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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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sich zu seiner Besucherin.
    Â»Was willst du?«, fährt er sie jetzt beinahe an. »Willst du mich jetzt doch noch anzeigen? Warum jetzt? Das ist alles schon Jahre her. Und überhaupt – ich weiß ja gar nicht, was eigentlich passiert ist.«
    Â»Na eben«, erwidert sie ruhig. »Meinst du nicht, du hättest dich mal erkundigen sollen, was dem Mann geschehen ist, den du überfahren hast?«
    Â»Na –, ich hab doch«, stottert Plötz, »in der Zeitung stand nichts und im Ort hat auch keiner was erzählt, nicht mal Berta, ich dachte, da würde doch drüber geredet, wenn was Schlimmes wäre …«
    Â»Na klar. Und auf die Idee, mich anzurufen oder den Doktor und zu fragen, ob der Mann verletzt war, bist du natürlich nicht gekommen. Lieber gehst du jahrelang gar nicht zum Arzt, um keinen von uns zu treffen. Du wartest, ob Berta dir vielleicht etwas erzählt. Obwohl sie von dem Unfall ja gar nichts weiß – oder hast du es ihr gesagt?«
    Â»Nein, du? An dem Abend vielleicht, als ihr beide spazieren gegangen seid?«
    Â»Nein.«
    Der Fischer lehnt sich erleichtert in seinem Sessel zurück. Dann steht er auf, holt die Gläser und stellt sie auf die Ofenplatte. Marita beobachtet ihn nachdenklich.
    Â»Was war denn nun eigentlich mit dem Mann? Dem ist doch gar nichts passiert, oder?«
    Â»Nein, ich habe Berta nichts davon gesagt«, übergeht sie seine Frage. »Wir haben über die ganzen anderen Unfälle gesprochen, die es in letzter Zeit in Bansin gab.«
    Â»Ja.« Plötz nickt gleichmütig, pustet in sein Glas und sieht sie fragend an. »Und was habe ich damit zu tun?«
    Â»Genau das wüsste ich gern. Deshalb habe ich dich angerufen. Seit dem Gespräch mit Berta zerbreche ich mir den Kopf über die Zusammenhänge. Und da bin ich auf deinen Unfall gekommen.«
    Die Krankenschwester sieht in ihr Glas und nippt vorsichtig an dem heißen Getränk. Plötz zieht die Stirn in tiefe Falten und fragt lauernd: »Was soll das heißen? Das verstehe ich nicht.«
    Â»Der Mann, der da auf der Straße lag, ist tatsächlich noch in der Nacht gestorben.«
    Als kleine Strafe legt sie eine Pause ein und der Fischer wird auch plötzlich kreidebleich und blickt sie entsetzt an.
    Â»Aber damit hattest du wohl nichts zu tun. Er starb an einem schweren Herzinfarkt. Du hast ihn gar nicht angefahren, er hatte jedenfalls keine äußerlichen Verletzungen«, fährt sie endlich fort.
    Der grauhaarige Fischer lehnt sich wieder zurück. »Und das hat mir nun jahrelang auf der Seele gelegen«, stöhnt er. »Mann, warum habe ich dich nicht einfach angerufen und nachgefragt?«
    Â»Vor allem solltest du dich fragen, weshalb du einfach weggefahren bist.«
    Â»Na, das kannst du dir doch wohl denken. Ich hatte was getrunken. Und ich habe ja gesehen, dass du da kommst mit deinem Fahrrad und wusste, dass du dich kümmerst. Ich weiß, es war blöd, aber ich habe nur an meinen Führerschein gedacht. Ich wusste auch nicht genau, ob du mich erkannt hast.«
    Â»Ich habe sogar erkannt, dass du nicht allein im Auto warst«, stellt Marita sachlich fest.
    Â»Na gut, aber ich verstehe trotzdem nicht, weshalb du mich jetzt schon zweimal angerufen hast. Was hat das mit diesen anderen Sachen zu tun? Und wer war der Mann eigentlich?«
    Â»Du wirst ihn nicht gekannt haben. Das war ein Nachbar von Jahns, der erst kurz vorher dorthin gezogen war. Er lag ja auch genau vor Jahns Haus. Und neben dir im Auto saß Sören, der ist jetzt auch tot. Dadurch bin ich darauf gekommen, dass es mit diesem Unfall zu tun haben könnte.«
    Plötz, dem gerade erst ein Stein vom Herzen gefallen ist, sieht die hagere Frau mit den wirren Haaren und dem ratlosen Gesichtsausdruck entsetzt an. »Du glaubst doch wohl nicht, ich könnte Sören überfahren haben?«
    Â»Nein, nein«, wehrt sie schnell ab, »das traue ich dir wirklich nicht zu. Ich meine nur, es könnte einen Zusammenhang geben.«
    Die beiden denken eine Weile nach, während sie schweigend Grog trinken.
    Â»Ich werde mal mit Berta reden«, beschließt Paul Plötz dann schweren Herzens. »Die wird mir zwar schön den Marsch blasen, aber sagen muss ich es ihr.«
    Â»Mach das«, stimmt Marita nun auch erleichtert zu. »Und wenn du wieder Lachs räucherst, bringst du mir ein Stück in die Praxis. Jetzt kannst du dich ja auch wieder

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