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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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»War er nicht eigentlich Lehrer?«, sagt sie laut.
    Jenny nickt. »Soweit ich weiß, hat er das Studium abgeschlossen. Er war auch mal hier an der Schule. Aber vielleicht nur als Referendar. Ich weiß das nicht mehr genau. Aber dann hat ja sein Kumpel die Surfschule gegründet und da machte Sören sein Hobby zum Beruf und wurde Surf- und Segellehrer. Und im Winter Skilehrer.« Die attraktive Blondine lächelt traurig. »Er hat das Leben wirklich genossen, hat einfach getan, was ihm Spaß macht. Als hätte er geahnt, dass er wenig Zeit hat.«
    Â»Vielleicht wollte er nicht als Lehrer arbeiten, weil er schwul war«, vermutet Anne. »Kinder können ganz schön gemein sein.«
    Â»Nicht nur Kinder«, wirft Sophie ein.
    Anne nickt. »Bei ihm war es aber auch die reine Verschwendung«, seufzt sie dann und zuckt verlegen mit den Schultern, als Sophie sie empört anstößt. »Na ja, mir fiel gerade ein, dass er früher Rettungsschwimmer war. Der schönste, den wir jemals hatten.«
    Â»Anne!« Sophie ist empört. »Da war der noch keine zwanzig und du über dreißig. Und überhaupt – wie kannst du heute so reden?«
    Ihre Freundin will sich gerade rechtfertigen, als die beiden Fischer hereinkommen. Als Sophie sieht, dass Arno geweint hat, möchte sie ihn am liebsten in den Arm nehmen. Stattdessen versucht sie, ihn zum Essen zu bewegen. Sie ist sich ziemlich sicher, dass er heute noch keinen Bissen zu sich genommen hat. Das tut er auch erst, als Berta und später Steffi dazukommen und sie alle gemeinsam zu Abend essen.
    Hin und wieder versucht mal der eine, mal der andere vom Thema abzulenken, aber das Gespräch kommt immer wieder auf Sören Mager zurück. »Was ist eigentlich mit seinem Freund?«, fragt Anne irgendwann in die Runde. »Für den muss es doch furchtbar sein, jetzt da ganz allein im Haus zu sitzen, wo er doch hier kaum jemanden kennt.«
    Â»Ich habe den einmal beim Malen gesehen, an der Steilküste«, erzählt Steffi. »Is ja en staatse Kerl, groß und schlank, mit seinen schwarzen Haaren macht der durchaus was her. Aber sehr unfreundlich. Als ich ihm über die Schulter geschaut habe, da hat der mich so angebrüllt, auf Spanisch, dass ich es direkt mit der Angst bekommen habe. Das Bild war so düster und unheimlich, aber immerhin – so aus de Lamäng – doch im Haus möchte ich so etwas nicht haben.«
    Â»Carlos soll schon weg sein«, meint Jenny. »ich hab doch mit Sörens Schwager gesprochen. Die haben ihm gesagt, dass Sören tot ist. Das war wirklich schlimm. Er wollte ihn noch einmal sehen und ist dann gar nicht mehr zurückgekommen ins Haus. Er kommt wohl nicht zur Beerdigung.«
    Â»Wann findet die eigentlich statt?«
    Plötz zuckt mit den Schultern. »Ich weiß noch nicht genau. Sörens Schwester will das selbst organisieren. Aber jedenfalls bekommt der Junge eine ordentliche Seebestattung.«
    Freitag, 19. Oktober
    Sophie knallt wütend das Telefon auf den Empfangstresen und starrt auf den Computerbildschirm, ohne ihre Tante zu beachten, die eben durch den Eingang gekommen ist und nun vorsichtig näher tritt.
    Â»Was ist denn los, Schieter? Ärger?«
    Â»Hör bloß auf!« Sophie holt ihr dickes Buch hervor, schlägt es auf und vergleicht die Eintragungen mit denen im PC. »Hier steht es auch. Ich bin doch nicht bescheuert!« Sie überlegt kurz, dann schüttelt sie den Kopf. »Das kann gar nicht passieren.«
    Â»Ja, was ist denn passiert? Hast du eine Doppelbuchung?«
    Â»Eine? Wir haben ab morgen für eine Woche alle Zimmer belegt. In Niedersachsen und Thüringen sind Herbstferien. Und heute Mittag steht auf einmal ein Bus vor der Tür. Und der Fahrer hat einen Vertrag, von mir unterschrieben, für vier Übernachtungen, ebenfalls für das ganze Haus. Aber bei mir sind die ab 29. Oktober eingetragen.«
    Â»Und heute ist der 19. Da hast du dich wohl verschrieben.«
    Â»Gleich zweimal? Deshalb hab ich ja das Buch, obwohl alle darüber lachen, damit so was nicht passiert. Als Sicherheitsnetz sozusagen.«
    Â»Na schön. Da kannst du ja später drüber nachdenken, wie das passiert ist. Jetzt musst du erst mal die Gäste unterbringen.«
    Â»Das habe ich schon.« Wütend wirft Sophie das Buch in die Schublade und geht zur Kaffeemaschine.
    Â»Du auch einen?«
    Berta nickt.
    Â»Meine

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