Die Toten von Bansin
mal in Bansin untersuchen lassen.«
Samstag, 8. Dezember
»Was meinst du, wollen wir nicht nach Rostock fahren, zum Weihnachtsmarkt? Wir könnten doch eine Nacht dableiben, vielleicht mal wieder ins Theater gehen.«
Frank Sonnenberg schlendert durch das Arbeitszimmer seiner Frau und bleibt vor dem Schreibtisch stehen. Sie blickt vom Computer auf und lächelt etwas mühsam. »Warum nicht? Ich könnte wirklich ein bisschen Abwechslung gebrauchen.«
»Viel zu tun?«, fragt er, mehr aus Höflichkeit als Interesse, und sieht auf ihren Bildschirm.
Jenny schlieÃt eine E-Mail. »Eigentlich zu wenig für diese Zeit«, deutet sie vorsichtig an, aber ihr Mann zuckt nur gleichgültig die Schultern.
»Na, dann hast du ja Zeit. Soll ich ein Zimmer buchen? Vielleicht für das nächste Wochenende? Du kannst ja mal nachsehen, ob du ein Theaterstück findest, oder etwas anderes, das dich interessiert.«
Jenny nickt und Frank verlässt zufrieden das Zimmer.
Sie öffnet erneut ihr Postfach. Es gibt nicht einen einzigen Auftrag für die Feiertage. Keine Nachfrage nach Ãbernachtungen, keine Rundfahrten, keine Veranstaltungen. Jenny erwägt, ihre Stammkunden anzurufen. âºIch habe schon so viele Anfragen für Weihnachten und Silvester und da dachte ich, ich frage erst einmal bei Ihnen nach, Sie möchten doch sicherlich über die Feiertage auch wieder kommenâ¹ â ja, das ist unverfänglich. Beherzt greift Jenny zum Telefon, dann fällt ihr ein, dass es schon ziemlich spät ist. In den Büros arbeitet niemand mehr. Sie fährt den Computer herunter, steht auf und wandert nervös im Raum umher. Irgendetwas geht hier vor. Die sind ihr doch nicht etwa auf die Schliche gekommen? Ihr wird ganz heià bei der Vorstellung. Nein, sie muss vorsichtiger sein.
Aber dass Sophie etwas mit der Flaute im Geschäft zu tun hat, kann sie sich nur schwer vorstellen. Wie hätte sie das machen sollen? So schlau ist die nicht. Oder? Sie muss es herausfinden.
Jenny räuspert sich und geht zum Arbeitszimmer ihres Mannes. »Ich hätte Lust etwas trinken zu gehen«, behauptet sie gespielt munter. »Kommst du mit?«
»Ins Kehr wieder ?«
»Ja, wohin sonst?«
Frank hat eigentlich keine Lust, sich das junge Glück von Sophie und Arno hautnah anzusehen, aber er nickt betont gleichgültig. »Okay, dann können wir da ja auch etwas essen. Oder wollen wir lieber mal wieder zum Chinesen?«
»Ach nein, ich hab gar keinen Hunger. AuÃerdem ist es bei Sophie so schön gemütlich, richtig weihnachtlich.«
Jetzt wird ihr Mann misstrauisch. Seit wann legt Jenny Wert auf weihnachtliche Stimmung? Das passt ja nun so gar nicht zu ihr. Da stimmt doch etwas nicht. Was führt sie denn im Schilde? Und überhaupt â sie ist doch sonst privat kaum ins Kehr wieder gegangen. Die Gespräche dort haben sie immer gelangweilt. Frank muss unwillkürlich grinsen. Sollte ihr jetzt doch der Verdacht gekommen sein, dass er ein Verhältnis mit Sophie Kaiser hat, dann haben sie es genau zum richtigen Zeitpunkt beendet. Das heiÃt, muss er sich eingestehen, Sophie hat es beendet. Na, egal. Heute jedenfalls ist er auf der sicheren Seite und ein bisschen neugierig, was seine Frau so vorhat.
»Also dann«, sagt er unternehmungslustig. »Lass uns gehen.«
Die Urlauber haben sich zwei Flaschen Wein mit auf ihre Zimmer genommen, sie wollen die Kinder dort nicht allein lassen. Sie haben zu Abend gegessen und waren nett und fröhlich wie immer. Sophie, die dem kleinen Jungen von der Heringsdorfer Seebrücke eine Plüschrobbe mitgebracht hat, ist froh, dass sie ihr anscheinend keine Vorwürfe wegen des Unfalls machen.
In der Gaststätte ist es ruhig. Berta sitzt mit Steffi und Christine Jahn am Stammtisch, Anne, Sophie und Arno stehen an der Bar. Arno ist besorgt wegen des Eises auf der Treppe. Nun gab es auch auf Sophie einen Anschlag.
»Bis jetzt hatten wir Glück«, murmelt er. »Aber Tante Berta hat Recht. Wir können nicht einfach abwarten, dass noch mehr passiert. Ich finde, wir sollten zur Polizei gehen.«
»Was glaubst du, was die machen?« Sophie hat wenig Vertrauen. »Bei Brinkmann waren sie doch auch schon wieder. Da soll jemand sämtliche Zimmer verwüstet haben. Und was haben sie herausgefunden? Nichts.«
»Das weiÃt du doch gar nicht«, besänftigt Arno. »Vielleicht haben sie ja
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