
»Wohin?«
»Mir nach. Mein Wagen steht nicht weit entfernt!« flüsterte der Helfer, der blondes Haar hatte und zur Tarnung dunkle Kleidung trug. Erschoß noch einmal. Die Kugeln fegten über die Köpfe der Vermummten hinweg, ohne einen Menschen zu verletzen. Sie waren die letzte Warnung des
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